Kananaskis - Die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industriestaaten und Russlands (G-8) haben zum Abschluss ihres Gipfels in Kanada einen Hilfeplan für Afrika sowie eine Milliarden-Initiative zur Beseitigung nuklearer Gefahrenstoffe in Russland beschlossen.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder wertete das zweitägige Treffen am Donnerstag ebenso wie der gastgebende kanadische Premier Jean Chrétien als großen Erfolg. Bedeutsam sei vor allem der Aktionsplan für Afrika, mit dem eine neue Partnerschaft der G-8 mit dem "schwarzen Kontinent" begründet werde. Auch die beschlossene Vollmitgliedschaft Russlands in der Achtergruppe ab 2006 habe historische Dimension. Im eigenen Interesse des Westens liege eine Initiative im Volumen von bis zu 20 Mrd. Dollar, mit der nukleare und andere Gefahrenstoffe beseitigt und so etwaigen Zugriffen von Terroristen entzogen werden sollen.

Mit dem beschlossenen Aktionsplan wollen die G-8-Länder nach den Worten von Schröder und Chrétien Afrika bei Eigeninitiativen im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung helfen. Zentrales Element sei, dass sich die afrikanischen Länder verpflichteten, Mängel in der eigenen Regierungsführung, wie Korruption, zu bekämpfen, und auf der Basis einer demokratischen Entwicklung bessere Bedingungen für soziale und wirtschaftliche Verbesserungen zu schaffen. Im Gegenzug wollen die G-8-Länder mindestens die Hälfte bereits zugesagter zusätzlicher Mittel für die Entwicklungshilfe nach Afrika leiten. Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo und UN-Generalsekretär Kofi Annan äußerten sich in Kananaskis zufrieden.

Zugleich entschieden die G-8-Länder, zusätzlich eine Milliarde Dollar für die Entschuldungsinitiative zugunsten der ärmsten Länder dieser Welt (HIPC) aufzubringen.

"Sehr wichtig" sei laut Schröder auch, dass die G-8 Russland mit bis zu 20 Milliarden Dollar bei der Beseitigung oder sicheren Lagerung von Nuklearmaterial - alten atomgetriebenen U-Booten sowie Plutonium - und anderen Gefahrenstoffen helfen will. Dieses Geld solle über zehn Jahre aufgewendet werden und direkt in Einzelprojekte fließen. "Ich glaube, dass die deutsche Wirtschaft da auch im Geschäft sein wird", sagte Schröder.

Einig waren sich die G-8-Chefs, dass sie trotz Unterstützung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai die Einführung islamischen Rechts für inakzeptabel halten. Zum Nahostkonflikt sagte Schröder, er rechne kurzfristig nicht damit, dass es zu einer internationalen Nahost-konferenz komme. Er äußerte Zweifel am Willen und der Fähigkeit von Palästinenser-Präsident Yassir Arafat, den Terrorismus zu bekämpfen. (Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.6.2002)