Inland
Otto Molden gestorben
War am Aufbau der Widerstands-Bewegung "O5" beteiligt und gründete das "Forum Alpbach"
Wien - Der Widerstandskämpfer, Kulturpolitiker und
Schriftsteller Otto Molden ist heute, Dienstag, im 84. Lebensjahr
gestorben. Das teilte sein Bruder, der Verleger Fritz Molden,
Dienstagnachmittag mit. Während des Zweiten Weltkrieges war Molden am Aufbau der
militärischen Widerstandsbewegung O5 beteiligt. 1945 gründete er das
Europäische Forum Alpbach und das "Österreichische College".
In eine schillernde Familie hineingeboren, wurde er selbst zu
einer schillernden Figur der österreichischen Nachkriegsgeschichte:
Otto Molden. Der Begründer und langjährige Präsident des
"Europäischen Forum Alpbach" schuf nicht nur diesen "intellektuellen
Zauberberg", sondern setzte sich auch vehement für ein föderalistisch
organisiertes Europa ein.
Otto Molden wurde am 13. März 1918 in Wien geboren - in eine nicht
unprominente Familie: Sein Vater Ernst Molden war zu dieser Zeit noch
k.u.k. Diplomat. Später wirkte er als Chefredakteur der "Neuen Freien
Presse" und gründete 1946 schließlich die Tageszeitung "Die Presse".
Moldens Mutter Paula von Preradovic war Dichterin und verfasste die
österreichische Bundeshymne. Ottos jüngerer Bruder Fritz machte sich
nach dem Krieg als Journalist und Publizist einen Namen.
O5
Während des Zweiten Weltkrieges engagierte sich Otto Molden aktiv
in der Österreichischen Widerstandsbewegung O5 (O und der 5.
Buchstabe des Alphabets, E, für Österreich). Nach dem Krieg studierte
er Geschichte und Staatswissenschaft. Als 27-jähriger Student
gründete er gemeinsam mit dem Dozenten für Philosophie, Simon Moser,
im Sommer 1945 das "Europäische Forum Alpbach" und einige Monate
später das Österreichische College als unabhängige Kulturorganisation
und Träger der Alpbacher Veranstaltungen. Von da an leitete er das
College und damit auch das Forum bis 1960. Jahr für Jahr kommen seit
Kriegsende Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kunst
im August im Tiroler Bergdorf Alpbach zum Gedankenaustausch zusammen.
Preis für Doktorarbeit über Widerstand
1958 wurde Moldens Doktorarbeit unter dem Titel "Ruf des Gewissens
- der österreichische Freiheitskampf 1938 - 1945", eine
Forschungsarbeit über die österreichische Widerstandsbewegung, in
Buchform veröffentlicht. Für diese Schrift wurde er auch mit dem
Preis der Theodor-Körner-Stiftung für Kunst und Wissenschaft geehrt.
An weiteren Auszeichnungen erhielt er u.a. das Goldene Ehrenzeichen
für Verdienste um die Republik Österreich, das Verdienstkreuz des
Landes Tirol, das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung
Österreichs und die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Alpbach.
Aus der Leitung des Europäischen Forum Alpbach verabschiedete sich
Otto Molden 1960 für insgesamt zehn Jahre, um sich ganz seinen
politischen Aufgaben - der Gründung der "Föderalistischen
Internationalen" und der Gründung der Europäischen Föderalistischen
Parteien in Österreich und anderen Ländern Europas - widmen zu
können.
1970 wurde Molden wieder zum Präsidenten des Österreichischen
College gewählt und blieb in dieser Funktion bis 1992.
Von 1953 bis 1983 war Molden mit der Sängerin und
Staatsopern-Solistin Laurence Dutoit, einer gebürtigen Schweizerin,
verheiratet. Aus dieser Ehe stammen die beiden Kinder Peter und
Paula. 1984 heiratete Molden erneut, und zwar die Fernsehredakteurin
Koschka Hetzer. (APA)