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Forscherin: Selbst junge Orang-Utans, die gekitzelt werden, stoßen Lautäußerungen aus.

Foto: AP/University of Portsmouth, Miriam Wessels

Hannover/Cambridge - Wenn junge Schimpansen oder Gorillas gekitzelt werden, bekommen sie ähnliche Kicheranfälle wie Kleinkinder. Lachen ist also keineswegs eine typisch menschliche Eigenschaft, wie ein deutsch-amerikanisches Forscherteam im Rahmen einer Studie mit Primaten- und Menschenkindern herausgefunden hat. 

Lachen

Lachen gehört zu den am weitesten verbreiteten emotionalen stimmlichen Ausdruckselementen in der Kommunikation des Menschen. Es kann Freude ausdrücken, Konflikte entschärfen und sozial ansteckend wirken, als hämischen Lachen aber auch dazu dienen, andere auszugrenzen. Lachen ist über alle Kulturkreise hinweg verbreitet und bereits Babys im Alter von vier Monaten, aber auch blind und gehörlos geborene Kinder können lachen. Deshalb wird angenommen, dass Lachen eine angeborene stimmliche Gefühlsäußerung darstellt.

Evolution

Das Lachen lasse sich zehn bis 16 Millionen Jahre zurückverfolgen, bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Menschenaffen, schreiben die ForscherInnen Marina Davila Ross, Michael Owren und Elke Zimmermann im Fachjournal "Current Biology" (online vorab). Stimmliche Komponenten der Ur-Lachlaute seien in der Evolution offensichtlich graduell verändert und verstärkt oder wieder zurückgebildet worden. Dies sei besonders auffällig nach der Abspaltung der Homininen-Linie von den Menschenaffen, als Lachen zu einem grundlegenden Werkzeug der menschlichen sozialen Kommunikation wurde.

Das Forscherteam zeigte, dass sich Lachen beim Menschen stimmlich dadurch von Menschenaffen unterscheidet, dass es überwiegend aus stimmhaften, melodischen Silben besteht, die beim Ausatmen generiert werden. Doch auch Menschenaffen können lachen. Sie äußern sowohl beim Ausatmen als auch beim Ein- und Ausatmen Serien von meist stimmlosen Kicher- oder Keckerlauten. In den langen Lautserien von Schimpansen und Bonobos werden sie erstmals auch stimmhaft und melodisch. Über graduelle Veränderungen der Stimmstruktur von Kitzellauten lässt sich das Lachen beim Menschen ableiten.

"Uns hat überrascht, dass Kitzeln selbst bei Gorillas und Orang-Utans Lautäußerungen auslöst", sagte Elke Zimmermann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Die Zoologin, die die Studie initiiert hat, sammelt seit mehr als zehn Jahren Aufnahmen mit Lauten von Menschenaffen. (APA/dpa/red)