Kairo/Berlin - Das islamistische Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden hat sich zu dem Anschlag auf die Synagoge der tunesischen Ferieninsel Djerba bekannt. Bei dem Blutbad am 11. April waren 19 Menschen, darunter 14 deutsche Touristen, getötet worden. Das arabische Satelliten-Fernsehen Al Jazeera spielte am Sonntag ein Tonband ab, auf dem die Stimme des El-Kaida-Sprechers Suleiman Abu Gheith zu hören sein soll. Eine Sprecherin des deutschen Innenministeriums sagte, Innenminister Otto Schily habe wiederholt erklärt, es gebe starke Indizien, die auf einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und El Kaida hindeuteten. Auf dem Tonband drohte Abu Gheith auch mit neuen Anschlägen gegen US-Ziele. "Ein junger Mann der El Kaida, der nicht mehr ertragen konnte, mit ansehen zu müssen, wie seine Brüder in Palästina getötet werden und ihnen das Recht auf ihr Land genommen wird, hat diese Operation ausgeführt", sagte Abu Gheith nach Angaben des Senders. "Denn gleichzeitig sah er, wie sich die Juden in seiner Stadt Djerba frei bewegen und ihre Rituale durchführen konnten. ... Da keimte der Geist des Dschihad (Heiliger Krieg) in ihm, und er führte diese erfolgreiche Operation aus." Laut Al Jazeera wurde die Erklärung "vor kurzem" aufgenommen. Ein El-Kaida-Kommandeur hatte bereits Mitte Mai erklärt, die Bewegung sei für den Anschlag verantwortlich. In einem Interview mit der in London herausgegebenen Tageszeitung "Asharq Al-Awsat" sagte Abdul Azeem Muhajer, Nizar Seifuddin (Kampfname Seif) habe den Anschlag durchgeführt. Bereits kurz nach dem Anschlag war ein angebliches El-Kaida-Bekennerschreiben bei einer anderen arabischen Zeitung in London eingegangen. In diesem Schreiben war der Fahrer des mit Flüssiggas beladenen Lastwagens als "Märtyrer Nizar Ben Mohammed Nawar Seif el Islam, der Tunesier" genannt worden. Abu Gheith wies am Sonntag gleichzeitig Spekulationen zurück, Bin Laden, der als meistgesuchter Terrorist der Welt gilt, sei krank oder bei der Anti-Terror-Kampagne gegen die Tora-Bora-Höhlen in Afghanistan im vergangenen Jahr verletzt worden. Bin Laden gilt als Drahtzieher der Flugzeuganschläge auf New York und Washington, bei denen am 11. September 2001 mehr als 3.000 Menschen getötet worden waren. Abu Gheith kündigte an, Bin Laden werde sich in den kommenden Wochen im Fernsehen zeigen. Bin Laden sowie der Anführer der afghanischen Taliban, Mullah Omar, und das ägyptische El-Kaida-Führungsmitglied Eiman el Sawahiri seien noch am Leben und erfreuten sich bester Gesundheit. "Ich versichere den Moslems, dass Osama bin Laden, Eiman el Sawahiri und Mullah Omar gesund sind und dass Berichte, sie seien in Tora Bora verletzt worden, bar jeder Wahrheit sind", sagte Abu Gheith. "98 Prozent der Führung der El-Kaida-Organisation sind noch intakt", sagte er weiter. "Wir sind erst am Anfang unseres Krieges gegen die USA. Die Zahl der Menschen, die im Dschihad gegen die Ungläubigen kämpfen wollen, nimmt zu." Amerikanische und verbündete Soldaten haben am Samstag im Süden Afghanistans die Suche nach Mitgliedern der El Kaida und des früheren Taliban-Regimes intensiviert. Wie die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP am Sonntag meldete, hätten hunderte Soldaten die Operation vor drei Tagen begonnen. Zuvor hatte es Hinweise darauf gegeben, dass sich Taliban-Führer Omar in den Bergen versteckt hält. Der ehemalige Taliban-Verteidigungsminister Mullah Obeidullah soll sich ebenfalls dort versteckt halten, meldete AIP. Die USA gehen wegen mehrerer Raketenangriffe auf US-Stützpunkte in Paktia in den vergangenen Monaten davon aus, dass El-Kaida- und Taliban-Kämpfer in dem Grenzgebiet zu Pakistan weiter aktiv sind.(APA/dpa)