Wenige Tage vor der mit Spannung erwarteten offiziellen Veröffentlichung des Pisa-Ländervergleichs in Deutschland sind zahlreiche weitere Details der Bildungsstudie bekannt geworden. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus erreichte Bayern in den meisten Wertungen den Spitzenplatz. Dabei lägen die einzelnen Ergebnisse jedoch im internationalen Vergleich nur knapp über dem Mittelwert.In der Wertung der naturwissenschaftlichen Leistung in Gymnasien liegt Schleswig-Holstein auf Platz eins. Bremen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt liegen in fast allen Wertungen auf den hintersten Plätzen. Die erweiterte Pisa-Studie ("Pisa E") wurde zeitgleich mit der internationalen Pisa-Studie im Frühjahr 2000 durchgeführt. Sie soll differenziertere Aussagen über Stärken und Schwächen innerhalb des deutschen Bildungssystems bringen. Der Deutsche Lehrerverband führt das unterschiedliche Abschneiden der Bundesländer auf die jahrzehntelang unterschiedlichen Ansätze in der Schulpolitik zurück. Gerade Bayern widerlege den Vorwurf, gute Leistungen in einem solchen Test würden durch die Ausgrenzung schwacher Schüler erkauft, sagte der Verbandspräsident Josef Kraus. Er warnte ausdrücklich davor, bei der Integration von Ausländerkindern vor allem auf den muttersprachlichen Unterricht zu setzen, wie dies in SPD-regierten Ländern betrieben werde. Die Wirtschaft sieht "eine Gefahr für den Standort Deutschland" im internationalen Wettbewerb. Der Bundeselternrat rief Eltern am Wochenende zur Verfassungsklage auf, weil die Grundgesetz-Garantie gleicher Lebensverhältnisse in den 16 Ländern nicht mehr erfüllt sei. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) will die Vergabe der zugesagten vier Milliarden Euro für den Ausbau von 10.000 Ganztagsschulen an konkrete Reformzusagen der Länder knüpfen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 6. 2002)