Wenn nun Sprich mit ihr - Hable con ella, das neueste Werk der spanischen Regie-Ikone Pedro Almodóvar, in den Kinos anläuft, war schon viel von "ergreifend" und "meisterlicher Tragödie", aber auch von "verstörend" und "exzentrisch" die Rede.

Doch scheint es angeraten, zur Vorstellung dieses Films zu einem entschieden leichteren, weniger salbungsvollen Tonfall zu greifen und - gerade vor dem Hintergrund des Almodóvar-Oeuvres - nicht an der Oberfläche einer diesmal besonders morbide schillernden Handlung kleben zu bleiben.
Findet zumindest H C Leitich.

Warnung! Wer sich eine volle Trauererfahrung nicht trüben lassen möchte, soll JETZT NICHT WEITERLESEN - allenfalls nachher, wenn überhaupt.

Foto: Tobis/StudioCanal

Die Oberfläche: Der Krankenpfleger liebt eine Ballerina, der Journalist eine Stierkämpferin. Die Frauen sind jedoch in tiefem Koma, den Krankenpfleger zumindest stört das gar nicht. Am Ende sind zwei der vier aus dem Spiel, ein Neugeborenes ist tot, und am Horizont erglimmt zart ein Glück für die Verbliebenen.

"Männer inspirieren mich zu Tragödien", hat der Regisseur den Rezensenten dazu als Hilfestellung angeboten. Caramba, möchte man antworten, bei Halbheiten belässt er's nicht! Der Manierismus des Erzählprinzips allerdings verlockt vielmehr dazu, zwischen den Zeilen zu lesen und in Subtext-Ebenen zu kramen. Sich mit Andeutungen zu befassen.

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Oder mit Rändern: Geraldine Chaplin entsteigt letztlich als der unbestrittene Champion aus Hable con ella - und das in einer Nebenrolle hinter einem ohnehin qualitätsvoll agierenden Spitzenquartett.

Die Ballett-Meisterin Katerina Bilova ergibt eine Glamour-Rolle für die ihres expressiv asketischen Aussehens wegen oft nur im Rollenfach der Überspannten Tätige. Hier freilich wird jede kleine Szene zum Denkmalsockel.

Etwa als man ihr sagt: "Wir müssen reden. Und glauben Sie mir, es wird sehr einfach werden." Und Chaplin mit divenhaftem Augenaufschlag nur lakonisch antwortet: ...

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"Ich bin Ballett-Lehrerin. Und glauben Sie mir: Nichts ist einfach!"

Und wie zur Illustration dieser Aussage, die keinen Widerspruch duldet, folgt ein Bühnenauftritt von Pärchen, die sich in kleinen Tanzschritten von links nach rechts bewegen.

Was in Worten beschrieben einfach klingt, lässt in sichtbarer Bewegung durch grazile Akzentuierung und Synchronität keine Zweifel daran, dass dahinter eine Menge Knochenarbeit steckt.

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Wenig Wunder: Niemand Geringerer als die international berühmte Truppe von Pina Bausch vom Wuppertaler Tanztheater steht hinter dieser kleinen Vorführung. Die durch ihre expressive Körperbeherrschung faszinierenden Auftritte rahmen Hable con ella: Masurca Fogo (im Bild) kommt etwa zu Filmmitte, mit einem Ausschnitt aus Cafe Müller eröffnet Almodóvar.

Wenn auch hier ein großes Denkmal gesetzt wurde, sei eines zusätzlich bedacht: Bausch-Auftritte sind mittlerweile äußerst rar, die Compagnie zusätzlich durch Umstrukurierungspläne in Wuppertal akut bedroht.

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Und im Zuschauerraum von Cafe Müller treffen auch die beiden Haupthelden als zufällige Sitznachbarn erstmals aufeinander. Benigno, der Krankenpfleger (Javier Cámera), ist erstaunt, wie sehr den Jornalisten Marco (Darío Grandinetti) die Vorführung emotional bewegt.

