Wien - "Miteinander" ist bei der Regenbogenparade am 29. Juni am Wiener Ring mehr als ein Motto. "Es soll an diesem Tag wirklich niemand ausgegrenzt werden, nicht einmal die Bundesregierung, bei der es genug Gründe geben würde", sagte der Sprecher des Events, der Schauspieler Alfons Haider. Bei der Demonstration, an der vergangenes Jahr etwa rund 250.000 Menschen teilgenommen haben, stehen erneut die Forderungen der Schwulen, Lesben und Transgender nach Gleichstellung im Vordergrund.Den Ehrenschutz zur Regenbogenparade 2002 haben der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und Nationalratspräsident Heinz Fischer gemeinsam übernommen. Eröffnet wird die Parade um 15 Uhr mit einem Meer von rot-weiß-roten Luftballons am Stubenring. Dann geht es andersrum um den Ring - traditionell angeführt von den "Dykes on Bykes", lesbischen Frauen auf ihren Motorrädern. Ein Moment der Stille um 16.50 Uhr soll an die Opfer von homophober Gewalt und von AIDS erinnern. Er ist fester Bestandteil der Wiener Regenbogen Parade. Im Gegensatz zu den letzten Jahren wird heuer keine Mauer durchbrochen, sondern weiße Tauben freigelassen, die symbolisch für die Freiheit der Seelen der Opfer stehen. Die "Friedenstauben" stehen auch für eine gewaltlose Zukunft der Gesellschaft. Einforderung der Rechte Bei der Einforderung ihrer Rechte zeigte sich die Gay-Community - unterstützt von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures und der Grünen Nationalratsabgeordneten Ulrike Lunacek - allerdings kämpferisch. Im Mittelpunkt der Kritik steht der "Homosexuellen"-Paragrafen 209. "Es ist eine Schande, dass es so einen Paragrafen noch gibt", sagte Bures. Verantwortlich dafür sei vor allem die Person von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V). Beide Politikerinnen betonten, dass der "209er" den Menschenrechten zuwider läuft. "Die Regierungsparteien blockieren bis heute eine Anerkennung homosexueller Opfer des Nationalsozialismus durch das Opferfürsorgegesetz", so Lunacek. Kampf gegen Diskriminierung Doch auch in dem alltäglichen Leben sind Schwule und Lesben in ihren Partnerschaften immer noch diskriminiert. Von der jüngst beschlossenes Sterbekarenz wären gleichgeschlechtliche Partner etwa ausgenommen, kritisierte Lunacek. "Es wäre schön, wenn das kein Thema mehr wäre", so die Grüne. Beide Parteien werden sich auch aktiv an der Parade beteiligen. Die Grünen - nach einem Versuch mit einem Fiaker und einer Liliputbahn - erstmals mit einem traditionellen Lastwagen. "Er fährt mit Biosprit, das ist zwar auch umstritten, aber immerhin", so Lunacek. Abgeschlossen wird die Parade ab 18 Uhr mit einem Konzert am Heldenplatz. Unter der Moderation von Alfons Haider werden KünstlerInnen wie das Girlduo Whatever, Björn Again oder Miss Candy auftreten. Regenbogen-Markt In Kooperation mit dem Café Berg wird im Vorfeld zur Parade zwei Tage lang von 27. bis 28. Juni 2002 im Bereich Wasagasse/Berggasse im 9. Bezirk ein Straßenfest stattfinden, welches mit Gastronomie, Verkaufs- und Infoständen, Beratungsangeboten und diversen Showacts den Platz mit Farbe und Leben erfüllen wird. (APA/red)