Österreich
Italien: Alarm wegen "Killer-Müttern"
15 Kindermorde für die meist junge Mütter verantwortlich gemacht werden- im selben Zeitraum wurden acht Kinder von ihren Vätern ermordet...
Rom - Eine Reihe brutaler Kindermorde, die von jungen
Müttern verübt worden sind, schockt Italien. Seit Monaten dominieren
Berichte über Frauen, die in unbegreiflichen Wutanfällen ihre Kinder
töten, die Schlagzeilen. Fünf Fälle, in denen Kleinkinder auf
brutalste Weise von ihren Müttern ermordet worden sind, wurden seit
Jahresbeginn gemeldet. Der jüngste Fall, der die italienische Öffentlichkeit erschüttert
und Psychiater sprachlos lässt, wurde Anfang dieser Woche gemeldet.
Eine 31-jährige Frau, die am Mittwoch verhaftet wurde, soll ihre
beiden Söhne, ein vierjähriges Kind und einen 21 Tagen alten
Säugling, in einem Alpensee ertränkt haben.
Schreckliche Kindsmorde
Seit Monaten berichten die italienischen Medien über schreckliche
Kindermorde. Der am meisten Aufsehen erregende Fall war der Tod des
dreijährigen Samuele Lorenzi in der Bergortschaft Cogne im Aostatal
am 30. Jänner. Der kleine Samuele wurde mit 17 Hieben mit einer noch
unbekannten Tatwaffe ermordet. Die Staatsanwälte hatten von Anfang
an die Tat eines Serienmörders oder eines Kinderschänders
ausgeschlossen und die Ermittlungen gegen die Mutter gerichtet, die
jedoch hartnäckig ihre Schuldlosigkeit beteuert. Die Frau wurde
verhaftet, aber nach zwei Wochen wegen Mangels an Beweisen
freigelassen.
Am 12. Mai wurde ein acht Monate altes Baby in einem kleinen
lombardischen Alpendorf in einer Waschmaschine ermordet. Die Mutter
steckte das Mädchen in die Maschine, es starb während eines
Waschgangs im Wasser der Trommel. Der Vater entdeckte die Leiche des
Kindes, als er am Sonntagabend mit seiner älteren Tochter von einem
Ausflug nach Hause kam. Vor der Waschmaschine saß die Mutter in einem
geistig verwirrten Zustand, sie gestand den Mord sofort.
Vier Tage später wurde ein siebenjähriges Mädchen in Imola von
seiner Mutter erstochen, die kurz danach mit derselben Waffe
Selbstmord beging. Die beiden Leichen wurden vom Vater des Kindes
gefunden.
Mütter als Täterinnen
Seit August 2000 wurden 15 Kindermorde gemeldet, für die die
Mütter - meist junge Frauen - verantwortlich gemacht werden. Im
selben Zeitraum wurden acht Kinder von ihren Vätern ermordet.
Soziologen und Psychiater schlagen Alarm. "In unserer
familienfeindlichen Gesellschaft werden Mütter oft sich selbst
überlassen. Sie sind einsam und von der Arbeit belastet. Viele
erleben nach der Geburt des Kindes eine tiefe Depression, die
behandelt werden müsste. Sie wird auch oft von den engsten
Familienangehörigen ignoriert", sagte eine Psychologin. Das Phänomen
der "Killer-Mütter" beschäftigt auch die Kriminologen, die eine
Persönlichkeitsspaltung bei den Mörderinnen vermuten. "Ein rationales
Delirium dominiert diese schizophrene Persönlichkeiten, die meist
kaltblütig handeln und die Verbindung mit ihrem Inneren total
verloren haben", sagte der Kriminologe Francesco Bruno.
Zahl der Morde in italienischen Familien ist stark steigend
Die Zahl der Morde in italienischen Familien ist stark steigend.
2000 wurden 213 Personen von Familienangehörigen umgebracht, 2001
waren es bereits 226. Im Jahr 2001 wuchs die Zahl der von den Eltern
ermordeten Kinder um 15 Prozent. Hoch ist auch die Zahl der Morde
unter Ehepartnern. (APA)