USA
Bushs Darm wurde gespiegelt
Cheney für drei Stunden Präsident - Routine-Untersuchung am US-Präsidenten
Washington - US-Präsident George W. Bush hat sich am
Samstag einer Darmspiegelung unterzogen und in dieser Zeit die
Amtsgeschäfte seinem Vizepräsidenten Dick Cheney übertragen. Die
Untersuchung, zu der Bush eine leichte Anästhesie bekam, habe
keinerlei Hinweise auf krankhafte Veränderungen gegeben, teilte das
Weiße Haus mit. Die Untersuchung begann kurz nach 7.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr
MESZ) und dauerte knapp eine halbe Stunde. Der Präsident sei etwa 20
Minuten ohne Bewusstsein gewesen und um 7.31 Uhr wieder aufgewacht,
hieß es in der Erklärung des Weißen Hauses. Um 9.24 Uhr übernahm Bush
von Cheney dann wieder die Amtsgeschäfte.
Vorsicht
Der Präsident hatte sich trotz der kurzen Zeit, in der er nicht
ansprechbar war, entschlossen, die Amtsgeschäfte an Cheney zu
übertragen. Er mache dies aus übergroßer Vorsicht, weil sich das Land
im Krieg gegen den internationalen Terrorismus befinde, hatte er dies
begründet.
Die Möglichkeit einer Amtsübergabe war durch den Verfassungszusatz
25 im Jahr 1967 geschaffen, aber bisher kaum genutzt worden. Als
Präsident Ronald Reagan 1981 nach dem Anschlag von John Hinckley eine
Kugel aus der Lunge entfernt wurde, gab es keine Amtsübergabe. Das
einzige Mal war bisher 1985, als Reagan am Darm operiert wurde.
Damals übernahm der damalige Vizepräsident George Bush, der Vater des
jetzigen Präsidenten, die Amtsgeschäfte.
Die Amtsübergabe ist genau geregelt. Wäre Cheney, der bereits
mehrfach Herzprobleme hatte, auch handlungsunfähig geworden, wäre die
Macht kurzfristig an den dritten in der Rangfolge, den Präsidenten
des Abgeordnetenhauses, Dennis Hastert, übergegangen.
Bush scherzte bei der Bekanntgabe der Untersuchung: "Ihm (Cheney)
ist klar, dass er nicht lange Präsident sein wird." Die Untersuchung
sei nötig geworden, nachdem einige "gutartige Polypen" beim letzten
Mal festgestellt worden seien, sagte Bush, der kommende Woche 56
Jahre alt wird. Es gebe aber keinerlei Probleme. Während des
Wahlkampfs hatte Bush bekannt gegeben, dass ihm zwei gutartige
Polypen aus dem Darm entfernt worden seien.
Bushs Arzt Richard Tubb betonte den Routinecharakter der
Untersuchung. Jeder Mensch über 50 Jahre sollte sich einer solchen
Untersuchung unterziehen, betonte der Arzt. Im Jahr 2000 seien in den
USA 4,3 Millionen Darmspiegelungen gemacht worden. Während des
Eingriffs wurde Bush mit dem Medikament Propofol sediert. Der Patient
wird damit in Schlaf versetzt. (APA/dpa)