Calgary - Mit einem "Aktionsplan für Afrika" haben die sieben führenden Industrieländer und Russland am Donnerstag auf ihrem Gipfel in Kanada nach eigenem Bekunden ein neues Kapitel der Entwicklungspolitik aufgeschlagen. So soll mindestens die Hälfte der neuen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit, welche die G-8-Staaten bis 2006 aufbringen wollen, - rund sechs Milliarden Dollar (6,2 Mrd. Euro) - an die Länder in Afrika fließen, die sich mit einer "guten Regierungsführung" und Eigeninitiativen dafür qualifizieren.Der Aktionsplan, so hieß es aus dem Tagungsort Kananaskis, sei in erster Linie die Antwort auf eine Initiative afrikanischer Reformpolitiker namens "Nepad" (Neue Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas). Darin legten die Politiker, anders als es bisher von Entwicklungsländern meist getan wurde, schonungslos eigene Fehler offen, bekundeten die Bereitschaft zur Korrektur und machten deutlich, dass in den Ländern eine Abkehr von Korruption und Misswirtschaft Not tut. Diesen Ansatz hatten die politischen Führer aus fünf afrikanischen Staaten - Nigeria, Ägypten, Senegal, Algerien und Südafrika - im vergangenen Jahr der G-8 auf ihrem Gipfel in Genua präsentiert. Die G-8-Regierungen hatten dann Afrika-Beauftragte benannt, um auf Nepad zu antworten.

Neuer Schuldenerlass

Bei einer Entwicklungshilfekonferenz in Monterrey im vergangenen Frühjahr hatten sich die USA und die Europäer dann verpflichtet, ihre Mittel für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit schrittweise derart anzuheben, dass 2006 rund zwölf Milliarden Dollar (12,36 Mrd. Euro) mehr zur Verfügung stehen - sieben Milliarden Dollar von den Europäern und fünf Milliarden Dollar von den Amerikanern. Die G-8-Staaten wollen zudem den ärmsten Ländern der Welt eine weitere Milliarde Dollar an Schulden erlassen. Eine entsprechende Grundsatzeinigung ist bereits am Mittwoch beim kanadischen Weltwirtschaftsgipfel erzielt worden. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2002, Reuters, dpa)