Die charakterliche Antagonisten sind etabliert: Hier die naive, kindliche Natur hart an der Grenze zur Geistesschwäche, dort der am Wasser bauende Intellektuelle - "der Mann, der weinte" (Almodóvar dazu: "Das hätte mir auch als Titel gut gefallen. Schade, Sally Potter war schneller.")

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Ausgerüstet mit einem handsignierten Porträtfoto von Pina Bausch persönlich, erzählt der Krankenpfleger davon dann brühwarm jener Person, deretwegen er überhaupt ins Theater gegangen war.

Dass diese im Koma liegt, stört ihn nicht: In seiner unendlichen Einfältigkeit - darin ein sanfter Nachfahr von Pasolinis Ninetto Davoli und noch unter der Banderas-Rolle in Almodóvars eigenem Fessle mich! - glaubt er an Wunder. Daran, dass ein Erwachen möglich ist und auch daran, dass Erzähltes und Gezeigtes bis in ein nur scheinbar eingefrorenes Gedächtnis vordringen kann.

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Der Hintergund wird nachgeliefert: Jahrelang war Alicia (Leonor Watling) ambitionierte Ballett-Schülerin bei der sie besonders protegierenden Madame Bilova gewesen. Und ebenso lange hatte Benigno, dessen Leben bloß von der Pflege der bettlägerigen Mutter bestimmt war, sie vom Fenster vis-à-vis devot bewundert.

Nun, da er Krankenpfleger ist und sie durch eine Laune des Schicksals seine nach einem Verkehrsunfall im Koma liegende Patientin, hat er gar vieles mitzuteilen.

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Einiges an Aufwand hatte Almodóvar betrieben, um den Tagesablauf einer Koma-Station ins rechte Licht zu rücken. Die Routinehandgriffe wie einige Besonderheiten werden in Einstellungsfolgen en detail gezeigt. Intimgrenzen werden schwimmend, wenn etwa Monatsblutungen im Tonfall von Servicetechnikern von Maschinen abgehandelt werden, unfreiwillige Komik mischt sich zur Tragik etwa bei kosmetischen Fragen wie der Konservierung eines Frisurstils.

Dass Javier Cámera in einem spielerischen Anflug von Method Acting zur Vorbereitung eine Pflegerausbildung absolvierte, überrascht dabei nicht.

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Als nun der intellektuelle Marco seine Geliebte ans Koma verliert und er zum hilflosen Spitalsbesucher wird, entwickelt sich peu à peu eine Freundschaft zweier Gegensätzlicher mit dem Krankenpfleger Benigno. Dieser entwickelt auf seinem Heim-Territorium ein beträchtliches Maß an Gockelhaftigkeit, als er dem Verunsicherten gegenüber etwa doziert: "Sprich mit ihr! ... Das Gehirn der Frau ist ein Mysterium. Erst recht in diesem Zustand."

Im Grunde amüsant, wie in manch einer Kritik aus diesen und ähnlichen Dialogsätzen eine Botschaft von Almodóvar an die Geschlechterfront destilliert wurde, wo diese doch vorerst wenig mehr sind als Sprüche eines armen Seelchens.

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Eines Seelchens freilich, das bald aus den Angeln gehoben wird - und das ausgerechnet durch einen "historischen" Kinofilm namens Amante Menguante (Der schrumpfende Liebhaber).

Die Cinemathek hatte Benigno eigentlich nur - analog zur Tanzperformance - besucht, um danach etwas Neues erzählen zu können, der Ausflug erhält jedoch schnell tiefer reichendere Bedeutung.

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In einer Hommage an Stummfilm-Dramolette und ihre in den letzten Jahren wiederentdeckte visuelle Kraft wie auch in Anlehnung an die Pulp-Klassiker der diversen "incredibly shrinking" Kreaturen spielt dann in einem kurzen Film-im-Film Paz Vega eine ehrgeizige Wissenschaftlerin - und Fele Martínez ihren Verehrer, der nach einem mißglückten Selbstversuch mit einem Schlankheitsmittel immer mehr zum Däumling wird.

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Wie frei Almodóvar mit den historischen Vorbildern umgeht, wird ab der Mitte des Amante Menguante klar, als sich der Däumling nächtens auf Wanderschaft auf und dann in die Schlafende begibt.

