Nahost
Israel und Libanon verhandeln intensiv über Gefangenenaustausch
Unter Vermittlung Deutschlands
Beirut/Jerusalem - Deutschland vermittelt nach
libanesischen Medienberichten einen Gefangenenaustausch zwischen
Israel und dem Libanon. Aus libanesischen Sicherheitskreisen
verlautete am Mittwoch, man erwarte in den kommenden Wochen "positive
Entwicklungen" in dieser Frage. Auch der Vater eines vor knapp zwei
Jahren in den Libanon entführten israelischen Soldaten bestätigte dem
israelischen Nachrichtendienst "y-net", beide Seiten führten
gegenwärtig die "bisher intensivsten Verhandlungen" über einen
Gefangenenaustausch. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, man
wolle die Berichte weder bestätigen noch dementieren. Intensive Bemühungen des deutschen Vermittlers hätten bereits zur
Freilassung des 37-jährigen Mohammed Bisrawi geführt, hieß es aus
libanesischen Sicherheitskreisen. Das 37-jährige Mitglied der
radikalen Hisbollah-Miliz war am 10. Juni nach 15 Jahren israelischer
Gefangenschaft freigelassen worden.
Die Hisbollah hatte drei israelische Soldaten und den israelischen
Geschäftsmann Elchanan Tennenboim in ihre Gewalt gebracht. Nach
libanesischer Darstellung ist Tennenboim ein Mitglied des
israelischen Geheimdienstes. Die israelische Armee geht davon aus,
dass die drei Soldaten, die im Oktober 2000 im Grenzgebiet entführt
worden waren, nicht mehr am Leben sind. Israel hält 17 libanesische
Gefangene fest, darunter das ranghohe Hisbollah-Mitglied Scheich
Abdel Karim Obeid sowie Mustafa Dirani von der Amal-Bewegung. Obeid
war 1989 und Dirani 1994 entführt worden.
Die libanesische Zeitung "Al Mustakbal" berichtete am Mittwoch,
die Hisbollah fordere eine umfassende Einigung über den
Gefangenenaustausch, bevor sie Israel Informationen oder Bilder der
vermissten Soldaten übermitteln werde. Die Hisbollah und Israel
hatten 1996 und 1998 unter deutscher Vermittlung libanesische
Gefangene gegen Leichen israelischer Soldaten ausgetauscht. (APA/dpa)