Für Privatverbraucher wie für Unternehmen ist die wirtschaftliche Flaute eine gute Gelegenheit, alte Gewohnheiten zu überprüfen. Eins dieser Rituale ist der Kauf teurer Softwarepakete mit klingendem Namen, die kaum je ausgenutzt werden. Beweisstück Nummer eins: Microsoft Office . Jumbojet & Beetle Kaum ein Anwender nutzt die Tausenden Features dieses Universalpakets aus. Mit Office ließe sich das PC-Äquivalent eines Jumbojets bauen, obwohl die meisten eigentlich nur einen Beetle brauchen. Dafür ist ein stattlicher Preis fällig: Bei redlichem Erwerb legt man über 700 Euro für eine Lizenz ab, von unredlichem wollen wir hier schweigen. Microsoft Works Die großen Hersteller decken erfolgreich zu, dass es billige Alternativen gibt, mit denen sich gut leben lässt. Eines der gut gehüteten Geheimnisse von Microsoft ist, dass es mit Microsoft Works selbst ein weiteres Universalwerkzeug um ein Fünftel des Office-Preises anbietet; gerade für den privaten Bereich ist es durch Bestandteile für digitale Fotografie oder die Encarta Enzyklopädie wahrscheinlich nützlicher als Office selbst. Apple Works Die Palette an weiteren Anbietern ist groß: Von Apple gibt es ein vergleichbares Paket, Apple Works , um rund 100 Euro (auch für Windows), das ebenso gut wie elegant arbeitet. Star Office Microsoft-Erzrivale Sun schickt Star Office unter 100 Euro ins Rennen, mit Funktionen, die denen von Office praktisch nicht nachstehen. Open Office Star Office ist ein Produkt der OpenOffice -Initiative, mit der auch andere Anbieter Office-Varianten entwickeln, einige davon sogar gratis und für andere Plattformen wie Mac oder Linux. ThinkFree Office Ein relativ junges Produkt am Markt ist ThinkFree Office , das um 50 Dollar (52 Euro) ein Universalpaket zum Download anbietet. Sein größter Nachteil aus hiesiger Sicht: vorerst nur in Englisch, Japanisch und Koreanisch verfügbar, dafür aber für Windows, Mac und Linux vorhanden. Kompatibilität? Das Argument hat die Macht einer Sonntagspredigt

Die Rute im Fenster, mit der Microsoft Seitensprünge verhindern will, heißt Kompatibilität. Dieses Argument hat die Macht einer Sonntagspredigt: ThinkFree oder Star Office können Microsoft-Dateien praktisch genauso gut verwenden und erzeugen wie Microsoft selbst. Und die Gewohnheit? Wer einmal die Konventionen von Word erlernt hat, wird sich schnell zurecht finden. Etwas Aufwand ist für den Umstieg sicher nötig. Aber um den Preisunterschied kann man sich ein paar schöne Urlaubstage zum Ausgleich gönnen. (DER STANDARD, RONDO, Printausgabe, 28.6.2002)