Nach 14 Jahren hat die Ära der Tories als Regierungspartei ein Ende: Bereits nach Schließung der Wahllokale um 23 Uhr sah der von BBC, ITV und Sky News veröffentlichte Exit-Poll Labour deutlich in Führung. Mit nur noch zwei offenen Mandaten ergibt sich folgendes Bild: Die Partei von Keir Starmer kommt auf 412 Mandate, die Tories auf 121. Den Konservativen unter Regierungschef Rishi Sunak, der Ende Mai die Wahl ausgerufen hatte, war das Wahldebakel vorausgesagt worden. Die Liberaldemokraten stehen bei 71 Sitzen, die SNP hält bei nur noch neun, Nigel Farages Reform UK bei vier, die Grünen ebenfalls bei vier Mandaten.

Damit hat Labour schon jetzt die meisten Sitze einer Partei erreicht seit der Wahl im Jahr 2001, liegt aber knapp hinter dem Erdrutschsieg aus dem Jahr 1997 unter dem damaligen Parteichef Tony Blair, der auf 418 Mandate gekommen war. Die Tories kommen auf das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Partei. Nach Jahren geprägt von Brexit, Corona, Wirtschaftskrise und jeder Menge Skandale scheinen die Wählerinnen und Wähler eine Veränderung herbeizusehnen.

Einige Probleme verursachten Labour mehrere unabhängige Kandidatinnen und Kandidaten, die – vor allem in Städten – aus Protest gegen die Haltung Starmers im Gaza-Konflikt gegen Labour-Kandidaten antraten. Starmer trat nach seinem Sieg in Holborn and St Pancras vor die Mikrofone, hielt vorerst aber eine vor allem auf seinen Wahlkreis bezogene Rede. Er werde Politik für alle machen, die dort leben würden, sagte er – die Showpolitik sei zugunsten einer Politik der Arbeit abgewählt worden. Mit einer weiteren Rede Starmers wurde für jenen Zeitpunkt gerechnet, an dem die Labour-Mehrheit auch rechnerisch sicher ist.

Rishi Sunak konnte seinen Sitz in Richmond halten, aber räumte in seiner Rede in dem Wahlkreis bereits den allgemeinen Verlust der Konservativen ein und gratulierte Keir Starmer und Labour zum Sieg. Sunak übernahm die Verantwortung für das Debakel und entschuldigte sich bei seinen Parteikollegen und -kolleginnen. Nach seinem Auszug aus Downing Street Nummer zehn kündigte Sunak auch seinen Rückzug als Parteichef der Tories an: "Ich habe euren Ärger und eure Enttäuschung mitbekommen", sagte er in Richtung seiner Parteikollegen.

In seiner Siegesrede versprach der gewählte Premierminister Keir Starmer eine "veränderte Partei" und sprach von einer "Bürde", die von den Wählerinnen und Wählern "genommen wurde". Gleichzeitig warnt er vor nicht einfachen Regierungsjahren. Es werden schwierige Zeiten auf Labour zukommen, aber man werde durchhalten und den Menschen "dienen". In seiner ersten Rede als von Charles III. ernannter Premierminister, sprach Starmer vor der Downing Street Nummer zehn erneut von einer "Regierung des Dienens", die er bilden wolle: "Unsere Arbeit ist dringend und sie beginnt heute", sagte er.

Farage kündigte nach seinem Sieg in Clacton die Gründung einer "nationalen Massenbewegung" an, mit der er nun Labour ins Visier nehmen wolle. (bbl, maa, mesc, 5.7.2024)

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