Wien – In Österreich sind Familientragödien absolut keine Seltenheit. Oft treiben vor allem Beziehungsprobleme Menschen zu Verzweiflungstaten, deren Opfer die nächsten Angehörigen werden. Hier die Chronologie seit Beginn des Jahres 1999:

Jänner 1999:

Seinem aufgestauten Hass macht ein 39-jähriger Grazer blutig Luft: Er streckt Ehefrau, Schwiegermutter und Ziehsohn nieder, seine Opfer werden lebensgefährlich verletzt. Nach zweitägiger Irrfahrt stellt sich Siegfried Kleinschuster den Behörden.

Ein Streit um die Bewirtschaftung des kleinen Bauernhofes im Bezirk Villach-Land lässt den 61-jährigen Franz Treiber ausrasten: Er erschießt seinen 41-jährigen außerehelichen Sohn mit einem Schrotgewehr und begeht Selbstmord.

Aus Eifersucht erschlägt ein 35-jähriger in der oststeirischen Bezirksstadt Feldbach seine 19-jährige Ex-Freundin, die sich von ihm trennen wollte. Anschließend erhängt er sich neben der Leiche.

April 1999:

Vermutlich finanzielle Schwierigkeiten treiben einen Grazer Unternehmer zu einer furchtbaren Bluttat: Der 54-jährige Diplomingenieur erschießt zunächst Frau und Sohn. Den letzten Kontakt zum Täter hat ein Exekutor: Als dieser läutet, rät ihm der Hausbesitzer über die Gegensprechanlage, das Weite zu suchen, wenn er nicht "die vierte Leiche" sein will.

Mai 1999:

Ein 39-jähriger geschiedener Steirer ertränkt seine neunjährige Tochter in einem Seitenarm des Völkermarkter Stausees. Nach einer Flucht mit dem sechsjährigen Sohn stellt sich der Mann schließlich auf einem Parkplatz in Ungarn.

Juni 1999:

Ein 79-jähriger Wiener erwürgt in Floridsdorf seine 71-jährige Ehefrau und wirft sich anschließend vor eine Schnellbahn. Es wird vermutet, dass der Mann aus Verzweiflung gehandelt hat, nachdem bei ihm Darmkrebs diagnostiziert worden ist.

Ein 33-jähriger gebürtiger Deutscher erschießt in Straßwalchen (Flachgau) seine Lebensgefährtin sowie drei Kinder im Alter von vier bis acht Jahren und richtet sich anschließend selbst. In einer schriftlichen Mitteilung des Täters ist zu lesen, dass er mit seiner "Lebenssituation" nicht mehr fertig werde. Auch seine Partnerin hinterließ eine Nachricht, in der sie erklärte, keinen Ausweg mehr zu sehen.

Krankhafte Eifersucht könnte der Auslöser für eine Familientragödie im Tiroler Unterland gewesen sein. Ein 57-Jähriger ersticht in Volders seine 59-jährige Frau mit einem Tapezierermesser und begeht anschließend Selbstmord.

September 1999:

Ein 48-jähriger Mann erschießt in Wien-Fünfhaus mit einer Pumpgun seine Frau und richtet sich dann selbst. Er wollte offenbar die Scheidung nicht akzeptieren.

Oktober 1999:

Die vermutlich psychisch kranke 59-jährige Roswitha K. aus Deutschland springt mit ihrer sechsjährigen Enkelin aus einem Hotelfenster in Wien-Ottakring. Beide sterben.

Eine sechsfache Mutter wird in Traun in Oberösterreich mit Schuss- und Stichverletzungen aufgefunden. Der Tat dringend verdächtig ist der 22-jährige Sohn der aus dem Irak stammenden 41-jährigen Frau.

Jänner 2000:

Eine 24-jährige Frau erdrosselt in Wien-Landstraße ihre beiden Kinder Enes (2) und Ömer (6). Von der mutmaßlichen Täterin fehlt bis heute jede Spur. Es wird befürchtet, dass sie Selbstmord begangen hat.

