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Project Natal: Kämpfen, Sporteln, Fitness vor dem Fernseher

REUTERS/Fred Prouser

Mit der Vorstellung des "Project Natal" hat Microsoft in der Videospielindustrie und in den Medien große Wellen geschlagen. Ein System aus Infrarot-Kamera, RGB-Kamera und Mikrofon soll Controller-loses spielen ermöglichen.

In diversen Demonstration veranschaulichte Microsoft die Funktionsweise des Peripheriegeräts. So wird der Körper dreidimensional erfasst und dient als menschliches Eingabegerät. Virtuelle Bälle können mit Hand und Fuß gezielt geschlagen werden, ohne einen Controller benutzen zu müssen. Ebenfalls bereits möglich ist die Controller-lose Steuerung von Rennautos. Die Kamera überträgt die Handbewegungen am imaginären Lenkrad ins Spiel.

Bewegung der Couchpotatoes

Neben der Funktionalität fällt beim betrachten der Vorführung vor allem eines auf: Natal bringt einen ins Schwitzen. Ist das vielleicht die Zukunft des Hometrainers?

John Riccitiello, CEO des Videospielherstellers Electronic Arts ist guter Hoffnung, dass "Natal" einen breiten Markt erreichen wird. Tatsächlich habe sein Unternehmen bereits selbst an ähnlicher Technologie gearbeitet, bestätigt Riccitiello gegenüber dem Branchenblog Kotaku.

"Die Technologie ist überzeugend. Ich glaube nicht, dass (Natal) allen Videospiel-Genres gerecht wird", schickt der EA-Boss voraus und merkt an, dass es sich aus seiner Sicht gut für Musik- und Sportspiele eignen würde.

Sony geht andere Wege

Riccitiello zeigt sich auch von Sonys "Motion Controller" begeistert und meint sogar, EA habe den PlayStation-Hersteller mit der hochpräzisen Tracking-Technologie bekannt gemacht. Das System würde sich gut für 3D-Spiele wie Shooter eignen - Spiele die eine Präzision erfordern, die mit "Project Natal" nicht erreicht würde.

Generell sieht er eine rosige Zukunft für bewegungssensitive Spielsteuerungen (Motion Gaming). Er erwartet, dass der Markt künftig zu 50 Prozent durch derartige Systeme bestimmt wird, während traditionelle Controller weiterhin stark bleiben würden. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man FIFA mit einem Motion-Controller spielen möchte. Zum einen wäre das ziemlich anstrengend und andererseits macht der traditionelle Controller viel Spaß."

Microsofts Vision

Abseits von Turnübungen geht die Vision Microsofts allerdings weiter: Die "natürliche" Interaktion mit virtuellen Charakteren. Ein für Vorführungen getrimmtes Spiel, "Milo" getauft, zeigte das Zusammenspiel mit einem virtuellen Jungen und einer Präsentatorin. Milo soll dabei sogar auf Fragen antworten können.

Wie sich nachher jedoch herausstellte, versteht Milo in Wahrheit gar nicht, was man ihm sagt, sondern erkennt nur am Tonfall, ob es sich um eine Frage oder einen Witz handelt. In jedem Fall dürfte das noch mehr ein Konzept, als ein reales Spiel sein.

X-Fit

Der Redmonder Konzern verspricht zum Marktstart "magische" Spielerlebnisse. Ob dies über spielerische Turnübungen hinausgeht wird man sehen. Entwicklungswerkzeuge wurden gerade erst an ausgewählte Spielestudios ausgehändigt. Bis zu den ersten Natal-Spielen wird es wohl noch ein, zwei Jahre dauern. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 10.6.2009)