Wien
Fingerabdrucksystem in Wiener Gymnasium
Kritik von Stadtschulrätin und Datenschützern - Geräte werden sonst nur in "Atomkraftwerken und Gefängnissen" eingesetzt
Ein Fingerabdrucklesegerät in einem Wiener Gymnasium
sorgt derzeit für Kontroversen. Im BG, BRG und BORG 22. in der
Polgarstraße in Wien-Donaustadt wird das Mittagessen per Daumenprint
ausgegeben. Die Schüler bestätigen die Wahl ihres Menüs an einem
Lesegerät. Stadtschulrätin Susanne Brandsteidl und der Datenschützer
Hans Zeger von der "ARGE Daten" stehen dem System allerdings kritisch
gegenüber. An der Schule versteht man die Aufregung nicht, die
Eltern, so hieß es, seien schließlich damit einverstanden.Überflüssiger Eingriff in die Privatssphäre
Heftige Kritik an der Praxis, das Essen per Daumenabdruck zu
bestellen, übte Datenschützer Zeger in einer Aussendung: "Offenbar
verfolgt die Schule, sofern sie sich überhaupt etwas gedacht hat, das
bildungspolitische Ziel, Kinder möglichst früh an Überwachung zu
gewöhnen." Das System stelle einen völlig unzumutbaren, weil
überflüssigen Eingriff in die Privatsphäre dar. Noch dazu habe die
Schule sich nicht beim Datenverarbeitungsregister (DVR) registrieren
lassen.
Aus dem Büro der Stadtschulrätin hieß es, man respektiere den Standpunkt der Schule zwar, dennoch werde man eine rechtliche Überprüfung durchführen. Brandsteidl wurde
zitiert, dass es unter ihrer Leitung an der Schule sicher keine
Fingerprintlesegeräte geben würde.
System bringe eine Reihe von Vorteilen ...
Direktor Alf Mathuber kann den Rummel um die Essensausgabe an
seiner Schule nicht nachvollziehen: Das System bestehe seit zwei
Jahren, und bringe eine Reihe von Vorteilen: Die Essensausgabe gehe
schneller, die Kinder könnten ihre Berechtigung dazu auch nicht
verlieren. Außerdem seien die Eltern damit einverstanden. Wer nicht
will, könne außerdem auf herkömmliche Chipkarten zurückgreifen.
Die Daten der Schulkinder werden streng vertraulich behandelt,
betonte der Schuldirektor. Auf die Computer, auf denen sie
gespeichert seien, hätten nur zwei Personen mit zwei verschiedenen
Passwörtern Zugriff. "Verlässt ein Schüler die Schule, werden seine
Daten vernichtet", betonte Mathuber. Er wies auf die technische
Zuverlässigkeit des Fingerabdruckscanners hin: Solche Geräte würden
sonst nur in "Atomkraftwerken und Gefängnissen" eingesetzt. (APA)