Während so manch andere Open Source Software - beispielsweise der Firefox-Browser - für ihr flexibles Erweiterungssystem bekannt ist, wissen wohl selbst viele OpenOffice.org-BenutzerInnen nicht, dass sich auch die freie Office-Suite mittlerweile relativ komfortabel um neue Funktionen erweitern lässt. Viel an Entwicklungsarbeit ist in den letzten Jahren passiert, um die Nachrüstung einzelner Feature möglichst einfach zu gestalten.

Auswahl

Gleichzeitig hat Computerhersteller Sun, der noch immer die Großzahl der EntwicklerInnen stellt, eine zentrale Add-Ons-Seite ins Leben gerufen, auf der die BenutzerInnen durch das Angebot stöbern können. Die Schar der hier verfügbaren Extensions hat sich dabei mittlerweile deutlich vergrößert, höchste Zeit also einmal einen Blick auf einige ausgewählte Highlights zu werfen.

Kommentar

Auch wenn das Angebot hier bei weitem noch nicht mit der Vielfalt der Firefox-Erweiterungen mithalten kann, so kann trotzdem jeder Bericht nur einen Ausschnitt aus der Welt der verfügbaren Extensions geben. Insofern seien die geneigten LeserInnen explizit dazu aufgefordert, im Kommentarbereich eigene Tipps zu posten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Installation von OpenOffice.org-Erweiterungen ist denkbar einfach, üblicherweise werden diese als spezielle Dateien mit der Endung *.oxt ausgeliefert. Meist erkennt das Betriebssystem ohnehin schon selbst, worum es sich dabei handelt und ruft automatisch den Extensions Manager von OpenOffice.org auf.

Manuell

Passiert das einmal nicht, kann dieser auch manuell über den entsprechenden Eintrag im Tools-Menü gestartet werden. Erweiterungen lassen sich dann über "Add" und die Auswahl der entsprechenden Datei installieren.

Updates

Der Extensions Manager bietet zusätzlich die Möglichkeit online nach Updates für die installierten Add-Ons zu suchen. Natürlich lassen sich Erweiterungen hier auch wahlweise deaktivieren oder gänzlich entfernen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die erläuternde Vorworte hinter uns gebracht, schreiten wir zu den konkreten Erweiterungen voran, und dabei soll gleich ein echtes Schwergewicht den Anfang machen: Die "Writer's Tools" vereinen eine ganze Palette an zusätzlichen Funktionen, die vor allem VielschreiberInnen das Leben mit der freien Office-Suite erheblich erleichtern.

Möglichkeiten

Einmal installiert offenbart sich dieser Reigen an neuen Möglichkeiten über eine vollständige neue Spalte im Menüsystem von OpenOffice.org. Von hier aus lassen sich dann etwa diverse Backup-Funktionen aufrufen. Eines der interessantesten ist dabei wohl das "Multi-Format-Backup": Dabei wird das gerade bearbeitete Text-Dokument in mehreren Formaten - konkret: Word 97, RTF und TXT - gleichzeitig abgespeichert und in eine ZIP-Datei gepackt.

Online

Dokumente lassen sich aber auch direkt per E-Mail als Backup versenden oder auf einen FTP-Server stellen. Außerdem gibt es eine Anbindung an das Amazon S3-Service.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zu den weiteren Funktionen der Writer's Tools gehört eine Anbindung an diverse Referenz-Nachschlagewerke, neben den Cambridge Dictionaries, Ask Oxford und der Encylopedia Britannica darf hier natürlich auch die Wikipedia nicht fehlen. Ein anderes Feature: Über eine Übersetzungsfunktion lassen sich ganze Textblöcke in eine andere Sprache umwandeln - hierfür kommt Google Translate zum Einsatz.

Zeit

Es gibt einen Timer, der mitstoppt, wie lange man bereits an dem aktuellen Dokument arbeitet, sowie ein Tool um flott Maßeinheiten zwischen den verschiedenen gebräuchlichen Systemen zu konvertieren. Außerdem können in einem Text vorkommende Begriffe oder Adressen direkt auf Google Maps lokalisiert werden.

Micro

Selbst eine Microblogging-Anbindung wurde in die Erweiterung integriert. Wer will kann also dann auch von OpenOffice.org kurze Status-Nachrichten an Twitter oder Identi.ca verschicken.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Writer's Tools bieten zusätzlich ein eigenes Bookmark-System, mit dem die meist benutzten Dokumente für einen Schnellzugriff fix festgelegt werden können. Zeit für eine Anmerkung: Entgegen den anderen hier vorgestellten Erweiterungen, bedürfen die Writer's Tools noch eines zusätzlichen Installationsschritts, um ihre volle Funktionalität entfalten zu können.