Was anfangs wie eine Fingerübung und kleine eingeschobenen Farce zur komischen Auflockerung aussah, wird flugs zum Dreh- und Angelpunkt.

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Und schon ist es da, das Begehren der "Sleeping Beauty" - eigentlich eine recht normale, aus Ängsten geborene juvenile erotische Allmachts-Phantasie, die mit fortschreitender Pubertät halt tunlichst verschwinden sollte. Das Leben selbst sollte dann schließlich interessanter sein. Theoretisch.

Almodovar bemüht sich natürlich, das angefaßte thematisch heiße Eisen nach Kräften zu kanalisieren, spricht in den Begleittexten zum Film von einigen "wahren Fällen", die ihn inspiriert hätten, wie etwa jenem herzzerreißenden von einem rumänischen Krankenpfleger, der eine Scheintote "wachgeküßt" hätte. Worüber es ohnehin ja auch schon einen Film gäbe.

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Ohnehin handelt es sich dabei um eine Phantasie, die sich verschlüsselt durch weite Bereiche der populären Mythologie zieht - sei es das Schneewittchen mit dem Prinzen, seien es allegorische Darstellungen von Amor und Psyche aus Ovids Metamorphosen.

Die erzkatholische Phantasie-Sphäre mit ihrer erotisierten Morbidität ist da ohnehin eine Liga für sich - und so verwundert es nicht, dass eine dank viel Yoga-Training mustergültig hingegossene Leonor Watling zeitweise wie für eine zelebrierte Grablegung arrangiert ist. Mit all dem Sex-Appeal, der vielen Heiligenstatuen nun mal so eigen ist.

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Bild nicht mehr verfügbar.

Eine literarische Parallele: Mitte der Siebziger Jahre gab es in den USA den heftig diskutierten Fall der Karen Ann Quinlan (o.l.), die 22-jährig Party-bedingt in ein Koma fiel und zum Anlass für ein Grundsatzurteil zum Thema Euthanasie wurde (mehr hier).

Aus der Faszination für den Fall - und da wohl nicht zuletzt auch für das damals überall publizierte Porträtfoto mit dem enigmatisch leeren Gesichtsausdruck - destillierte Douglas Coupland (Generation X et.al.) seinen ein wenig übergangenen, massiv morbiden wie elegischen Milleniumsroman Girlfriend In A Coma. Offene Frage, ob der deutsche (l.u.) oder der US-Verlags (re.) spekulativer titelte.

Fotos: Archiv- Hoofmann&C-Flamingo

Der leicht verhuschte Eindruck, den Leonor Watling als Alicia direkt nach dem erstmaligen Sehen hinterließ, erwies sich im Nachinein als dramaturgisch durchaus sinnig.

Man denke zum Vergleich etwa an die träumerisch starren Einstellungen, mit denen die durch rätselhaften Selbstmord endenden Schwestern in Sofia Coppolas The Virgin Suicides (rechts) gezeigt wurden. Und vergegenwärtige sich, dass in einem großen Rückblick hoffnungslos vernarrte Erzählerfiguren zwischen die Schwestern und uns Zuseher geschalten waren. Schwärmerisch nostalgische, stets leicht nekrophil angehauchte Phantasien über verwehte Frauengestalten - alles sehr Seventies.

Fotos: Tobis/StudioCanal

Die Konsequenzen führen nach Konflikten zu einer umso innigeren Beziehung zwischen Benigno und Marco und bieten für die Regie die Gelegenheit für eine formale, exemplarisch manieristische Spielerei von beträchtlicher Bandbreite.

Glasscheiben als trennendes wie verbindendes wie spiegelndes Element werden in mehreren Szenen eingesetzt; zuerst in komischer Manier bei einer Kommunikation durch eine Gegensprechanlage, dann mit sentimentaler Aufladung.

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Schließlich wird eine in der Filmliteratur viel besprochene Szene zitiert, in der sich am Ende von Paul Schraders American Gigolo Richard Gere und Lauren Hutton zwar durch eine Glasscheibe getrennt, aber eben deswegen verbunden wie nie zuvor wiederfinden.

