Dienstagmorgen parkte der LKW zur mobilen Datenträgervernichtung vor dem Volkstheater in Wien.

Foto: Birgit Riegler

Der Verein für Anti-Piraterie brachte tausende illegal kopierter CDs und DVDs zur öffentlichen Vernichtungsaktion mit.

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Im Inneren des LKWs werden die Datenträger dem mechanischen Schlund des Reißwolfs übergeben ...

Foto: Birgit Riegler

... um unten als Plastikschnippsel wieder herauszukommen.

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Der Parkplatz vor dem Volkstheater in Wien war Dienstagmorgen Schauplatz für eine Vernichtungsaktion illegal kopierter CDs des Vereins für Antipiraterie der Film- und Videobranche (VAP). Anstatt mit einer Dampfwalze über einen Berg von Datenträgern zu fahren oder sie in Müllverbrennungsanlagen zu zerstören - wie für solchen Aktionen gerne für die Medien inszeniert wird - hat man einen LKW für mobile Datenträgervernichtung vorgefahren, in dem die Silberscheiben samt Hüllen im Reißwolf zu Plastikspänen zermalmt wurden.

Millionenschaden durch Analog-Piraterie

Bei den Datenträgern handle es sich um tausende beschlagnahmte CD-Rs, die vor allem von chinesischen und vietnamesischen Händlern aus der Tschechischen Republik nach Österreich eingeführt worden seien. Hierzulande würden die CDs um 3 bis 5 Euro verkauft, während die Original-DVDs im Handel zwischen 9 und 20 Euro kosten. Dadurch entstehe der Wirtschaft ein Millionen-Schaden.

Organisierte Verbrecherbanden

Die CDs würden laut VAP durch fliegende Händler, meist chinesische Asylwerber, hierzulande etwa am Wiener Naschmarkt oder auf grenznahen Märkten wie Excalibur City verkauft. Drahtzieher dahinter seien kriminelle Organisationen. Die Verkäufer würden oft durch Schlepperbanden nach Österreich gebracht und müssten hier Schlepperschulden in Höhe von 10.000 bis 15.000 Euro abarbeiten. Nicht selten sei auch Prostitution im Spiel, so die Ermittlungsergebnisse der Behörden. Es gehe nicht darum, die Verkäufer einzusperren, meint Werner Müller, Geschäftsführer des Fachverbands der Audiovisions- und Filmindustrie der Wirtschaftskammer Österreich und VAP-Generalsekretär, gegenüber dem WebStandard im Rahmen der Aktion. Da die Produktpiraterie jedoch nach aktueller gesetzlicher Lage ein Privatanklagedelikt sei, seien polizeiliche Möglichkeiten nur sehr eingeschränkt.

Pirate Bay "widerlich"

Auch bei der digitalen Piraterie, der Verbreitung illegal kopierter Musik und Filme über das Internet, wolle man eher gegen die Organisationen dahinter vorgehen so Müller. Downloadportale würden mit dem Anbieten illegaler Files ein Millionengeschäft machen und ihre Einkünfte in die Karibik schaffen. Dass sich die Betreiber von BitTorrent-Trackern wie The Pirate Bay als Anarchisten verstehen, findet Müller widerlich, dahinter stünden nur finanzielle Interessen. Die harten Strafen gegen die Betreiber der Seite hatte der VAP bereits kurz nach Urteilsverkündung begrüßt. "Kreative haben ein Recht auf den Schutz ihrer Werke vor illegaler Ausbeutung und haben genau wie alle anderen ein Recht auf entsprechende Entlohnung ihrer Arbeit", so Müller im April.

Diskussion um Wert des Urheberrechts

Wie unter anderem der Einzug der schwedischen Piraten-Partei in das Europäische Parlament zeige finde derzeit eine große Diskussion statt, bei der es um den Wert des Urheberrechts gehe. "Das Internet wird offensichtlich als ein Boden für eine andere rechtliche Lage angesehen", sagt der VAP-Generalsekretär. Das sei teilweise auch die Schuld der Telekommunikationswirtschaft, die den Eindruck erwecke, dass alles gratis sei. Müller kritisiert, dass in der Politik hierzulande dazu nicht eindeutiger Stellung bezogen werde.

17-jährige Downloader nicht kriminalisieren

Auf die Frage, ob man sich strafbar macht, wenn man einen urheberrechtlich geschützten Film auf Streaming-Portalen wie kino.to ansehe, meint Müller, dass bei allem, was illegal ins Web geladen werde, auch der Download illegal sei. Der VAP gehe aber nicht gegen private Downloader vor. Dazu habe man einerseits keine Kapazitäten und andererseits wolle man den "17-jährigen Einmal-Downloader" nicht kriminalisieren. Das gelte auch für die Käufer illegal kopierter DVDs. "Leute, die sich eine DVD um 3 Euro kaufen, sind angesichts der minderen Qualität schon genug gestraft", meint Müller. (Birgit Riegler/ derStandard.at 9. Juni 2009)