Kabul - Die 28 Minister der neuen afghanischen Übergangsregierung haben am Montag ihren Amtseid abgelegt. Der ehemalige Innenmister Yunis Kanuni übernahm nach tagelangem Zögern das Bildungsministerium. Weiter unbesetzt blieb das Frauenministerium. Das Frauenministerium wurde Mahboba Hokookmal angeboten, der Vizepräsidentin der Großen Ratsversammlung, da die bisherige Ressortchefin Sima Samar den Vorsitz in der afghanischen Menschenrechtskommission übernimmt. In der Übergangsregierung besetzen in Zukunft vor allem Angehörige der ehemaligen oppositionellen Nordallianz Schlüsselposten. Kanuni ist nach einigen Tagen des Zögerns nun doch an die Spitze des Bildungsministeriums gewechselt und wird überdies Sicherheitsberater Präsident Hamid Karsais. Kanuni gehörte bereits der Sechsmonats-Regierung an, die auf der Bonner Friedenskonferenz im Dezember eingesetzt worden war. Auf der Sitzung der Versammlung der Völkerschaften, der Loya Jirga, bot er vergangene Woche seinen Rücktritt an, um Karsai für die Regierungsbildung freie Hand zu geben. Er hat großen Anteil daran, dass Afghanistan von der Herrschaft der radikal-islamischen Taliban befreit wurde. Er war einer der Kommandanten der Nordallianz, die die Taliban mit Hilfe von US-Truppen besiegten. Kurz vor der Vervollständigung der Kabinettsliste und der Vereidigung der Minister wurde am Montag in Kabul zudem bekannt, dass Justizminister Abdul Rahim Karimi im Amt bleibt. Die neue Regierung ist wie ihre Vorgängerin vorläufigen Charakters. Sie hat den Auftrag, Afghanistan zu allgemeinen Wahlen zu führen. Sie sollen Ende 2003 stattfinden und den Übergang zur Demokratie nach über 20 Jahren der Kriege und Willkürherrschaft markieren. Ein ständiger Ausschuss der über 1.500 Mitglieder starken Loya Jirga soll in den nächsten eineinhalb Jahren als provisorisches Parlament fungieren. (APA/Reuters)