Obwohl nur fünf Prozent der 5,3 Millionen Landesbewohner Ausländer sind, hatte die rechtspopulistische Dänische Volkspartei (DV) im vergangenen Herbst die "Fremden" zum dominierenden Thema des Wahlkampfes gemacht, bei dem die Parteien einander mit restriktiven Ankündigungen überboten. Bei den Wahlen verdoppelte die DV ihren Stimmenanteil auf zwölf Prozent, kam aber nicht in die von der rechtsliberalen Venstre-Partei und den Konservativen gebildete Minderheitsregierung. Um ihr Budget im Parlament durchzubringen, brauchte die Regierung aber die Unterstützung der Volkspartei. Ein Einschwenken auf deren Ausländerpolitik (sowie Mittelkürzungen für Menschenrechtsorganisationen und Entwicklungshilfe) waren dafür der Preis.
Als Schwedens Integrationsministerin Mona Sahlin sich deswegen tief besorgt zeigte, schoss die Volkspartei-Vorsitzende
Pia Kjaersgaard
(55, Foto: EPA) zurück: Wenn die Schweden in ihren Städten "Beiruts mit Klan-Kriegen, Fememorden und Massenvergewaltigungen" haben wollten, sei das deren Sache. Dänemark könne ja die Öresund-Brücke dicht machen.
Der Regierungschef Anders Fogh Rasmussen sagte auf die Frage, wie er mit dieser DV, die sich als "schärfsten Gegner der EU" bezeichnet, europapolitisch agieren wolle, diese "macht bei uns nicht EU-Politik". Zur Not werde er im Parlament bei Sozialdemokraten und Linksliberalen Hilfe suchen. (Erhard Stackl, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2002)