Wegen drohender Leberschäden müssen in Deutschland Beruhigungsmittel mit dem Wirkstoff Kava-Kava sofort vom Markt genommen werden. Nach Todesfällen widerrief das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte die Zulassung für 86 Arzneimittel. Nach Angaben der Behörden vom Dienstag steht den Risiken kein ausreichender Nutzen gegenüber. Von der Anordnung nicht betroffen sind homöopathische Präparate mit sehr niedriger Kava-Kava-Dosierung.Leberschäden Dem deutschen Bundesinstitut liegen nach eigenen Angaben mehr als 40 Einzelfall-Berichte aus Deutschland über meist schwerwiegende Leberschäden vor. Diese drohten gerade bei höheren Dosierungen. Drei Patienten seien an den Folgen eines Leberschadens gestorben. In sechs Fällen seien Leber-Transplantationen nötig geworden. Kava-Kava heißt der auf Südpazifik-Inseln wachsende Rauschpfeffer. Die betroffenen Arzneimittel enthalten Extrakte aus seinen Wurzeln oder deren Inhaltstoff Kavain, das auch synthetisch hergestellt wird. Die meist rezeptfreien Mittel werden bei nervösen Angst- und Stresszuständen eingesetzt und sind auch bei Prüflingen beliebt. Kava-Kava zur Behandlung von Angst- und Spannungszuständen Nach Angaben der deutschen Arzneimittel-Behörde stehen zur Behandlung von Angst- und Spannungszuständen andere, weit risikoärmere Wirkstoffe zur Verfügung. Wer Kava-Kava-Präparate weglasse, müsse nicht mehr mit Leberschäden rechnen. Präparate mit Kava-Kava auch in Österreich im Visier der Behörden Der Pflanzenwirkstoff Kava-Kava und der auch synthetisch erzeugte Inhaltsstoff Kavain sind auch in Österreich im Visier der Gesundheitsbehörden. Bereits seit November 2000 sind Probleme mit den Präparaten in der Schweiz bekannt, erklärte Mag. Renate Jentzsch von der Arzneimittel-Zulassung im Gesundheitsstaatssekretariat. Todesfälle sind in Österreich nicht bekannt. Die Produkte aus dem Rauschpfeffer stehen im Verdacht, Leberschäden hervorzurufen. Sie sind apothekenpflichtig und werden laut der Expertin gerne statt künstlich hergestellter Präparate verwendet. Einsatzgebiete sind nervöse Angst- und Stresszustände etwa bei Prüfungen. Gutachten über mögliche Nebenwirkungen fast fertig Bereits im Herbst des vergangenen Jahres wurden alle Hersteller gebeten, zu den möglichen Leberschäden Stellung zu nehmen, erklärte Jentzsch. Ein Hersteller nahm daraufhin seine Produkte vom Markt. Heuer im März wurde vom Arzneimittelausschuss ein Gutachten über den Wirkstoff Kava-Kava in Auftrag gegeben. Der Abschlussbericht ist zwar noch nicht fertig, er falle möglicherweise aber nicht günstig für die Präparate aus, hieß es. Diese Vorgehensweise der Gesundheitsbehörden ist ganz normal und üblich, erklärte Jentzsch, da in Österreich im Gegensatz zu Deutschland und der Schweiz keine Fälle bekannt sind. Bei "Gefahr im Verzug" wären alle Präparate sofort vom Markt genommen worden. (APA/dpa)