Ab 24. Juni, 20:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit sind Himmelsbilder aus verschiedensten Zeitzonen, eingefangen von time-eyes, im Internet zu bewundern.

Das auf höchstem ästhetischen Niveau realisierte Projekt "Sonnenpendel" kann man auf der Internet-Seite sunpendulum.at oder in aller Kürze in dieser Ansichtssache kennen lernen. Von der Internetseite öffnen sich allerdings die time-eyes in die ganze Welt. Und das live!

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter

Himmelsspäher

Bilder aus dem Himmel aufsammelnd und ins Internet speisend, spähen derzeit sieben Kameraaugen bei Tag und Nacht in Richtung Sterne. Verteilt über den ganzen Erdball sind sie Erfüllungsgehilfen für das komplexe Langzeitprojekt des österreichischen Medienkünstlers Kurt Hofstetter:

"Sonnenpendel" will eine Sonnenuhr schaffen. Nicht irgendeine, sondern eine weltumspannende mit immer und überall währender Gültigkeit."

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter

Zeitauge Nr. 8

Zuletzt ging am 12 Februar ein weiteres "Zeitauge", Kamera Nummer Acht, in Dubai ans Netz. Bis zum Projektende – geplant für 2004 - folgen noch vier weitere. Die insgesamt zwölf "time-eyes" repräsentieren 12 Zeitzonen rund um die Erde, die ihre "Himmelsbilder" ins Internet speisen.

Foto: Hofstetter ©, Das erste Time-Eye in Maui

Lichtkreislauf

"Mit der Zeit, das heißt mit der Rotation der Erde, wandert das Licht der Sonne auf der Erde. Ein stetiger Kreislauf von Licht parallel zum Schatten, von Tag parallel zur Nacht," formuliert Hofstetter im Projektkonzept.

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter

Inplusion

Die Bilder, die die Videokameras in Maui auf Hawai, Ensenada, New Orleans, auf den Bermudas, den Azoren, in Granada, Kairo, Dubai, Kalkutta, Hong Kong, Tokyo und auf den Midway Inseln einfangen, sind Teil der INPLUSION, wie es Hofstetter nennt.

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter

Explosion

Der Projektteil EXPLOSION betitelt den Ort der Erde, wo diese Bilder gebündelt übertragen werden. Ein Pavillon versammelt 12 in einem Kreis installierte Monitore, die das eingefangene Licht ausstrahlen.

panilion #1, © Haslwanter/Hofstetter 1998

Erdrotation

"Mit der Rotation der Erde, das heißt mit der Zeit, wandert das Licht der Sonne im Kreis der Monitore". Für den Beobachter im Inneren des Kreises wird das Phänomen Tag und Nacht parallel erfahrbar.

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter

Spiralen

Der Sonnenpendel-Pavillon ist offen konstruiert: Durch 12 spiralförmig nach innen führende Wandelemente ist er von allen Seiten zugänglich.

pavilion #2, © Hofstetter

Pulsierende Hülle

Aber auch die Wandelemente selbst sind flexibel gehalten. Sie lösen sich in schwenkbare Lichtschutzlamellen auf, die über lichtempfindliche Sensoren bewegt werden und die Lichtverhältnisse im Innenraum steuern. – Es entsteht eine "pulsierende Hülle" wie Hofstetter es formuliert.

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter

Spuren ziehen

Flexibilität und Veränderung ist nicht nur oberstes Prinzip für Videokameras und Konstruktion des Pavillons, sondern auch für den Aufstellungsort des Sonnenpendels. Der leicht auf- und abbaubare Pavillon reist im Jahresrhythmus um den Globus. An seinen ursprünglichen Aufstellungsorten hinterlässt er aber jeweils eine "Spur": Das spiralförmige Fundament des Pavillons.

Foto: sunpendulum.at, Montage: derstandard.at

Präsentation

Gestartet wurde das Projekt "Sonnenpendel" 1998. In jenem Jahr wurde es durch die Unterstützung aus öffentlicher und privater Hand möglich, die konkrete Umsetzung zu beginnen.

"Time-eye" in Granada, © Hofstetter

Hofstetter

Kurt Hofstetter, österreichischer Konzept- und Medien-Künstler, setzt sich bereits seit 1976 in seiner Arbeit mit Parallelität und Kreislauf, Explosion – Implosion, Licht und Zeit auseinander. Musikkompositionen, experimentelle Fotokopien und Fotografien, Computeranimationen, Medieninstallationen, sowie Zeichnungen und Konzepte zeigen einen kontinuierlichen Prozess, aus dem das Projekt Sonnenpendel entstand.

The Complementary Light Pendulum, Medieninst. 1999

Dokumentation

Eine fantastische Dokumentation des interdisziplinären Projekts findet sich unter sunpendulum.at



von Anne Katrin Feßler

Foto: sunpendulum.at, © Hofstetter