Die Wiener CyberTron Telekom AG ist insolvent. Das börsenotierte Unternehmen, das 107 Mitarbeiter beschäftigt, hat Donnerstag Nachmittag nach eigenen Angaben beim Handelsgericht Wien den Ausgleich beantragt. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) erwartet die Eröffnung des Verfahrens für morgen, Freitag. Laut KSV ist CyberTron nach Libro heuer bisher die zweitgrößte Insolvenz. Das Frühwarnsystem ist bereits aktiviert worden. Wie viele Dienstnehmer beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung vorsorglich angemeldet wurden, ist noch offen. Verschuldung von 60,8 Millionen Euro CyberTron gibt nach Angaben des KSV eine Verschuldung von 60,8 Mill. Euro an. Die Passiva entsprechen damit nahezu dem gesamten Vorjahresumsatz von 66,7 Mill. Euro (2001). Ihre Aktiva beziffert die Telefongesellschaft mit 35,7 Mill. Euro. Rein rechnerisch beträgt die Überschuldung daher 25,1 Mill. Euro. Beim KSV spricht man von insgesamt 460 Gläubigern, darunter Österreichs größter Telekomkonzern, die Telekom Austria (TA). Verhandlungen mit der Telekom Austria geplatzt Wie berichtet waren Verhandlungen über einen Zahlungsplan für unbezahlte Rechnungen der TA von angeblich mehr als 7 Mill. Euro Montagnacht geplatzt. Daraufhin, so CyberTron, sei es gestern, Mittwoch, um 0.00 Uhr zur Abschaltung der Verbindungsleitungen zwischen dem Telekom-Netz der CyberTron und dem Netz der Telekom Austria gekommen. Dem Unternehmen sei damit die Geschäftsgrundlage - der Betrieb eines österreichweiten, selbst betriebenen Telekomnetzes - entzogen worden, erklärte CyberTron heute in einer Presseinformation. UTA versorgt CyberTron-Kunden Den Geschäftsbetrieb wolle der alternative Telekombetreibers weiter führen. Teilbereiche, so der KSV, müssten jedoch eingeschränkt oder still gelegt werden. Durch die in den vergangenen Tagen mit der UTA Telekom AG verhandelte Vereinbarung ist es laut CyberTron möglich, die Versorgung der rund 70.000 Telefonkunden über das UTA-Netz großteils sicherzustellen. Mindestquote von 40 Prozent Laut KSV bietet CyberTron den Gläubigern eine Mindestquote von 40 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Die Finanzierung des Ausgleichs soll zum Teil aus Erlösen des Fortbetriebs erwirtschaftet werden, teilweise aus der Verwertung nicht benötigter Vermögensgegenstände (vor allem Beteiligungen). Später sei auch die Zufuhr von Eigenmitteln geplant, berichtet der KSV. Seit 1996 österreichweit "aktiv" CyberTron bietet seit 1996 österreichweit Datendienste und seit Mai 1998 Sprachdienste über ein Netz von Glasfaser- und Kupferleitungen sowie Richtfunkstrecken an. Mit 66,7 Mill. Euro Umsatz (2001) ist CyberTron nach eigenen Angaben der zweitgrößte alternative Telekombetreiber Österreichs nach UTA. Loser An der Wiener Börse gelistet ist CyberTron seit 1. Dezember 1999. Der Handel wurde bis auf weiteres ausgesetzt. Anleger, die ihr Geld in die zu 11 Euro emittierte Telekomaktie investierten, haben seit dem Börsengang mehr als 97 Prozent und damit nahezu alles verloren. (APA)