Die Verlage Springer und Bauer machen eine mehrheitliche Übernahme der insolventen KirchMedia vom Preis abhängig. "Wenn der Preis zu hoch ist und die Informationen nicht transparent genug sind, dann werden wir kein Gebot abgeben", bekräftigte die Sprecherin des Axel Springer Verlags, Edda Fels, am Donnerstag in Hamburg. "Wir werden uns auf ein unüberschaubares Risiko nicht einlassen", sagte sie. Europas größtes Zeitungshaus ("Bild", "Welt") und der Hamburger Heinrich Bauer Verlag ("Bravo", "TV Movie") haben ein Konsortium gegründet, das die Übernahme von KirchMedia anstreben soll. Die nun laufende Prüfung der wirtschaftlichen Bedingungen wird sich nach Einschätzung des Bauer Verlags über Wochen hinziehen. Die Bildung des Konsortiums sei Voraussetzung gewesen, um Zahlen von KirchMedia zu erhalten, sagte Fels. Offen ist, wie eine möglicher Einstieg finanziert werden soll. Dazu wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Nach Branchenschätzungen müssten für KirchMedia rund zwei Mrd. Euro investiert werden. Der Springer-Finanzvorstand Steffen Naumann hatte bei der jüngsten Bilanzvorlage auf die geringe Finanzverschuldung des Verlags verwiesen, die einen erheblichen Kreditspielraum eröffne. Der Verlag war 2001 erstmals mit 198 Mill. Euro in die roten Zahlen gerutscht. Verleger Heinz Bauer, der sein Unternehmen in vierter Generation führt, zählt laut Forbes mit einem Vermögen von 2,6 Mrd. Dollar (2,72 Mrd. Euro) zu den reichsten Familien in Deutschland. Traditionell nennt er für seine Verlagsgruppe mit rund 1,7 Mrd. Euro Umsatz keine Geschäftsergebnisse. Bauer hatte seit längerem den Ausbau des Fernsehbereich im Visier, sobald sich eine Chance böte. Der Verlag ist mit einer Minderheitsbeteiligung an dem TV-Sender RTL2 sowie dem Hörfunksender Radio Hamburg und der Hamburger Produktionsgesellschaft MME ("Bravo TV") beteiligt. Sollte der Einstieg in KirchMedia mit ihren profitablen Fernsehsendern erfolgen, würde der Springer Verlag an dem Bereich festhalten, den er im Januar abstoßen wollte: ProSiebenSAT.1. Damals hatte der Verlag die Option zum Verkauf seiner Anteile von 11,5 Prozent ausgeübt und damit das Kirch-Imperium in die Krise gestürzt. Die vereinbarten 767 Mill. Euro konnte Kirch nicht bezahlen. Der Springer Verlag hatte aber auch eine mögliche Aufstockung seines Anteils nicht ausgeschlossen, sollten die Konditionen stimmen. Mit der Übernahme von KirchMedia würde auch Springer nach Jahren wieder größer in den TV-Sendebetrieb einsteigen. "Im TV-Geschäft haben wir leider, leider den Zug vor vielen Jahren verpasst", bedauerte Vorstandschef Mathias Döpfner im Januar. So war das Engagement beim Kirch-Sender DSF 1994 beendet und das Magazin "Newsmaker" auf SAT.1 wieder eingestellt worden. Geblieben sind Beteiligungen an TV-Produktionsfirmen und ein geringer Anteil am Lokalsender Hamburg 1, der mehrheitlich zum Kirch-Imperium gehört. Das Flaggschiff des Springer-Verlags, die "Bild"-Zeitung, produziert zu den Geschichten des Blattes Fernsehbeiträge, die profitabel an Sender verkauft werden. Außerdem sind Fernseherfahrene an Bord: Der frühere TV-Produzent und Ex-Moderator der "NDR- Talkshow", Hubertus Meyer-Burckhardt, ist Vorstandsmitglied. Und als Herausgeber der Tageszeitungen "Die Welt" und "Berliner Morgenpost" fungiert der ehemalige Intendant des ZDF, Dieter Stolte.(APA/dpa)