Musik
Soulfly: Die rohe Energie in Songs verpackt
"Saunieren" mit den Tribe-Rockern: Großartiges Konzert im vollen Planet Music
Wien - Max Cavalera ist nicht unbedingt trendy: Der Chef von
Soulfly schert sich wenig um Nu Metal, nimmt auf Tournee seine
gesamte Familie mit und lässt nach zwei erfolgreichen Alben keine
Wiederholungen zu. "In den vergangenen Jahren sind so viele Trends
gekommen und gegangen. Alles verändert sich, nur wenige Leute
überdauern die jeweiligen Mode-Erscheinungen", betonte der Sänger und
Gitarrist gestern, Donnerstag, Abend bei einer Pressekonferenz vor
seinem Auftritt im Wiener Planet Music. "Ich wollte nie auf einen
fahrenden Zug aufspringen." Max kommt aus Brasilien. Zusammen mit seinem Bruder Igor führte er
Anfang der Neunziger die Gruppe Sepultura in die Oberliga der harten
Musik. Zuerst ließen die Cavaleras und Mitstreiter in
kompromisslosen, brutalen Songs ihrer Wut freien Lauf, später schufen
sie durch die Einbeziehung von Klängen aus ihrer Heimat ein neues
Genre: Tribe Metal. Nach heftigen Streitereien geht Max längst seinen
eigenen Weg mit Soulfly, an Einfallsreichtum hat er im Vergleich mit
seinen früheren Kollegen die Nase vorne. "Aber ich sehe mich nicht im
Wettbewerb mit Sepultura - oder sonst wem. Ich mache einfach Musik."
"Three" (musica) nennt sich die neue CD von Soulfly. "Ein drittes
Album ist immer etwas Besonderes", erklärt Max den schlichten Titel.
"Ich war immer ein Fan von den dritten Alben diverser Bands - ob das
nun ,Master Of Puppets' von Metallica oder ,Masters Of Reality' von
Black Sabbath ist. Ich wollte für meine dritte Platte mit Soulfly die
Energie der Vorgänger mit neuen Stilen kombinieren." Und so bringen
die Songs zwar viel Aggressivität zum Ausdruck, zum anderen mangelt
es jedoch nicht an Melodien und Kontrasten in Form von langsamen
Passagen und gefühlvollen Frauenstimmen.
Auch live enttäuschen Soulfly ihre Fans nicht: Im prall gefüllten
Planet Music gab die Truppe einen Querschnitt aus ihrem bisherigen
Schaffen zum Besten, ohne während der gesamten 90 Minuten auch nur
eine Sekunde lang vom Gaspedal zu steigen. Trotz Temperaturen wie in
einer Sauna herrschte bis zum letzten Akkord ausgelassene Stimmung.
"Ich wollte zur rohen Energie, also zu meinen Wurzeln zurück", so Max
über seinen Sound. Gleiche Shows gibt es bei Soulfly nicht: "Jeden
Abend die selbe Setlist zu spielen, das wäre so, als würde ich in
einer Fabrik arbeiten."
Klischees sind bei Max Cavalera fehl am Platz: "Für manche mag es
seltsam erscheinen, wenn aus dem Tourbus Kinder klettern. Für mich
ist das dagegen normal, weil ich meine Familie gerne um mich habe.
Diesmal sind sogar drei Generationen auf Tour, denn die Eltern meiner
Frau begleiten uns auch." Nach mehr als 15 Jahren im Rockbusiness
verlässt sich der Sänger lieber auf die Verwandschaft als auf die
Kollegen: "Das Showgeschäft hat sich verändert. Bands helfen einander
nicht mehr, sie stehen in Konkurrenz. Die Musik lebt zwar weiter,
aber es gibt keine Szene mehr." (APA)