STANDARD: Warum haben Sie zum zweiten Mal den Posten des grünen Bundesgeschäftsführers übernommen?Floss: Ich habe überhaupt nicht das Gefühl eines Comebacks. Das ist nach den zehn Jahren, wo ich für die EU-Föderation der Grünen gearbeitet habe, eine völlig andere Partei geworden. Und der Job des Bundesgeschäftsführers hat mich immer am meisten interessiert. Da geht es darum, die Parteidiskussion zu intensivieren, Strategien und neue Ideen zu entwickeln. Diesbezüglich kann aus meiner Tätigkeit in Brüssel sicher viel einbringen. STANDARD: Was? Floss: Zum Beispiel habe ich durch den Kontakt mit den anderen Grünparteien Europas einen guten Einblick bekommen, wie sie sich organisieren, wie sie beispielsweise mit Regierungsbeteiligungen umgehen, wie sie sich darauf vorbereiten. Und wenn wir diese Option ernst nehmen, sollten wir uns so darauf vorbereiten, dass uns die Fehler nicht passieren, die zum Beispiel den deutschen Grünen passiert sind. STANDARD: Heißt für die Grünen konkret? Floss: Wenn wir die Mehrheit von ÖVP und FPÖ brechen, müssen wir bereit für Regierungsverhandlungen sein. Wenn es solche Verhandlungen gibt, habe ich zwei Gesprächspartner: Die andere Koalitionspartei und die eigene Partei, für die das eine neue Erfahrung ist. Da gibt es viel zu erklären, auch Kompromisse, die man schließen muss, und wenn das nicht vorbereitet wird, geht viel zu viel Energie drauf. Das ist aber keine rot-grüne Ansage. Die sehe ich im Augenblick weder bei uns noch bei der SPÖ. STANDARD: Wann rechnen Sie mit Wahlen? Floss: Unsere Devise ist: allzeit bereit. Aber es wird wohl im Frühjahr sein. Im Herbst werden wir mit unseren Nachbarländern eine Initiative zur Osterweiterung starten. Dieses wichtigste EU-Projekt wird sicher auch in unserer Wahlkampagne eine Rolle spielen. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2002)