Februar 2000:

In Knittelfeld erdrosselt eine 69 Jahre alte Pensionistin ihren sechsjährigen Enkel. Er sollte es "besser" haben, erklärte die Frau bei der Exekutive.

April 2000:

In einer Wohnung in Wien-Meidling werden eine Frau und ein Mädchen im Volksschulalter tot aufgefunden. Der verdächtige Ehemann und Kindesvater wird nach einem Selbstmordversuch in Polizeigewahrsam genommen. Er soll die geplante Trennung von der Frau nicht überwunden haben.

Juni 2000:

Der 78-jährige Michael Schmidt aus Kleinedling bei Wolfsberg erschlägt seine vier Jahre jüngere Frau mit einem Hammer, verletzt eine Nachbarin und versucht anschließend, sich die Kehle durchzuschneiden. Er hatte gegenüber Nachbarn bereits mehrmals von Selbstmord gesprochen, überlebt aber.

Ein 72-jähriger ehemaliger Oberförster erschießt in einem Haus im Ortszentrum von Ebensee (OÖ-Bezirk Gmunden) zunächst seine 73-jährige Frau und dann sich selbst mit einer Schrotflinte. Die Tat blieb rund eine Woche unentdeckt, die Gendarmerie entdeckt schließlich die verwesten Leichen. Das Paar dürfte den Tod lange geplant haben: Neben den Leichen wurden unter anderem ein Testament und ein im Lauf der Monate mit Datum immer wieder ergänzter Abschiedsbrief gefunden. Ursache dürfte der schlechte Gesundheitszustand des Ehepaares gewesen sein.

In Aistersheim (OÖ-Bezirk Greiskirchen) will ein Ehepaar gemeinsamen Selbstmord begehen: Der 36-jährige Mann stirbt an einem Bruststich mit einem Messer, die 34-jährige Frau überlebt mit schweren Verletzungen.

September 2000:

Rasende Eifersucht war laut Polizei das Motiv für eine Familientragödie, die sich in einer Wohnung in der Semperstraße in Wien abspielt: Der 54-jährige Kraftfahrer Dusan R. geriet während einer Aussprache mit seiner 42-jährigen Frau Stamenja R. in Streit, schickte drei seiner Kinder in ein Nebenzimmer und schoss dann mit einer Kleinkaliberpistole auf seine Frau. Diese wurde lebensgefährlich verletzt. Einen Selbstmordversuch überlebte der Mann mit schweren Verletzungen.

Ebenfalls rasende Eifersucht eines 32-Jährigen Oststeirers macht einen knapp drei Jahre alten Buben im Bezirk Graz-Umgebung zum Vollwaisen: Bei dem Versuch, sich mit der 30 Jahre alten Mutter noch einmal auszusprechen – das Paar lebte seit kurzem getrennt – ersticht er die Frau mit einem Messer vor den Augen des Sohnes und rast etwa zwei Stunden später als "Geisterfahrer" auf der Südautobahn in den Tod. Den Kleinen dürfte der Mann im letzten Moment davor verschont haben, auch noch sterben zu müssen.

Oktober 2000:

Familientragödie auf der Murtalschnellstraße (S 36) im Bezirk Judenburg in der Obersteiermark: Eine 41-jährige Burgenländerin erschießt in voller Fahrt ihren am Steuer sitzenden 44-jährigen Ehemann und richtet anschließend die Waffe gegen sich selbst. Die Frau erliegt im Landeskrankenhaus Klagenfurt den schweren Verletzungen.

November 2000:

Ein 42-jähriger Hilfsarbeiter überschüttet in der Ortschaft Maria Rojach (Gemeinde St. Paul) im Kärntner Lavanttal seine Frau und einen weiteren Mann mit Benzin und will sie in Brand setzen. Als der Frau die Flucht gelingt, übergießt sich der Mann selbst mit dem Treibstoff und zündet sich an. Er wird lebensgefährlich verletzt ins LKH Klagenfurt geflogen. Das Motiv: Wenige Tage später sollte die erste Scheidungsverhandlung stattfinden.

