Inland
Massenflucht aus australischem Internierungslager
39 Flüchtlinge mit Hilfe von Menschenrechtsaktivisten ausgebrochen
Canberra/Sydney - Bei einer spektakulären Aktion sind
fast vierzig von den Behörden abgelehnte Asylbewerber in der Nacht
auf Freitag aus dem umstrittenen südaustralischen Internierungslager
Woomera ausgebrochen. Die 39 Männer und Frauen erhielten nach
Augenzeugenberichten Hilfe von außen. Zu der Fluchthilfe bekannte
sich die Organisation "Our Sacred Country", die sich gegen die rigide
Einwanderungspolitik der australischen Regierung wendet. Nach einer
groß angelegten Suche nahm die Polizei fünf der Geflüchteten fest.
Zwei Frauen und ein Mann, die an der Aktion beteiligt gewesen sein
sollten, wurden verhaftet. Ihnen drohen langjährige Haftstrafen. Bei den Flüchtlingen handelt es sich nach Angaben der Regierung um
illegale Einwanderer, deren Asylanträge abgelehnt wurden. Unter ihnen
seien auch vier Kinder. Augenzeugen berichteten, wie eine Gruppe von
Demonstranten in Lastwagen und Autos auf das berüchtigte Wüstenlager
zufuhr, die Wachen mit lautem Gehupe ablenkte und den
Stacheldrahtzaun niederriss. Die Polizei errichtete am Freitag
Straßensperren rund um das Flüchtlingslager von Woomera und
durchkämmte auf der Suche nach den Flüchtigen eine Fläche von rund
200 Quadratkilometern.
Hungerstreik
Dem Ausbruch war ein fünftägiger Hungerstreik von rund 160
internierten Flüchtlingen in Woomera vorausgegangen. Seit Monaten
schon protestieren sie mit zum Teil verzweifelten Methoden gegen ihre
Internierung: Immer wieder gibt es Berichte, dass sich einige von
ihnen die Lippen zugenäht hätten.
Die Aktion stieß bei der Regierung in Canberra auf scharfe
Reaktionen. Premierminister John Howard bezeichnete sie als
"aufrührerisch und fast schon kriminell". Auch
Flüchtlingsorganisationen verurteilten den Ausbruch. Nach den Worten
des australischen Flüchtlingsrats könnte er den Asylsuchenden eher
schaden als nützen. Mit ihrer Fluchthilfe habe die Gruppe "Our Sacred
Country" eine Grenze überschritten.
Kritik an den Zuständen in den Flüchtlingslagern
Die meisten Flüchtlinge in dem Internierungslager stammen aus
Afghanistan, dem Irak, dem Iran oder Sri Lanka.
UNO-Flüchtlingshochkommissarin Mary Robinson hatte mehrmals ihre
tiefe Besorgnis über die Behandlung der Asylsuchenden in
australischen Flüchtlingslagern ausgedrückt. Das UNO-Hochkommissariat
für Flüchtlinge (UNHCR) hat gegen die Inhaftierung von Asylbewerbern
durch die australischen Behörden protestiert.
Auch die katholische Kirche Australiens hat die Zustände in den
Internierungslagern scharf kritisiert. Die Zustände dort seien
menschenunwürdig, heißt es in einem 64-seitigen kirchlichen Bericht.
Seit 1994 hält die australische Regierung Flüchtlinge vor allem aus
dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afghanistan in Wüstenlagern
fest. In dem kirchlichen Bericht wird, wie Radio Vatikan meldete,
darauf verwiesen, dass immer wieder inhaftierte Flüchtlinge aus
lauter Verzweiflung Selbstmordversuche begehen. Auch Kinder und
Jugendliche würden festgehalten. Die Regierung in Canberra müsse
endlich handeln, fordert die Kirche.
(APA/AP)