Wien - Längst ist nicht mehr die Rede von Mörderkohle, die durch den Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet gemacht werden kann. Aber vor lauter Schreck über den Absturz der "New Economy" und das unrühmliche Ende der meisten Dotcoms gerät eines aus dem Blickfeld, warnt Peter Neubauer, der Experte der Ersten Bank für das elektronische Geschäft: "E-Business ist ein fixer Bestandteil" des normalen Verkaufens geworden. Dabei entsteht keine neue Branche, wie im frühen Zeitalter der Amazons noch angenommen wurde, sondern bestehende Unternehmen eröffnen Onlineshops oder unterstützen ihren Ladenverkauf durch Internet. Wer beispielsweise zwei Stunden vor dem Zusperren erkunden will, in welchem Geschäft ein bestimmtes Produkt lagernd ist, kann so fündig werden - und der Kaufmann, der diese aktuelle Angebotsinformation anbieten kann, gewinnt. Dynamische Entwicklung Die Erste Bank schätzt die Zahl der Österreicher über 14, die bis 2007 "sporadisch" über Internet einkaufen wird, auf 38 Prozent der Bevölkerung - 2,7 Millionen Personen. Heute sind es bereits 1,1 Millionen, die im Schnitt viermal jährlich online shoppen, und nicht nur ihre Zahl, sondern auch die Häufigkeit des Einkaufens (auf elfmal jährlich) und der Umsatz der getätigten Einkäufe wird sich erhöhen, von derzeit 100 auf 1500 Millionen Euro. "E-Business wird zwar nicht explodieren, aber es wird sich sehr dynamisch entwickeln", sagt Neubauer. Fazit: Wer nicht dabei ist, wird an die webpräsenten Konkurrenten verlieren. Als einen wichtigen Indikator für diese Entwicklung sieht Neubauer die Erfahrungen mit Onlinebanking, denn "wer E-Banking macht, wird auch E-Commerce machen", da er eine wichtige psychologische Schwelle überschritten hat. Kräftiges Wachstum Das Wachstum in diesem Bereich ist kräftig: Alleine von 2000 auf 2001 rund 50 Prozent; in den ersten fünf Monaten legte die Erste und ihre Sparkassen nach eigenen Angaben um weitere 41 Prozent zu. Ein neues Produkt soll das Zahlen im Internet vom weiterhin dominaten Erlagschein (bei der Hälfte aller Onlineverkäufe wird paradoxerweise so bezahlt) zur elektronischen Form führen: "Netpay" - die Verknüpfung des Online- shops mit dem Bankkonto. Dabei tätigt ein Kunde einen Onlinekauf und wird per Mausklick mit seiner eigenen Bank zur Überweisung verbunden. (spu, DER STANDARD, Printausgabe 21.6.2002)