Datenbank

Wer also etwa das erwähnte Bookmarks-System installieren will, muss noch eine mitgelieferte Datenbank manuell einrichten. Diese kann über den Einstellungsdialog im Bereich "OpenOffice.org Databases" fix hinzugefügt werden.

Notizen

Dann funktionieren auch der integrierte Notizblock, sowie die simple Task-Liste, die ebenfalls zum Umfang der Erweiterung gehören. Recht nützlich ist auch der "Visual Word Count", die Funktion verrät, wie weit man noch von einem gesteckten Ziel an zu schreibenden Wörtern entfernt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einige der interessantesten Erweiterungen für die freie Office-Suite wurden von Sun selbst entwickelt, dass die entsprechenden Funktionen nicht fix in die Software integriert sind, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass der Hersteller das Erweiterungssystem für OpenOffice.org bekannter machen möchte. Andererseits lassen sich so aber auch neu Features relativ bequem einer breiteren Öffentlichkeit zuführen - und entsprechend testen.

Import

In solch eine Kategorie gehört wohl die PDF Import-Extension, nach deren Installation lassen sich entsprechende Dateien öffnen und editieren. Um möglichst große Layout-Treue zu wahren, passiert dies in der Grafik-Komponente Draw, eine Entscheidung, die allerdings etwas auf Kosten der einfachen Editierbarkeit geht. Für spätere Versionen der Erweiterungen plant man entsprechend PDFs im Writer zu importieren.

Hybrid

Doch die Erweiterung bietet darüber hinaus noch ein zweites zentrales Feature: Einmal eingerichtet lassen sich Hybrid-Dokumente abspeichern, dabei werden in eine Datei sowohl OpenDocument - das freie Default-Dateiformat von OpenOffice.org - und PDF-Versionen gespeichert. Dies hat den Vorteil, dass jene, die keine Office-Suite mit OpenDocument-Unterstützung installiert haben, das entsprechende File zumindest anzeigen können, in OpenOffice.org wird das Ganze hingegen als vollständig normales und voll editierbares Dokument geladen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dass auch bei der Suchfunktion von OpenOffice.org noch einiger Spielraum für Verbesserung gegeben ist, beweist "Alternative Find & Replace". Die Erweiterung bietet zahlreiche mächtige Suchmöglichkeiten, auf die man in der Default-Ausstattung verzichten muss.

Blockweise

So kann man hier nicht nur nach einzelnen Begriffen sondern auch gleich nach ganzen Textblöcken suchen. Es lassen sich außerdem Textstellen nach deren Attributen aufspüren, es kann also zum Beispiel gezielt nur nach Links oder Textstellen, die kursiv gesetzt sind, gesucht werden.

Regulär

Zusätzlich ist hiermit mehrfaches Durchsuchen und Ersetzen in einem Schritt möglich. Beinahe uneingeschränkte Möglichkeiten eröffnet die Verwendungen von regulären Ausdrücken. Da diese jedoch nicht immer ganz trivial zu meistern sind, geht die Erweiterung hier mit einem umfangreichen Pull-Down-Menü zur Hand, das einige der gebräuchlichsten Ausdrücke beinhaltet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine zunehmende Herausforderung für klassische Office-Suiten werden entsprechende Online-Anwendung. Das Beste aus beiden Welten will OpenOffice.org2GoogleDocs vereinen.

Abgleichen

Die Erweiterung mit dem leicht sperrigen Namen bietet eine Anbindung an diverse Online-Office-Services. Dazu gehört nicht nur das namensgebende Google Docs sondern auch Zoho, zusätzlich lassen sich Dateien mit jedem beliebigen WebDAV-Server synchronisieren.

Dokumente

Der Abgleich erfolgt dabei manuell, ist aber immerhin in beide Richtungen möglich. Das Ganze funktioniert sowohl mit Textdokumenten als auch mit Tabellen und Präsentationen. Hingewiesen sei darauf, dass die Erweiterung dazu neigt, auf manchen Rechnern nicht korrekt zu funktionieren, was allerdings meist an der lokalen Java-Installation liegt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Von Haus aus kommt OpenOffice.org "nur" mit einer konventionellen Rechtschreibprüfung. Eine ganze Reihe von weiteren Möglichkeiten bieten sich mit der LanguageTool.