Dezember 2000:

Der 33-jährige Hans L. ermordet in Frohnleiten im Bezirk Graz-Umgebung zuerst seine 34-jährige Frau Barbara und richtet sich anschließend selbst. Eigentlich war die Feuerwehr zu einem Brand ausgerückt. Nach den Löscharbeiten finden die Einsatzkräfte jedoch zuerst im Badezimmer den leblosen Körper des Mannes. Neben ihm liegt eine Flasche mit 80-prozentigem Rum, mit dem er sich offenbar übergossen und angezündet hatte. Wenig später machen die Einsatzkräfte eine weitere grausige Entdeckung: In der Küche liegt die Leiche der Frau. Hans L. hatte ihr mit einem Messer den Schädel abgetrennt. Die beiden Kinder des Ehepaars flüchteten während der Auseinandersetzung zu Nachbarn.

Ein Landwirt in der Oststeiermark erschießt am Heiligen Abend seine Ex-Freundin und richtet sich selbst. Die Bluttat passiert laut Gendarmerie vor dem Wohnhaus des Opfers und vor den Augen der beiden Kinder. Der Mann hatte offenbar die Trennung nicht verkraftet. Er war mit zwei Waffen ausgerüstet.

Februar 2001:

Nach jahrelangen Konflikten mit seiner Mutter ersticht ein 18-Jähriger die 49-Jährige im Wohnzimmer des Familien-Wohnhauses in Groß-Enzersdorf mit einem Bundesheermesser. Der Bursch versteckt die Leiche unter Pappkartons auf der Terrasse und lebt weiter in dem Haus. Die Tat wird erst nach zwei Wochen entdeckt, als eine Bekannte nachschaut, weil sie von ihrer Freundin tagelang nichts gehört hat.

März 2001:

Ein 77-jähriger Landwirt erschießt in Grambach bei Graz seine Schwiegertochter und richtet sich anschließend selbst. Grund für den Amoklauf dürften die Scheidungsabsichten der Frau gewesen sein. Das Opfer hinterlässt drei Kinder sowie einen Ehemann. Alle vier mussten sich in psychiatrische Behandlung begeben.

April 2001:

Ein 69-jähriger gebürtiger Iraker mit österreichischer Staatsbürgerschaft erschießt in Wien-Favoriten seine von ihm getrennt lebende Frau und verletzt seine Tochter schwer. Nach der Bluttat im Hof eines Gebäudekomplexes in der Sonnleithnergasse flüchtet der Täter – er ist seither unauffinbar. Seiner Tochter gegenüber hatte er noch angekündigt, seinen Sohn zu töten und sich selbst zu verbrennen.

Mai 2001:

Ein 51-jähriger Gendarm tötet in der Südkärntner Gemeinde Völkermarkt seine seit kurzem von ihm geschiedene 47-jährige Ex-Frau durch mehrere Messerstiche in Brust und Rücken. Danach unternimmt der Mann einen Selbstmordversuch, indem er sich ein Messer in die Brust rammt – er überlebt.

Mord und Selbstmord in Wien-Fünfhaus: Der 49-jährige Ivo V. erschlägt seine zwei Jahre jüngere Frau mit einer Hacke, ehe er sich erhängt. Laut Aussagen einer Nachbarin und der Nichte der Opfers hatte die Frau unter krankhafter Eifersucht ihres Ehemannes gelitten. Ivo V. dürfte psychisch nicht gesund gewesen sein.

Juli 2001:

Ein 80-jähriger Mann tötet in einem Wochenendhaus nahe Innsbruck sich und seine schwerst behinderte 53-jährige Tochter. Als er nicht in die Stadtwohnung zurückkehrt, alarmiert seine Frau einen Nachbarn und erstattet Anzeige. Der Nachbar entdeckt die beiden Toten in der Garage in einem Pkw: Der Pensionist hatte sich und seiner Tochter durch die Einleitung von Auspuffgasen in das Fahrzeug das Leben genommen.

