Telekom
CyberTron muss in Ausgleich - Bisher zweitgrößte Pleite 2002
107 Mitarbeiter von Insolvenz betroffen - Schulden fast 61 Millionen Euro - Geschäft soll weiterlaufen
Die Wiener CyberTron Telekom AG
ist insolvent. Das
börsenotierte Unternehmen, das 107 Mitarbeiter beschäftigt, hat
Donnerstag Nachmittag nach eigenen Angaben beim Handelsgericht Wien
den Ausgleich beantragt. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV)
erwartet die Eröffnung des Verfahrens für morgen, Freitag. Laut KSV
ist CyberTron nach Libro heuer bisher die zweitgrößte Insolvenz. Das
Frühwarnsystem ist bereits aktiviert worden. Wie viele Dienstnehmer
beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung vorsorglich angemeldet
wurden, ist noch offen.
Verschuldung von 60,8
Millionen Euro
CyberTron gibt nach Angaben des KSV eine Verschuldung von 60,8
Mill. Euro an. Die Passiva entsprechen damit nahezu dem gesamten
Vorjahresumsatz von 66,7 Mill. Euro (2001). Ihre Aktiva beziffert die
Telefongesellschaft mit 35,7 Mill. Euro. Rein rechnerisch beträgt die
Überschuldung daher 25,1 Mill. Euro. Beim KSV spricht man von
insgesamt 460 Gläubigern, darunter Österreichs größter
Telekomkonzern, die Telekom Austria (TA).
Verhandlungen mit der Telekom Austria geplatzt
Wie berichtet waren Verhandlungen über einen Zahlungsplan für
unbezahlte Rechnungen der TA von angeblich mehr als 7 Mill. Euro
Montagnacht geplatzt. Daraufhin, so CyberTron, sei es gestern,
Mittwoch, um 0.00 Uhr zur Abschaltung der Verbindungsleitungen
zwischen dem Telekom-Netz der CyberTron und dem Netz der Telekom
Austria gekommen. Dem Unternehmen sei damit die Geschäftsgrundlage -
der Betrieb eines österreichweiten, selbst betriebenen Telekomnetzes
- entzogen worden, erklärte CyberTron heute in einer
Presseinformation.
UTA versorgt CyberTron-Kunden
Den Geschäftsbetrieb wolle der alternative Telekombetreibers
weiter führen. Teilbereiche, so der KSV, müssten jedoch eingeschränkt
oder still gelegt werden. Durch die in den vergangenen Tagen mit der
UTA Telekom AG verhandelte Vereinbarung ist es laut CyberTron
möglich, die Versorgung der rund 70.000 Telefonkunden über das
UTA-Netz großteils sicherzustellen.
Mindestquote von 40
Prozent
Laut KSV bietet CyberTron den Gläubigern eine Mindestquote von 40
Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Die
Finanzierung des Ausgleichs soll zum Teil aus Erlösen des
Fortbetriebs erwirtschaftet werden, teilweise aus der Verwertung
nicht benötigter Vermögensgegenstände (vor allem Beteiligungen).
Später sei auch die Zufuhr von Eigenmitteln geplant, berichtet der
KSV.
Seit 1996 österreichweit "aktiv"
CyberTron bietet seit 1996 österreichweit Datendienste und seit
Mai 1998 Sprachdienste über ein Netz von Glasfaser- und
Kupferleitungen sowie Richtfunkstrecken an. Mit 66,7 Mill. Euro
Umsatz (2001) ist CyberTron nach eigenen Angaben der zweitgrößte
alternative Telekombetreiber Österreichs nach UTA.
Loser
An der Wiener Börse gelistet ist CyberTron seit 1. Dezember 1999.
Der Handel wurde bis auf weiteres
ausgesetzt. Anleger, die ihr Geld in die zu 11 Euro emittierte Telekomaktie
investierten, haben seit dem Börsengang mehr als 97 Prozent und damit
nahezu alles verloren. (APA)