Die Ausgangslage vor der EU-Wahl konnte für die Opposition nicht besser sein: die Koalition gesprengt, die FPÖ in der Krise. Gekommen ist es am Sonntag dann ganz anders: Die ÖVP ist die strahlende Wahlsiegerin, die FPÖ konnte den Schaden begrenzen.

Warum konnte die SPÖ von der Koalitionskrise nicht profitieren? Womit punktet ÖVP-Obmann Sebastian Kurz? Und wie geht es nun nach der EU-Wahl weiter?

Sora-Forscher Christoph Hofinger erklärt im STANDARD-Chat, dass die ÖVP die Gruppe der Nichtwähler am besten mobilisieren konnte. "Es sind circa 900.000 Nichtwähler von 2014 diesmal wählen gegangen. Von denen hat die ÖVP mehr als 40 Prozent mobilisiert. Das hat ihr am meisten geholfen, und dass die FPÖ unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Die ÖVP hat auch 105.000 Stimmen von der FPÖ gewonnen – das könnte auch mit dem Plausch mit der Oligarchennichte zu tun haben."

Auf die Frage, warum die Ibiza-Affäre die FPÖ nicht mehr Stimmen kostete, sagt Hofinger: "Die Ibiza-Affäre hat die FPÖ sofort in eines ihrer klassischen Narrative eingebaut: Dunkle Mächte verschwören sich gegen unsere Bewegung. Sie hat damit recht geschickt erreicht, dass die Emotionen über das Video bei einigen in eine für die FPÖ günstige Richtung kanalisiert wurden." Aber die FPÖ sei bei dieser Wahl unter ihren Möglichkeiten geblieben, so Hofinger. "Sie hat nur vier von zehn ihrer Wähler von der Nationalratswahl 2017 zu dieser Wahl bringen können." (red, 27.5.2019)

Sora-Forscher Hofinger: "Die FPÖ blieb unter ihren Möglichkeiten"