Wien - Ein bisschen wird unter Kinobetreibern und Filmliebhabern gejubelt: Drei Kinos in der Wiener Innenstadt wurden vor dem endgültigen Zusperren gerettet. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) spricht schon jetzt von einem "gelungenen Stück Kulturpolitik". Nicht zuletzt deshalb, weil damit auch die Spielstätte für die Viennale im Herbst - das Gartenbau-Kino - gesichert scheint. Insgesamt ist aber die Lage etlicher Kinos, großer Kommerzpaläste wie kleiner Kulturkinos, höchst prekär, wie DER S TANDARD berichtete. So hat im UCI-Lassallestraße schon vor Wochen die letzte Filmvorstellung stattgefunden. Der australische Betreiber der Village-Cinemas in Wien-Landstraße hat bekannt gegeben, seine Marktaktivitäten in Europa beenden zu wollen. Die drei nun geretteten Kinos befanden sich in der Konkursmasse City Cinemas. Das Metro wurde vergangene Woche vom Filmarchiv Austria um 225.000 Euro erworben. Das traditionsreiche, aber besucherarme Gartenbau ging gemeinsam mit dem Cine an eine Bietergemeinschaft. Die beiden Kinos waren wesentlich billiger zu haben: Für rund 70.000 Euro gab der Masseverwalter den Zuschlag. Die Käufe werden gültig, wenn sie vom Konkursrichter bestätigt werden - im Normalfall reine Formsache. Ob dies wirklich nur eine Formalität ist, wird sich zeigen: Viennale-Chef Hans Hurch will nämlich die Abwicklung des Konkursverfahrens durch den Masseverwalter beeinspruchen. Verfahren prüfen Hurch, der selbst 50.000 Euro für den Erwerb des Gartenbau geboten hat, fühlt sich übervorteilt. Der Masseverwalter habe ihn nicht davon informiert, dass beim Verkauf "Cine und Gartenbau miteinander junktimiert" gewesen seien. Ganz im Gegenteil, betont Hurch, "er hat mir immer gesagt, die Kinos würden einzeln verkauft". Dass die Filetierung des zu verwertenden Kinobestands geplant gewesen sei, bestätigt auch Masseverwalter Georg Freimüller. Es sei aber seitens der Bietergemeinschaft (aus Allegrofilm, Dorfilm, Filmladen und Mathias Vorberg) ein gemeinsames Angebot für Gartenbau und Cine vorgelegen. Mit der Bedingung, entweder beide Kinos zu erwerben oder keines. Zudem habe die Gemeinschaft angeboten, man würde ein bestehendes Mietverhältnis für das Cine übernehmen. Freimüller argumentiert, dass aus der Auflösung des Mietverhältnisses hohe Räumungskosten und Schadenersatzforderungen zu erwarten gewesen wären, was die Passiva weiter in die Höhe ge- trieben hätte. Die Viennale hingegen habe nur für das Gartenbau geboten, das Kaufgebot erst später nachjustiert. Den Vorwurf Hans Hurchs, der Masseverwalter hätte beide Kinos zu einem günstigeren Preis abverkauft, als die Viennale bereit gewesen wäre, für das Gartenbau zu zahlen, weist dieser zurück. Er habe "nach der wirtschaftlich sinnvollsten Lösung" suchen müssen. Und diese habe er erreicht, wie ihm auch die Konkursrichterin in einem Gespräch am Dienstag bereits avisiert habe. Viennale-Standort Die Viennale wird damit weiterhin im Gartenbau-Kino ihre Heimat haben, wie sämtliche Beteiligten versichern. Eine Perspektive, die Viennale-Chef Hans Hurch dann doch wieder optimistisch stimmt. "Keine Sorgen" mache er sich um sein Filmfestival. Für die neuen Gartenbau-Betreiber, Helmut Grasser und Michael Stejskal, steht die Zusammenarbeit ebenfalls fest. Schon allein deshalb, weil Kulturstadtrat Mailath-Pokorny die in Aussicht gestellte Kultursubvention von 390.000 Euro (sie soll am Mittwoch im Gemeinderat beschlossen werden) an den Erhalt der Viennale knüpft. Diese Subvention müssen sich Metro und Gartenbau teilen. Das Cine, das schon bisher zu den erfolgreichsten Kinos im City-Cinema-Verbund gehört hat, wird davon nicht profitieren. (Andrea Waldbrunner/ DER STANDARD, Printausgabe, 26.6.2002)