In Hable con ella wird dies noch ausgiebiger ausgewälzt - durch eine Reihe von Spiegelungen verfließen ein durch Bartwuchs optisch als herangereift Ausgewiesener und sein Gegenüber visuell in eine Person.

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Szenenwechsel: Mit nicht weniger als sechs Kampfstieren gleichzeitig meint es die Stierkämpferin Lydia aufnehmen zu müssen, um mit wilder Entschlossenheit eine Entscheidung für das private Dilemma zu suchen, dass sie emotional zwischen zwei Männern steht. Und nicht nur die betreffenden Beiden, ein ganzes Stadion soll zusehen, wie nicht gut geht, was nicht gut gehen kann.

In Almodóvars frühem Matador waren bereits Stierkampf und eine Matadorin in Zentrum gestanden; auf die freche Farce von 1986 folgt nun eine klassizierend melodramatische Variante.

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Im Verlauf der Dreharbeiten hatte sich Almodóvar dabei einen natürlich auch publicityträchtigen Streit mit Tierschützern zugezogen. Die nahmen Anstoß daran, dass für den Film eine echte Corrida organisiert und somit tatsächlich Tiere getötet wurden. Donquichotterie eines Protests in einer Zeit, in der Stierläufe von Pamplona quasi nationalen Denkmalschutzstatus genießen.

Immerhin, nachhaltig im Gedächtnis verbleibende Szenen mit dem verwischten Geruch des Authentischen sind Ausbeute. Für Darstellerin Rosario Flores bedeutete das auch, dass in einem weiteren Method-Anfall eine Stierkampfausbildung heraussprang.

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Flores führt mit ihrem athlethischen Auftreten dabei eine Tradition von Bigger-Than-Life-Frauenrollen im Almodóvar-Oeuvre fort, für die als bekannteste Darstellerin beispielhaft Rossy de Palma steht.

Nun freilich in einer Hauptrolle, bei der androgyn stilisierte Aggressivität im Ring mit melodramatisch überhöhtem femininen Pathos alterniert, was durch Fasson von Frisur und Kleidung ebenso überdeutlich unterstrichen wird.

Foto: Tobis/StudioCanal

Partikularfetischistische Einstellungen als Gegenstück zu den ausgiebigen Blicken auf die milchig komatöse Ballerina auch hier: Der Tätigkeit als Stierkämpferin gemäß werden Anleihen aus dem Gangster- und Kriegskino genommen und das Anlegen der Uniform in zackigen Großaufnahmen exerziert.

Doch der Film kann auch perfider dirigieren - und zu einer muskulös durchgeformten Bauchzone mit dekorativen Stierhornnarben führen.

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Oberflächlich betrachtet gäbe es keinen Grund, warum es zwischen dem modernen aufgeklärten "El Pais"-Journalisten mit Medienroutine wie Zugang zum emotionalen Selbst und der glamourösen, von Medien umlagerten Matadorin nicht klappen sollte - vor allem, nachdem er sie von einer symbolträchtigen Schlange (!) in ihrer Küche befreit.

Nun, Almodóvar bietet dem argentinischen Charakterdarsteller Grandinetti wohl reichlich Möglichkeiten zum Glänzen, baut aber auch mit kaum verhüllter Bosheit einen ironischen Blick auf einen zeitgenössischen Typus ein.

Foto: Tobis/StudioCanal

Leider nämlich hat der Gute den beträchtlichen Fehler, dass ein Großteil seiner Gesprächstätigkeit sich um das ach so große Trauma kreist, das das Zerbrechen einer langjährigen Beziehung in ihm hinterlassen hat - wofür die Regie plastische kleine Rückblendenschnipsel aufbietet.

Als kleines Nebenbei: Es ist immer wieder nett zu beobachten, wie sehr von Selbstmitleid geradezu triefende Filmhelden auf stilles Wohlwollen bei der Kritikerzunft stoßen, wie selten dieser Aspekt aufs Papier gelangt.

