Unternehmen
Semperit-Investor will "Finanzgipfel"
Polit-Unterstützung fehlt
Wien - Einen "Finanzgipfel" über die Finanzierung der
teilweisen Übernahme des vor der Schließung stehenden Semperit
Reifenwerks in Niederösterreich wünscht sich der
niederösterreichische Industrielle Walter Schweifer. "Es wäre mir
recht, wenn Bund und Land endlich sagen würden, dies kann die
öffentliche Hand beitragen und jenes brauchen wir als Voraussetzung
dafür", sagte der potenzielle Investor am Dienstag.
Weder Bund noch Land Niederösterreich haben bisher Unterstützung für
das Projekt angeboten, mit dem im besten Fall die Hälfte der Jobs in
Traiskirchen gerettet werden könnten. EU-Richtlinien erlaubten in Traiskrichen keine Beihilfen,
Bürgschaften könnten nur in kleineren Fällen übernommen werden,
zitiert das "WirtschaftsBlatt" am Dienstag nicht namentlich genannte
Quellen aus der niederösterreichischen Landesregierung. Außerdem habe
Schweifer dem Land "kein Konzept" vorgelegt, heißt es - eine Aussage,
die von Schweifers Rechtsberater Michael Tröthandel als "Unsinn"
zurück gewiesen wird.
"Reines Politikum"
Während sich Schweifer bei der Charakterisierung der Haltung der
öffentlichen Hand deutlich zurückhaltend äußert, sagt
Semperit-Reifen-Betriebsrat Alfred Artmäuer: "Was passiert, ist ein
reines Politikum auf Kosten der Leute, die hier den Job verlieren".
Außer vom Traiskirchener Bürgermeister Fritz Knotzer (S) kommt seiner
Meinung nach von Bund und Land "null Unterstützung" - obwohl diese im
vergangenen Februar von Summen von mehr als 100 Mill. S gesprochen
hätten, mit denen Arbeitslosigkeit finanziert und Betriebe
angesiedelt werden sollten.
"Mit Unterstützung des Landes hätte Schweifer Chancen, auch die
Lkw-Reifenproduktion aufrecht zu erhalten", ist Artmäuer überzeugt.
"Ich war am Anfang auch eher skeptisch, aber heute weiß ich, dass
Conti bereit wäre, eine Abnahmegarantie bis zu 500.000 Stück
Lkw-Reifen zu geben."
Beobachter schätzen, dass für den Kauf des Werks rund 30 Mill.
Euro aufgebracht werden müssen. Ein Konsortium rund um die Gemeinde
Traiskirchen soll bereit sein, das Werksgelände aufzukaufen und an
den Semperit-Investor bzw. weitere ansiedlungswillige Betriebe zu
verpachten. Die Verhandlungen zwischen den Investoren und Conti
sollen spätestens nächste Woche abgeschlossen sein - die Zeit drängt.
Per Ende Juli stellt Conti in Traiskirchen die Reifenproduktion ein. (APA)