Wien - Am Mittwoch wurde der offizielle Startschuss für das Frauenwohnprojekt [ro*sa] gegeben. Dabei im Mittelpunkt steht die gegenseitige Unterstützung von Frauen und das Schaffen eines Umfelds, in dem Frauen, deren Kinder sowie eventuelle PartnerInnen in einer solidarischen Gemeinschaft leben können. Die Architektur des Hauses trägt dem bewussten Miteinander von "Privatheit" und "Gemeinsamkeit" Rechnung und wird durch eine größtmögliche Vielfalt an unterschiedlichen Wohnungstypologien charakterisiert.

Solidaritätsmodell

Dem Nachfolgeprojekt der Frauen-Werk-Stadt I und II sei es ebenfalls gelungen, neue Qualitätskriterien im geförderten Wiener Wohnbau einzuführen, meinte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig beim Spatenstich: "Neue Modelle des Zusammenlebens, der Solidarität und gegenseitigen Unterstützung im Alltag werden den Wohnbau der Zukunft prägen, um der Anonymität der Großstadt und der Gefahr der Vereinsamung von Menschen entgegenzuwirken."

Die Wohnungen sind so konfiguriert, dass sie flexibel einzurichten und leicht umzubauen sind. Sie umfassen eine Bandbreite von Minimaleinheiten mit rund 30  bis hin zu Wohnungen mit Zimmerwohnungen rund 120 Quadratmetern. Auch Sondertypen sind eingeplant, wie die einer Wohngemeinschaft, in der sich drei Wohnteile mit eigener Nasszelle und Minimalküche eine Gemeinschaftsküche teilen.

Alle Maisonetten sowie die zwei barrierefreien Wohnungen im Erdgeschoß verfügen über einen direkten Zugang zu einer eigenen Terrasse sowie zum Gemeinschaftsgarten. Alle Küchen sind offen im Wohnraum angeordnet und jede Wohnung verfügt über einen Balkon bzw. über eine Terrasse. Gartenmaisonetten mit privater Gartenterrasse ergänzen das Wohnungsangebot. Als Gemeinschaftsräume stehen den BewohnerInnen u.a. "Passagenräume" mit Mehrfachfunktionen, eine Gemeinschaftsküche, eine Werkstatt, eine Waschküche und eine kleine Sauna zur Verfügung.

Grünanlage und Gartenbeete

Für die Grünraumplanung der Anlage zeichnen die LandschaftsarchitektInnen Maria Auböck und Janos Kárász verantwortlich. Ihre Entwürfe sehen einen terrassierten Garten mit Pergola, zwei Kinderspielplätze und eine Grünanlage entlang der Gartenseite des Grundstücks vor. Weiters sind eine begrünte Gemeinschaftsterrasse und Hochbeete zum Gärtnern für die Bewohnerinnen geplant.

Vorgeschichte des Projekts

Vor rund sechs Jahren wurde der Verein [ro*sa] auf Initiative der engagierten Architektin Sabine Pollak gegründet. Ziel der Initiative war es, in Anlehnung an das "Rote Wien" ein neues, experimentelles Wohnmodell zu entwickeln, das Frauen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen ein selbstständiges, integratives und kommunikatives Wohnen und Leben ermöglicht. Zudem sollte ein Großteil der künftigen Bewohnerinnen bereits beim Planungsprozess mitwirken.

Als Zielgruppe des Wohnprojekts waren vor allem Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen, aber auch Frauen in Beziehungen und Familien, die gemeinschaftlich leben wollen, gedacht. 20 Interessentinnen für das Wohnprojekt, darunter sechs Alleinerzieherinnen und acht Pensionistinnen, schlossen sich dem Verein an und erarbeiteten unter der Leitung von Architektin Pollak ein Konzept für das Frauenwohnprojekt [ro*sa].

Als größtes Hindernis für die Umsetzung des Projekts erwies es sich jedoch, ein kostengünstiges Grundstück zu finden. Im Sommer 2005 nahm Sabine Pollak an einem Bauträgerwettbewerb des wohnfonds_wien teil. Der von ihrem Architekturbüro Köb & Pollak vorgelegte Entwurf für das generationsübergreifende Wohnprojekt "mosaique", in den viele Anregungen des Vereins [ro*sa] eingeflossen waren, wurde von der Jury aufgrund seiner inhaltlichen Konzeption besonders gewürdigt.

Standortsuche

Nachdem damals aber ein anderer Wettbewerbs-Beitrag zur Realisierung empfohlen wurde, regte die Jury an, dass der wohnfonds_wien den Verein bei der Suche nach einem geeigneten Standort zur Realisierung der Idee unterstützen möge. Nach Prüfung verschiedener Grundstücke entschied sich der Verein für die Liegenschaft in der Anton-Sattler-Gasse 100 in Wien-Donaustadt. Als Bauträger wurde die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte gewonnen, die eine lange Tradition in der Umsetzung innovativer sozialer Projekte besitzt.

Mit Beschluss des Kuratoriums vom 23. Mai 2007 wurde die Liegenschaft zur Umsetzung dieses Pilot- bzw. Modellprojekts an die WBV GPA verkauft. In der Sitzung des Grundstücksbeirates vom 22. Jänner 2008 konnte das eingereichte Projekt zur Förderung empfohlen werden. 

Winter 2009 soll es bezugsfertig sein

Die Gesamtbaukosten des Projekts liegen bei rund 6,1 Millionen Euro, die Unterstützung der Stadt Wien aus Mitteln der Wiener Wohnbauförderung macht rund 2,4 Millionen Euro aus. Weiters stellt die Stadt Wien 43.416 Euro für die Superförderung von vier Wohnungen für einkommensschwache Familien zur Verfügung. Bezugstermin ist voraussichtlich im Winter 2009.  (red)