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Nicht dass die Alternative viel berauschender wäre: Niño de Valencia (Adolfo Fernández) war Lydias Vorbild wie Lehrmeister als Torero gewesen, ein an seinen Medienruhm als stoische Heldenfigur sich Klammernder, der sich nur in Phasen eigener körperlicher Verwundungen Gesten des Sentiments erlaubt.

Fazit: "Amante Menguante", "Der schrumpfende Liebhaber", ist dann doch mehr als nur der Titel eines ersonnenen Stummfilmes.

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Das einzige bürgerlich normale Paar - die Schwester der Stierkämpferin und ihr Gatte - ist auf einen Kurzauftritt beschränkt, in dem der Vater, auch ein Matador, posthum beschuldigt wird: "Ich habe immer gesagt: Nicht das Mädchen!"

Im realen Spanien der ausgehenden Neunzigern gab es dazu einen schlagzeilenträchtigen Fall: Christina Sanchez erstritt sich in jahrelangem juristischen Ringen das Recht, als erste Frau Stiere in der Arena töten zu dürfen. Um nach ein paar Jahren erfolgreicher Karriere zurückzutreten, mit der Erklärung, der allgegenwärtige Machismo der Branche reiche ihr jetzt endgültig.

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Sozialrealismus in wie bei Almodóvar gewohnt kabarettistischer Überzeichnung schleicht sich durch Nebenrollen ein, wenn etwa drei Krankenschwestern bei der Mittagspause über die Patienten und ihren eigenartigen Kollegen Benigno spekulieren. Die drei Aktricen sind übrigens für künftige Projekte vorgemerkt.

Eine kuriose kleine Rolle als Concierge, die sich über den "Zustand der modernen Medien" beklagt, hat die aus vielen Werken bekannte, unverwechselbar schrullige Chus Lampreave. Möge sie noch viele Jahre leben!

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Und ein paar Gastauftritte gibt es auch: Bei einem in den Film eingestreuten Konzertauftritt sitzen im Publikum etwa Marisa Paredes und Cecilia Roth, die Stars aus Almodóvars mit dem Oscar bedachten Best-of-Medley Alles über meine Mutter.

Weitere Gesichter gäbe es noch zu identifizieren - bei der Darstellerin rechts hinten etwa klingelt etwas. Aber was?

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Das Konzert selbst wird von Caetano Veloso mit Cucurrucucú Paloma bestritten - ein von Almodóvar in den Film gestreutes, wie ein Bonus-Track einer CD wirkendes intimes Zwischenspiel. Ein Ehrengast ohne Schrumpfungs-Tendenzen als Reminiszenz an einen Brasilien-Besuch.

Apropos CD: Der Soundtrack ist in Frankreich mittlerweile das zweitmeistverkaufteste Album 2002. Stammkomponist Alberto Iglesias bevorzugt satte Arrangements von Celli, Geigen und Klarinetten, Flamenco-Rhytmen sind bloß Einsprengsel.

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Ein markantes Cameo nach langer Absenz hat zudem die Sängerin Loles León, die in Fessle mich! in der Rolle der herzlich-resoluten älteren Schwester des von Victoria Abril verkörperten "Boy-in-Disguise" gespielt und gesungen hatte. Nun gibt sie in passendem Dekor eine Talk-Show-Moderatorin ohne Schamgrenze und schlechtes Gewissen.

Wem das Studiodekor ungemein zusagt, dem sei gesagt, dass das für Almodóvar-Filme traditionell fast markenzeichenhafte Neo-Sixties-Pop-Dekor zwar schon seine Auftritte hat, aber nur in homöopathischen Dosen.

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Metaphorisch gesprochen setzt Hable con ella auch filmisch insgesamt mehr auf die Celli und Klarinetten und weniger auf die Hammondorgeln, die die Primärfarbigkeit des Plakats vielleicht versprechen könnte. Trauerflor dürfte wohl nur begrenzt Pop-Girlanden vertragen.
(*hcl*)

Siehe auch:
'Verbunden auf immer und ewig'
Rezension von Isabella Reicher


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