Afrika
OAU dringt auf Verhandlungslösung im Konflikt um Madagaskar
Keiner der beiden rivalisierenden Anwärter auf das Präsidentenamt soll vorerst anerkannt werden
Addis Abeba - Im Konflikt um die Macht in Madagaskar
haben Staatschefs der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) eine
"politische und Verhandlungslösung" und Neuwahlen vorgeschlagen. Bis
zu einer Lösung des Konflikts werde die OAU keinen der beiden
rivalisierenden Anwärter auf das Präsidentenamt anerkennen, hieß es
in einer Erklärung, die am Samstag nach einer Nachtsitzung in Addis
Abeba herausgegeben wurde. Der Sitz Madagaskars bei der Organisation
soll ruhen, bis eine rechtmäßige Regierung im Amt ist. Staatschefs aus einigen Mitgliedsländern waren am Freitag in der
äthiopischen Hauptstadt zu einem eintägigen Gipfel zusammengekommen,
um einen drohenden Bürgerkrieg auf Madagaskar abzuwenden. Bei
Zusammenstößen auf der Insel im Indischen Ozean starben bisher etwa
40 Menschen.
Der ehemalige Präsident Didier Ratsiraka und sein Rivale Marc
Ravalomanana wurden aufgerufen, sofort jegliche Kampfhandlungen
einzustellen, ihre Milizen aufzulösen, alle Straßensperren im Lande
aufzuheben und sich im Rahmen einer im April im Senegal getroffenen
Übergangsvereinbarung um eine friedliche Lösung des Konflikts zu
bemühen. Die OAU ermahnte Ratsiraka und Ravalomanana, alles zu tun
"um den Frieden, die nationale Einheit und die territoriale
Integrität" Madagaskars sicherzustellen.
Ratsiraka nahm persönlich an dem Treffen teil. Ravalomanana ließ
sich von seinem Außenminister Marcel Ranjeva vertreten. An dem OAU-
Treffen hatten auch die Präsidenten von Mosambik, Senegal und
Tansania teilgenommen. Ravalomanana ist seit Mai der neue Präsident
auf der Insel mit knapp 16 Millionen Einwohnern. Doch sein Vorgänger
Ratsiraka erkennt das Wahlergebnis nicht an. Die
Übergangsvereinbarung sieht Neuwahlen vor. Ratsiraka, der seit 1997
regiert hatte, war nach einem gescheiterten Vermittlungsversuch in
Senegal vor einer Woche überraschend nach Paris abgereist.(APA/dpa)