New York/Clinton - Ein Steuerungskomitee aus neun Banken, angeführt vom US-Finanzkonzern Citigroup und der Deutschen Bank, berät laut einem Pressebericht des "Wall Street Journal" (WSJ) über die Schulden und die Zukunft der krisengeschüttelten US-Telefongesellschaft WorldCom. Bereits in diesem frühen Stadium seien Unstimmigkeiten zwischen den Gläubigerbanken aufgetreten, schreibt das WSJ in seiner Freitagausgabe unter Berufung auf informierte Kreise. Insgesamt besteht die Gläubigergruppe aus nahezu 30 Banken, die an WorldCom einen unbesicherten Kredit in Höhe von 2,65 Mrd. US-Dollar (2,67 Mrd. Euro) ausgegeben haben. Die Diskussionen drehten sich um die Frage, in welchem Ausmaß dem US-Telekomkonzern finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Einige Banken scheinen bereit zu sein, WorldCom zusätzliche Liquidität und Zeit zur Verfügung zu stellen, falls das Unternehmen einen Kredit mit Vermögenswerten besichern kann, so WSJ. WorldCom brauche mehr Geld, um eine Insolvenz vermeiden zu können, doch es sei unklar, wie viel Geld. Die Bankmanager stünden zudem vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob sie einem Unternehmen in der Krise zusätzliches Geld überlassen sollen. Insgesamt betragen die Schulden von WorldCom rund 30 Mrd. US-Dollar. Weitere schockierende Details Unterdessen wurden weitere Details über den Bilanzskandal bei WorldCom bekannt. Bei den aufgedeckten Falschbuchungen handle es sich um Kosten für Gesprächsvermittlungen in die Netze von anderen Telefongesellschaften. Teilweise seien diese jedoch nicht als laufende Kosten verbucht worden, sondern als Sachinvestitionen. Durch diese Manipulationen habe WorldCom im Jahr 2001 einen Vorsteuergewinn von 2,4 Mrd. Dollar ausweisen können, anstatt eines Verlustes von 662 Mill. Dollar, beklagt die US-Börsenaufsicht SEC. Für das erste Quartal 2002 habe WorldCom einen Vorsteuergewinn von 240 Mill. Dollar angegeben, während tatsächlich ein Fehlbetrag von 557 Mill. Dollar entstanden sei. Der US-Megakonzern General Electric wird auf Anleihen der WorldCom Inc. im zweiten Quartal 2002 einen Nachsteuerverlust von 110 Mill. US-Dollar verbuchen, teilte GE mit. Die Schulden des Telefonkonzerns bei GE werden möglicherweise auf ein Fünftel ihres Buchwertes abgeschrieben. Auch American Express muss Kredite abschreiben Auch der Finanzriese American Express wird seine an WorldCom ausgereichten Kredite abschreiben. Für das zweite Quartal sei deshalb mit einem Investitionsverlust zu rechnen, teilte der US-Finanzkonzern mit. Das Engagement bei der angeschlagenen US-Telefongesellschaft bezifferte American Express mit 90 Mill. Dollar. Den Investitionsverlust auf direkt gehaltene WorldCom-Anleihen sowie auf Wertpapiere innerhalb strukturierter Investments sieht die Gesellschaft zwischen 75 und 80 Mill. Dollar vor Steuern. Das Engagement japanischer Banken bei WorldCom beläuft sich nach einem Bericht der japanischen Zeitung "Yomiuri" (Freitagausgabe) wahrscheinlich auf rund 40 Mrd. Yen (337 Mill. Euro) . Die Mizuho Holdings Inc und die Mitsubishi Tokyo Financial Group Inc aus Tokio hätten dem US-Telekomkonzern jeweils Kredite von 20 Mrd. Yen gewährt, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Die UFJ Holdings Inc, aus Osaka sei mit weiteren mehreren Milliarden Yen engagiert.(APA/vwd)