Washington - Die USA haben einen ehemaligen Wachmann im nationalsozialistischen Konzentrationslager Sachsenhausen nach Österreich ausgewiesen. Der heute 86-jährige Michael Gruber habe es vorgezogen, unter unmittelbarer Androhung der Deportation selbstständig auszureisen, teilte eine Sprecherin des US-Justizministeriums in Washington am Donnerstag auf Anfrage der APA mit. Der frühere SS-Mann ist in Kroatien geboren und hat die österreichische Staatsbürgerschaft inne. Die Einreise in die USA und seinen dortigen Status habe er unter falschen Angaben widerrechtlich erschlichen. Gruber sei nicht auf Antrag Österreichs "ausgeliefert" worden, erklärte die Sprecherin des Justizministeriums. Über die Kommunikation mit den österreichischen Behörden in diesem Fall könne sie nichts näheres sagen. Ob Österreich den ehemaligen KZ-Wachmann vor Gericht stelle liege nun bei der österreichischen Justiz. Für die USA wäre es wichtig, dass nationalsozialistische Verfolger, die sich unter falschen Angaben die Einreise und den Aufenthalt erschlichen hätten, das Land verlassen. Mitglied der Totenkopfbrigarden Gruber hatte als pensionierter Automechaniker in New York City gewohnt. Im August 2000 hatte ein Richter der Einwanderungsbehörde in Manhattan entschieden, dass er nach Österreich deportiert werde. Gruber habe als Mitglied der Totenkopfbrigaden im KZ Sachsenhausen von Jänner 1943 bis September 1944 an der nationalsozialistischen Verfolgung mitgewirkt, begründete Richter Robert Weisel sein Urteil. Er bezeichnete "Gruber und andere Mittäter" als "die Personifizierung des absolut Bösen". Im Konzentrationslager Sachsenhausen im Norden von Oranienburg bei Berlin hielten die Nationalsozialisten zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen gefangen. Zehntausende wurden ermordet oder fielen Hunger und Krankheiten zum Opfer. Am 7. Mai 2002 hatte die Einwanderungsbehörde ihre Unzuständigkeit erklärt, eine Berufung Grubers zu behandeln und die Ausweisungsentscheidung des Richters bestätigt. Gruber habe daraufhin entschieden, aus Eigenem nach Österreich zurückzukehren, statt offiziell von den US-Behörden deportiert zu werden, heißt es in einer Aussendung des US-Justizministeriums. Der Staatssekretär im US-Justizministerium, Michael Chertoff, begrüßte die Ausreise: "Die erfolgreiche Umsetzung der Entscheidung von Richter Weisel ist ein wichtiger Sieg für die Gerechtigkeit im Namen der Millionen Opfer des Dritten Reichs". Der Direktor des Büros für besondere Ermittlungen (OSI) im Justizministerium, Eli Rosenbaum, ergänzte: "Michael Grubers Ausweisung ist ein Beispiel für die Bemühungen der Regierung, dass die USA ein Hafen für die Verfolgten, nicht eine Zuflucht für die Verfolger sind". Gruber ist der 56. Nazi, den das OSI seit Aufnahme seiner Tätigkeit 1979 aus den USA ausgewiesen bzw. deportiert hat. (APA)