August 2001:

Die weit fortgeschrittene Alzheimer-Erkrankung seiner 71-jährigen Frau lässt einen 75-jährigen Pensionisten in Wien-Ottakring zur Waffe greifen: Erwin A. erschießt seine Frau Luzia und begeht anschließend Selbstmord. Die Leichen des Paares werden in dessen Wohnung in der Paltaufgasse 26 vom Schwiegersohn entdeckt.

Oktober 2001:

Ein zweifacher Vater ermordet in Villach seine Frau und tötet sich anschließend durch Auspuffgase. Die Leichen des 47-jährigen ÖBB-Bediensteten Heimo St. und seiner 41-jährigen Frau Helga werden auf dem Gelände des Westbahnhofes gefunden. Motiv der Tat war die Absicht der Frau, sich scheiden zu lassen.

Dezember 2001:

Wieder überschattet eine Familientragödie den Heiligen Abend: In einem Wohnhaus in Schwertberg (Bezirk Perg) in Oberösterreich erschießt ein 53-jähriger Schlosser nach einer kleinen Feier seine 50-jährige Ehefrau und danach sich selbst. Die 19-jährige Tochter, die im Untergeschoss des Hauses übernachtet hatte, entdeckt die blutüberströmten Leichen. Bekannt war, dass der Schlosser fast jedes Jahr zu Weihnachten an Depressionen gelitten hatte. Diese könnten, in Verbindung mit Alkohol, den letzten Anstoß zu der Tat gegeben haben.

April 2002:

Eine 59 Jahre alte Frau springt aus dem sechsten Stock eines Wohnhauses im Grazer Bezirk Geidorf, nachdem sie ihre 88-jährige Mutter vermutlich mit Medikamenten getötet hat. Laut Polizei gibt es mehrere Abschiedsbriefe, aus denen hervor geht, dass die Tochter mit der Situation nicht mehr fertig wurde. Sie war selbst schwer krank.

An seinem 75. Geburtstag erschießt ein Pensionist im Bezirk Deutschlandsberg seine 58-jährige Ehefrau und richtet sich später selbst. Hintergrund der Bluttat dürfte eine bereits länger währende Zerrüttung in der Beziehung gewesen sein. Die Leiche der Frau lag vor dem Einfamilienhaus in Oisnitz (Gemeinde Lannach). Der Täter hatte sie mit zwei Schüssen aus einer Faustfeuerwaffe in die Brust getötet. Er erschießt noch den Hund, deckt die Leiche zu und fährt mit dem Auto nach Graz: Dort parkt er direkt vor dem Krematorium des Urnenfriedhofes in der Alten Poststraße und jagt sich eine Kugel in den Kopf.

Juni 2002:

Ein 38 Jahre alter Tankwart erdrosselt in der Südsteiermark seine 13 Jahre alte Tochter mit einem Elektrokabel und begeht anschließend Selbstmord. Die neue Lebensgefährtin des Mörders findet das tote Mädchen im Haus. Hintergrund der Bluttat dürfte eine Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter um die familiären Verhältnisse gewesen sein. Der Tankwart springt schließlich von der über 50 Meter hohen Autobahnbrücke in der Nähe der Raststation Arnwiesen bei der Südautobahn.

Juni 2002: Nur einen Tag danach wird ein weiteres Gewaltverbrechen in der "Knappenhof"-Siedlung im obersteirischen Mürzzuschlag bekannt: In einer Wohnung wird ein toter Mann mit einem Einschuss im Kopf gefunden. Daneben liegt eine Pistole. Eine Frau – vermutlich seine Lebensgefährtin – wird verletzt in das Krankenhaus eingeliefert. Sie verwickelt sich allerdings in der Folge in Widersprüche bezüglich des Herganges. Außerdem weist sie am gesamten Oberkörper schwerste Misshandlungsspuren auf, streitet aber vehement ab, geschlagen worden zu sein. Die Tragödie dürfte im Alkoholiker-Milieu angesiedelt sein. (APA)