Chris Burden errichtete "Tower
of Power" aus einhundert Goldbarren - gezeigt im Wiener Mumok
Redaktion
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Wien - Zwei Wachposten von "Securitas" hüten das derzeit vielleicht Aufsehen erregendste
Kunstwerk im neuen Sonderausstellungsraum des Museums
Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (Mumok): Die Installation "Tower
of Power" des amerikanischen Body-Art Künstlers Chris Burden besteht
aus einhundert Goldbarren, je ein Kilo schwer. "Dabei hätten wir
wertvollere Schätze im Haus, die nicht dermaßen bewacht werden
müssen", meinte Mumok-Direktor Edelbert Köb im heutigen
Pressegespräch. Die Goldskulptur thematisiert die Macht der Museen
und das Konzept des "Ausstellens" generell. Zu sehen ist das kostbare
Stück bis 11. August.
Gleichzeitig mit der Installation wurden auch das neue
Sonderausstellungsgeschoß auf Ebene 6 und der von Architekt Heimo
Zobernig entworfene "Weisse Kubus" im umgebauten Mumok präsentiert.
Köb erwähnte im Pressegespräch die "leidensvolle Baugeschichte des
Hauses" und erläuterte, dass der Eingriff notwendig gewesen wäre, um
wie jedes Museum einen Raum für Sonderausstellungen zu haben.
Zobernig hatte den vom Dorotheum finanzierten "Weissen Kubus" (oder
"die Brücke", wie er hausintern heißt), der die Ebene 6 jetzt
durchgehend verbindet, als funktionales architektonisches Element und
Kunstwerk gleichermaßen gestaltet. Köb betonte auch das
Einverständnis von Laurids Ortner, dem Architekten des Mumok. Im
Gespräch mit der APA lobte dieser den Eingriff: "Der Würfel ist eine
Verdichtung des Schlitzes und ist sehr gut gelungen. Er ist ein
eigenes Gebilde und tritt nicht in Konkurrenz zum Bau".
Zur Person
Chris Burden wurde 1946 in Boston geboren. Er gilt seit den späten
70er Jahren neben Paul McCarthy als Hauptvertreter körperbezogener
Kunst. In früheren Aktionen thematisierte er das Außenseitertum sowie
die zur Schau gestellte Selbstgefährdung und definierte seine Kunst
als existenzielle Handlung, die sich gegen gesellschaftliche Normen
wandte. Die Skulptur "Tower of Power" reflektiert die wert- und
bedeutungsstiftende Rolle von Institutionen. Er konstruierte sie
erstmals 1985 im Wadsworth Atheneum in Hartford, Connecticut. "Ich
habe nicht gewusst, wie wunderbar sich Gold anfühlt, bis ich es
damals zum ersten Mal berührt hatte", erzählte Burden im heutigen
Pressegespräch. "Die Ironie daran ist, dass der 'Turm der Macht'
eigentlich nur ein kleines Türmchen ist, aber Gold ist ein sehr
spezielles Material. Übrigens verkaufe ich die Skulptur - um fünfzehn
Prozent mehr als der aktuelle Goldpreis", scherzte der Künstler.
Dagegen hätte die Österreichische Nationalbank wohl einiges
einzuwenden, immerhin hat sie bzw. die "Münze Österreich" die
Goldbarren zur temporären Verfügung gestellt. Bis Sonntag (30. Juni)
bewachen noch die Securitas-Beamten den Schatz in der Glasvitrine.
Danach werden Mitarbeiter des Mumok die verantwortungsvolle Aufgabe
übernehmen. Mit großem Ansturm ist jedenfalls zu rechnen, denn
kunsthistorischer Fama zufolge verkaufen sich Ausstellungen, die den
Namen "Gold" im Titel tragen, angeblich hervorragend. (APA)
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