München/Bern/Klagenfurt - Das Spiel der Elemente wird dieser Tage über Mitteleuropa ausgetragen: Taubeneigroße Hagelkörner sind in der Nacht auf Montag über Bayern und Baden-Württemberg vom Himmel geschossen. Bis zu 21 Liter Wasser pro Quadratmeter kamen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes aus mittelfränkischen Wolken. Folgen waren nicht nur Verkehrsbehinderungen und Überschwemmungen, sondern auch mehrere Brände durch Blitzeinschläge. In Oberfranken brannte eine Scheune nieder, mehrere Tiere verendeten und vier Menschen erlitten Rauch-gasvergiftungen. Auch in der Schweiz wüteten Unwetter. Im Thurgau standen etliche Keller unter Wasser. Am Bahnhof von Lenzburg kam es zu einer Stromstörung. Regionalzüge wurden durch Busse ersetzt, Schnellzüge und Intercity-Züge umgeleitet. Auch die Strecke Winterthur-Rapperswil war wegen der Gewitter unterbrochen. Dort kamen ebenfalls Busse zum Einsatz. Der starke Regen brachte stellenweise auch den Verkehr auf der Schweizer A1 fast zum Erliegen. Hagelzentren In Österreich sind besonders Kärnten und Oberösterreich von den Hagelgewittern betroffen. Hagelgeschoße von Taubeneigröße richteten auch hier schwere Schäden bei Gebäuden und Umwelt an. Ackerkulturen auf einer Fläche von rund 9300 Hektar wurden verwüstet. In Kärnten musste die Feuerwehr 400-mal ausrücken. Den Sachschaden beziffern die Experten der österreichischen Hagelversicherung mit 4,3 Millionen Euro. Insgesamt haben laut diesen Angaben Hagel, Überschwemmungen und Frost heuer bereits Schäden im Ausmaß von mehr als 15 Millionen Euro verursacht. Im Fotschertal im Bezirk Innsbruck-Land wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum getroffen, als er während eines starken Gewitters mit einem landwirtschaft-lichen Fahrzeug auf einer Forststraße unterwegs war. Er erlitt schwere Verletzungen. Heimische Bauern haben jedoch naturgegeben noch mehr zu befürchten, liegt Österreich doch nach Informationen der Hagelversicherung in einem weltweiten "Hagelepizentrum" (siehe Grafik). Die Hagelsaison erreiche in Österreich in den Monaten Juni, Juli und August ihren Höhepunkt, man müsse in diesem Zeitraum jeden zweiten Tag mit Hagel rechnen, sagen die Verantwortlichen der Versicherung. (APA, the/DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2002)