Wien - Der bekannte Zeichner und Karikaturist Paul Flora wird am Samstag 80 Jahre alt. In den sechziger Jahren, als er unter anderem für "Die Zeit" tätig war, zählte er zu den gefragtesten Illustratoren. Seit seinem Rückzug von der publizistischen Bühne konzentrierte er sich ausschliesslich auf seine zeichnerische Arbeit. Neben Tirolern, Hexen oder Katzen kommen immer wieder spitzschnäbelige Raben in Floras zeichnerischen Studien menschlichen Verhaltens vor. Diese wurden auch zu seinem Markenzeichen. Das Kunsthistorische Museum zeigt ab 25. November im Palais Harrach die "Retrospektive Paul Flora". Flora wurde am 29. Juni 1922 in Glurns im Vinschgau in Südtirol geboren. Im Alter von sechs Jahren übersiedelte seine Familie nach Innsbruck, wo er "inmitten von sechs Geschwistern aufwuchs, eher hastig und beiläufig erzogen wurde, ein schwieriges Kind war und mehrere interessante Komplexe bekam, welche seither meine Geschäftsgrundlage bilden", sagt der Tiroler Zeichner selbst über seine Kindheit. Flora maturierte 1942 in der Tiroler Landeshauptstadt und schrieb sich an der Münchner Akademie ein. Während des zweijährigen Kriegsdienstes wurde er in Kaplitz im Böhmerwald von den Amerikanern gefangen genommen, und kehrte Ende Mai 1945 nach Innsbruck zurück. Heute lebt er auf der Hungerburg nahe Innsbruck. Im Herbst 1945 hatte er seine erste Ausstellung in Bern. Noch im selben Jahr zeigte er im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck seine Werke. Ab 1953 begann die Zusammenarbeit mit dem Zürcher Diogenes Verlag und wenig später mit der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Dort wurden in vierzehn Jahren über 3.000 seiner Zeichnungen veröffentlicht. Neben politischen Karikaturen entstanden auch zahlreiche Bildbände, die Flora als Satiriker und humorigen Zeichner bekannt machten. Friedrich Dürrenmatt bezeichnete Flora einmal als "den Denker und Grübler unter den Karikaturisten". Sein Faible für alles Makabere und Hintergründige hat Paul Flora, dessen Vorbilder Alfred Kubin, Henri Matisse, Pablo Picasso und Oskar Kokoschka sind, bereits als vierzehnjähriger entwickelt. Neben den knorrigen Tirolern haben es Flora in seinen Zeichnungen auch die Figuren der Commedia dell'arte, Gartenzwerge oder Raben angetan. Er wird nicht müde, ständig neue kleine Bildgeschichten über diese Figuren zu erfinden. Aus dem Blickwinkel des messerscharfen Beobachters hält er in seinen Feder- und Bleistiftzeichnungen das Wesen menschlicher Verhaltensweisen fest. Floras liebstes Werkzeug ist die Tuschfeder, und der reine Strich seiner fein ziselierten Zeichnungen wurde zu einem unverwechselbaren Stil. (APA)