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Dominique Mentha

Foto: apa/Gindl Barbara
Wien/Luzern - Das Luzerner Theater beziehungsweise dessen Stiftungsrat ist bereits seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer neuen Leitung: Barbara Mundel, die das Mehrspartenhaus seit 1999 mit wechselvollem Geschick und mitunter miserablen Auslastungszahlen führt, hatte Ende März bekannt gegeben, ein Jahr vor Ablauf ihres Vertrags aus persönlichen Gründen zurückzutreten, und zwar im Sommer 2004. Ihr Nachfolger scheint nun gefunden zu sein - in der Person von Dominique Mentha, dem leidgeprüften Direktor der Volksoper. Kunststaatssekretär Franz Morak (VP) hatte, wie berichtet, keine Veranlassung gesehen, dessen Vertrag, der im Sommer 2005 ausläuft, zu verlängern: Der Job wurde im August ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist endet heute, Montag. Der Entschluss des Regisseurs und Opernsängers, in seine Schweizer Heimat - Mentha wurde 1955 in Bern geboren - zurückkehren zu wollen, dürfte die Pläne des Staatssekretärs, der kürzlich verlautbaren hatte lassen, den neuen Volksoperndirektor noch selbst bestellen zu wollen, ziemlich über den Haufen geworfen haben: Morak, gerüchteweise erst am Freitag von Mentha unterrichtet, ließ die Medien am Samstagvormittag informieren, dass er heute, Montag, eine Pressekonferenz geben werde - zusammen mit Georg Springer, dem Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, "zum Thema Ausschreibung der künstlerischen Geschäftsführung der Volksoper Wien". Genauer wollte sich Katharina Stourzh, Moraks Pressesprecherin, nicht ausdrücken. Die Gerüchteküche brodelte daher am Wochenende beträchtlich. Insider glauben, dass die Ausschreibung gegenstandslos geworden sei beziehungsweise dass der Job nun, da er bereits ab dem Sommer 2004 vakant sein dürfte, neu ausgeschrieben werden müsse. Sollte dies der Fall sein, käme Morak möglicherweise in Terminnot - und aus der Bestellung vor der Wahl würde nichts werden. In der SPÖ befürchtet man daher das folgende Szenario: Springer könnte Mentha interimistisch als Volksoperndirektor nachfolgen, und Helmut Wohnout, Moraks Büroleiter, könnte zum Chef der Holding ernannt werden. Diese Überlegungen sind nicht ganz von der Hand zu weisen: 1997 wurde Klaus Bachler, der damalige Volksoperndirektor, zum Nachfolger von Claus Peymann ans Burgtheater berufen. Und Springer galt als Favorit für die Volksoper. Doch Bundeskanzler Viktor Klima (SP) ernannte, für alle überraschend, Mentha, der seit 1992 das Tiroler Landestheater leitete. Ihm war der Schweizer, der in Innsbruck mit provokanten Inszenierungen für helle Aufregung gesorgt hatte, von seinen Tiroler Parteifreunden anempfohlen worden. "Gerne diesen Posten" Zudem glaubten die Salzburger Nachrichten kürzlich in einer Analyse den Grund, warum Morak den Vertrag von Mentha nicht verlängern ließ, auch darin erkennen zu können, dass Springer auf Mentha nicht gut zu sprechen gewesen sei, "weil er selbst gerne diesen Posten gehabt hätte". Gegenüber dem S TANDARD betonte Springer allerdings in der Folge, sich für Mentha eingesetzt zu haben. Zudem hätte er nicht mehr das geringste Interesse, die Volksoper zu leiten. Die Frage, ob Morak, der die Verträge von Klaus Bachler und Staatsoperndirektor Ioan Holender verlängerte, auch ihn im Amt bestätigt habe, verneinte Springer dezidiert. Der Vertrag des Holdingchefs läuft im September 2004 aus. Trotz mehrfacher Versuche war es am Samstag wie am Sonntag unmöglich, Mentha und Springer zu erreichen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 30.9.2002)