Fehler

Über eine Vielzahl von Regeln können gebräuchliche Schreibfehler aufgespürt werden, auch eine einfache Grammatikikprüfung lässt sich über das Open Source-Tool erledigen. Die Erweiterung arbeitet dabei neben englischen auch mit deutschsprachigen, polnischen und niederländischen Texten zusammen.

Duden

An dieser Stelle ein kleiner kommerzieller Querverweis: Wer mehr Möglichkeiten zur Textprüfung benötigt, dem sei der Duden-Korrektor ans Herz gelegt. Dieser ist zwar nicht kostenlos, um rund 20 Euro bekommt man aber unter anderem Grammatik-, Interpunktions- und Stilprüfung mitgeliefert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine Schlankheitskur für Präsentationsdateien verspricht der Sun Presentation Minimizer. Über diverse Tricks kann die Dateigröße entsprechender Files erheblich reduziert werden, die Erweiterung bietet hierfür einen eigenen Dialog an.

Optimiert

Ein entscheidender Faktor ist zunächst mal die Auswahl der Zieloptimierung, immerhin müssen Bilder bei einer Vorbereitung für den Druck wesentlich höheren Anforderungen genügen als bei einer reinen Bildschirmausgabe. Auch kann das Tool OLE-Objekte platzsparend durch Bilder ersetzen.

Reduktion

Ebenso werden versteckte Slides und private Notizen entfernt, nicht angezeigte Bildteile werden abgeschnitten, um weiteren Platz zu sparen. So lässt sich oft eine erhebliche Reduktion der Dateigröße erreichen, erfreulich auch, dass das Ganze nicht nur mit den Openoffice.org-eigenen Impress-Dateien sondern auch mit Powerpoint-Präsentationen funktioniert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eines der Tools die sich für eine fixe Aufnahme die Office-Suite empfehlen ist die Sun Presenter Console: Diese nutzt eine Multimonitor-Darstellung, um Vortragenden den Überblick auf ihre Unterlagen zu erleichtern.

Trennung

Während die ZuseherInnen die ganz normalen Slides zu Gesicht bekommen, werden den Vortragenden auf ihrem Screen weitere Infos angezeigt. Dabei lässt sich zwischen drei verschiedenen Ansichten wählen.

Auswahl

So ist es etwa möglich sich neben dem aktuellen Slide auch noch den darauf folgenden und die dazu gehörigen Notizen auf einen Blick anzeigen zu lassen. In einem anderen Darstellungsmodus gibt es einen Thumbnail-Überblick über die enthaltenen Slides, bei einer weiteren Präsentationsart werden auch die Übergangsanimationen angekündigt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Umfang der mit OpenOffice.org von Haus aus mitgelieferten Clipart-Sammlung ist recht beschränkt. Ein deutlich größeres Angebot liefert hier EuroOffice Online Clipart.

Wikimedia

Die Erweiterung ermöglicht zu diesem Zweck die Einbindung der Bilder aus der Wikimedia Commons-Sammlung. Um die jeweilige Lizenz zu respektieren, wird automatisch ein Link auf das Original-Bild gesetzt und die Original-Autorin namentlich ausgewiesen.

Bericht

Ebenfalls recht nützlich ist EuroOffice My Progress: Das Add-On protokolliert die eigene Schreibaktivität - auf Wunsch - mit und kann daraus auch eine grafische Auswertung erstellen. Die entsprechenden Daten werden im jeweiligen Dokument gespeichert, lassen sich aber auch wieder gezielt entfernen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Etwas aus dem Rahmen der restlichen Erweiterungen fällt das Folgende, immerhin geht es dabei nicht um gänzlich neue Funktionen sondern "nur" um zusätzliche Dokumentvorlagen. Da diese aber die alltägliche Arbeit mindestens ebenso positiv beeinflussen können, seien sie doch zumindest kurz erwähnt.

Auswahl

So findet sich auf der Erweiterungsseite von OpenOffice.org eine breite Palette an Templates für die unterschiedlichsten Lebenslagen und Sprachen. Besonders zu empfehlen ist dabei das Professional Template Pack II von Sun selbst.

Template

Darin enthalten rund 120 unterschiedliche Vorlagen, deren Einsatzgebiet sich durch alle Komponenten der Office-Suite zieht. Die Sammlung gibt es sowohl in einer deutschsprachigen als auch einer englischen Ausführung. (Andreas Proschofsky [@suka_hiroaki auf Twitter], derStandard.at, 07.06.2009)

Screenshot: Andreas Proschofsky