Street Fighter IV ist bereits für PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen – die PC-Fassung folgt voraussichtlich am 30. März.

Foto: Hersteller
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"Ich hasse dich", schallt es an mein Ohr, als sich im selben Moment ein brennender Schmerz in meinem Oberschenkel bemerkbar macht. Autsch, das hat gesessen. Meine Daumen sind taub, meine Finger verkrampft, aber das hämische Grinsen auf meinen Lippen kann ich dennoch nicht unterdrücken. Sich virtuell den Schädel einzuschlagen hat auch Jahrzehnte nach der Einführung der ersten Spielhallenautomaten (Arcades) seinen Charme nicht verloren. Dieser Tage ist der offiziell vierte Teil des wohl populärsten Franchises dieses Genres für die Konsolen PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen.

Classic

Street Fighter IV mischt das alt bewährte Konzept mit moderner Technik. Klingt nach einem grafischem Neuaufguss, doch die neueste Schöpfung Capcoms ist eher die lang ersehnte Revision, mit der Identität eines Klassikers.

Die japanische Spieleschmiede hat gegen den Trend (siehe Tekken, Soul Calibur oder Dead or Alive) nichts am zweidimensionalen Gameplay geändert, Figuren aber dreidimensional gezeichnet und Hintergründen eine optische Tiefe verliehen. Der traditionelle Zeichenstil wurde dabei so gut es ging beibehalten und der Darstellung damit ein ganz eigener Touch aus 1990er-Manga und moderner Rendergrafik verliehen.

Umfangreich

Das Ziel eines Street Fighter ist es nach wie vor seinen Opponenten möglichst hart und schnell zu vermöbeln. Dafür gilt es das einst revolutionäre Combo-System zu beherrschen. Alle 25 Charaktere haben ihre individuellen Vorzüge, Tricks und Schlagfolgen auf Lager. Alte Bekannte wie Ryu und M. Bison stellen sich neuen Herausforderern wie Crimson Viper oder El Fuerte.

Etwas mühsam: Mehr als ein Drittel der Kämpfer muss im Turniermodus freigespielt werden. Zwar ist den einzelnen Helden eine relativ solide Hintergrundgeschichte in kurzen Vor- und Abspännen angedichtet worden, allerdings muss man sich am Ende immer dem gleichen zähen Endgegner "Seth" stellen, der optisch noch dazu kaum begeistert. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich in 7 Stufen ausrichten. Anfänger und Profis sollten so gleichermaßen zum Zug kommen.

Gegeneinander

Den Mittelpunkt bilden wie immer die Kämpfe gegen menschliche Gegner, erstmals auch auch online mit Gleichgesinnten aus aller Welt. Das Match-Making geschieht tatsächlich auf Knopfdruck, lange Wartezeiten waren im Test nicht zu verzeichnen. Wer seinen Namen ganz oben in den Rankings sehen möchte, sollte in jedem Fall die neuen Ultra-Combos erlernen und Focus-Attacken üben. Erstere sind nichts anderes als besonders lange Schlagfolgen. Ein Indikator gibt Aufschluss über den richtigen Zeitpunkt. Focus-Attacken ermöglichen es mit einer Tastenkombination besonders wuchtige Attacken aufzuladen, um den Gegner auf die Matte zu schmettern. Idealerweise stimmt man solche Schläge auch noch mit Kontern ab. Wen das alles überfordert, darf im Trainingsmodus an einem Sparringpartner üben.

Hat man das oberflächlich banal wirkende Tastengeklopfe einmal durchblickt, offenbart sich einem der darunter liegende strategische Aspekt. Die gut ausbalancierten Charaktere und die liebevoll modellierten Arenen sorgen für dauerhafte Abwechslung.

Steuerung

Die Arcade-Steuerung wurde bestmöglich auf das Gamepad der Konsolen portiert. Bei der PS3 funktioniert die Navigation sowohl über den Analog-Stick als auch über das Steuerkreuz zufriedenstellend. Vom Digipad des Xbox-Controllers ist hingegen eher abzuraten, hier wird man mit der analogen Steuerung glücklicher werden.

Spieler, die es etwas ernster meinen und Fingerkrämpfe und Sehnenscheidenentzündungen vermeiden wollen, sollten im Fachhandel nach einem Street Fighter IV-gerechten Joystick Ausschau halten.

Guter Ton

Spielhallenliebhaber werden sich über vertraute, aber neu abgemischte Soundeffekte freuen - angeführt von Ryus "Hadouken". Geschmackssache: Der Titelsong "Indestructible" versetzt einen hingegen eher in ein Highschool-Musical, als in einen Ring fliegender Fäuste.

Fazit

Street Fighter IV ist jedem Fan des Genres zu empfehlen, nicht nur den Nostalgikern. Neueinsteiger finden sich dank der intuitiven Steuerung ebenfalls schnell zurecht - am durchdachten Combo-System dürfte sich der eine oder andere dennoch die Zähne ausbeißen. Übung macht den Meister. Die innovative Stil und das breite Portfolio an Kämpfern, Arenen und Modi garantieren für Langzeitspaß.

Wer es noch etwas uriger mag, greift zu Street Fighter 2 Turbo HD Remix. Das grafische Update des Klassikers ist als Download über PSN und Xbox Live erhältlich. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 22.2.2009)