International
Mangelnde Bildung und Infektionskrankheiten sind Ursachen der Armut
Weltweit können 876 Millionen Menschen im Alter über 15 Jahren nicht lesen
Hamburg - Bildungsmangel und Infektionskrankheiten sind
nach Expertenmeinung zwei Hauptgründe für die Armut in der Dritten
Welt. "Eine Grundausbildung ist der Sockel für die Entwicklung eines
Landes und damit für seine Wirtschaft und seinen Wohlstand", sagt
Herbert Bergmann von der Deutschen Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ). "Wer nicht lesen und schreiben kann, wird übers
Ohr gehauen, kann weder einen Computer bedienen noch einen
Kleinbetrieb aufbauen", ergänzt der GTZ-Bildungsexperte. Weltweit können 876 Millionen Menschen im Alter über 15 Jahren
nicht lesen, stellte die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft
und Kultur (UNESCO) fest. 120 Millionen Kinder im Grundschulalter,
davon etwa 60 Prozent Mädchen, bekommen keinen Unterricht, berichtet
das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF. Im südlichen Afrika sind das etwa 40
Prozent.
"Die Hauptverantwortung für die Bildungsmisere tragen die
Entwicklungsländer selbst, sie definieren ihre Politik und gestalten
ihre Haushalte", sagt Bergmann dazu. Andererseits hätten es die
Industrieländer über Jahre versäumt, ihre Entwicklungshilfe an der
richtigen Stelle zu investieren. "Der Grundschulbereich hatte nie
Prestige, deswegen flossen die Gelder vor allem in die Förderung von
Hochschul- und Berufsbildung". Als weitere Ursache für die
Bildungsmisere in der Dritten Welt nannte er zu hohe Militärausgabe,
Investitionen in prestigeträchtige Projekte wie Staudämme oder
übergroße Krankenhäuser und Korruption.
Bildung und damit Aufklärung
sind zudem wirksame Mittel im Kampf
gegen Infektionskrankheiten. Weltweit sterben jährlich etwa sechs
Millionen Menschen an Aids, Tuberkulose und Malaria. Vor allem in
Staaten südlich der Sahara machen sie die Menschen arbeitsunfähig und
belasten ihre Familien mit hohen Kosten für Pflege und Medikamente.
Wirtschaft und damit Wohlstandschancen leiden darunter.
AIDS:
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben 40
Millionen Menschen weltweit mit dem Virus, davon 28,1 Millionen im
südlichen Afrika. Dort sind im vergangenen Jahr 2,3 Millionen an AIDS
gestorben, weltweit waren es drei Millionen. Experten rechnen mit
einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um mehr als 20 Prozent in
den am stärksten betroffenen Ländern bis zum Jahr 2020.
TUBERKULOSE:
Daran sind nach WHO-Schätzungen 35 Prozent der
Bevölkerung in Afrika erkrankt. Weltweit gelten 8,7 Millionen
Menschen infiziert. Weltweit sterben an der Krankheit schätzungsweise
jährlich 3 Millionen Menschen, davon 2,3 Millionen im südlichen
Afrika.
MALARIA:
90 Prozent aller Malaria-Fälle treten in Afrika auf, wo
laut WHO alle 30 Sekunden ein Kind an dieser von Mücken übertragenen
Krankheit stirbt. Weltweit sind es täglich 2000. Wirtschaftsfachleute
berechneten, dass Malaria jährlich das Wirtschaftswachstum in einigen
afrikanischen Ländern um 1,3 Prozent schmälert.(APA/dpa)