Mensch
Zweite Waffe gegen die Grippe kommt
Neues Anti-Influenza- Medikament bereits für die nächste Wintersaison zugelassen - in Pillenform, doch nur auf Rezept
Basel/Brüssel - In der kommenden Influenza-Saison wird nach
der Substanz Zanamivir auch noch ein weiteres ursächlich gegen die
Virus-Grippe-Erreger wirksames rezeptpflichtiges Medikament erhältlich
sein. Der Schweizer Pharmakonzern Roche teilte am Mittwoch in einer
Aussendung mit, dass der Wirkstoff Oseltamivir die Marktzulassung
durch die EU-Behörden erhalten hat.Von der Inhalation zur Pille
In der Influenza-Saison 1999/2000 stand mit Zanamivir erstmals ein
derartiges Medikament zur Verfügung. Es muss allerdings als Pulver
inhaliert werden. Oseltamivir gibt es hingegen in Pillenform, ist
also leichter einnehmbar. Bei beiden Substanzen handelt es sich um
innovative Wirkstoffe, die maßgeschneidert entwickelt wurden. Sie
hemmen das Influenza-Virus-Enzym Neuraminidase und blockieren damit
die Vermehrung sowohl von Influenza A- als auch von Influenza
B-Viren.
Mit den Medikamenten können Ungeimpften bei Grippe-Epidemien
am ehesten vor sehr schweren Verläufen der Erkrankung geschützt
werden. Rechtzeitig eingenommen kürzen sie die Dauer und die
Heftigkeit von Influenza-Erkrankungen ab. Prinzipiell ließe sich
damit auch eine Influenza-Prophylaxe durch regelmäßige Einnahme
durchführen.
Oseltamivir
Die Marktzulassung von Oseltamivir wurde für die Behandlung der
Grippe bei Erwachsenen und Kindern sowie für die Verhütung der Grippe
bei Jugendlichen und Erwachsenen erteilt. "Der Zugang zu neuen
antiviralen Mitteln wie Tamiflu ist für Ärzte und Patienten wichtig.
Dadurch wird der Ärzteschaft eine neue Waffe zur Bekämpfung des
Grippevirus zur Verfügung gestellt, das jedes Jahr viele Menschen in
Europa lahm legt und schwere Komplikationen sowie Todesfälle
verursacht", erklärte Univ.-Prof. Dr. John Oxford (London).
Oseltamivir ist weltweit bereits in über 40 Ländern für die
Grippebehandlung zugelassen, so in Australien, Kanada, Japan, der
Schweiz, den USA sowie in zahlreichen Ländern des Fernen Ostens und
Lateinamerikas. Rund vier Millionen Patienten haben es seit seiner
Einführung erhalten. In den USA ist es auch für die Prävention von
Grippe bei Jugendlichen und Erwachsenen, in den USA und in Kanada
außerdem für die Behandlung von Grippe bei Kindern ab einem Jahr
registriert.
Impfung bleibt angeraten
Allerdings haben Virologen und Ärzte immer wieder darauf
hingewiesen, dass trotz des Vorhandenseins solcher Medikamente
weiterhin die Impfung der beste Weg zu Schutz vor der Krankheit ist.(APA)