Wien - Eine höhere Nachfrage auf dem internationalen Ölmarkt wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2002 für weltweit steigende Spritpreise sorgen. Während die Nachfrage nach Treibstoffen im Flugverkehr erst 2003 das Niveau vor den Anschlägen vom 11. September 2001 erreichen dürfte, habe sich im Gegenzug der Spritbedarf im Pkw-Verkehr deutlich erhöht. Das beginnende Wirtschaftswachstum in den USA trage sein übriges zur Nachfragesteigerung bei, so Ölexperte und Energie-Broker Ehsan Ul-Haq von PVM Oil Associates (Wien) am Mittwoch im Gespräch mit der APA. Während in den USA dadurch die Benzinpreise ansteigen, ist es in Europa vor allem Diesel, der laut Experte teurer wird. Derzeit kostet ein Liter Eurosuper in Österreich laut EU-Erhebung durchschnittlich 0,882 Euro, ein Liter Diesel 0,713 Euro. Der Ölexperte erwartet einen Preisanstieg bereits in den kommenden drei Monaten. Erhöhung der Fördermengen ausgeschlossen Laut Prognose der internationalen Energieagentur (IEA) soll die weltweite Ölnachfrage von Juli bis September gegenüber dem Vorquartal um 1,27 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag ansteigen. Im vierten Quartal wird eine Erhöhung der Nachfrage um 1,27 Mill. Barrel erwartet. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) blickt dieser bevorstehenden Nachfrageerhöhung vorerst gelassen entgegen. Beim bevorstehenden außerordentlichen Ölministertreffen kommenden Mittwoch in Wien schließt OPEC-Generalsekretär Ali Rodriguez, eine Erhöhung der Fördermenge des Kartells definitiv aus. Die nächste offizielle Tagung hat die OPEC am 18. September angesetzt. Eine möglicher Beschluss für eine Anhebung der Quote bei diesem Treffen werde von den dann zu konstatierenden Fundamentaldaten abhängen, so Rodriguez zuletzt. Ölexperte Ul-Haq hält auch eine Fördermengenerhöhung bereits vor diesem Treffen nicht für ausgeschlossen. Allerdings würde die OPEC erst eingreifen, wenn der Ölpreis über 28 Dollar je Barrel ansteigt, meint der Experte. Am Dienstag kostete ein Barrel OPEC-Öl laut Angaben der Nachrichtenagentur OPECNA 23,85 Euro, um 33 Cent weniger als am Tag davor. Expertentreffen Für Donnerstag und Freitag ist Wien ein Expertentreffen zwischen OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten angesetzt. Dabei gehe es allerdings nicht um Beschlüsse sondern lediglich um einen Gedankenaustausch, betonte OPEC-Sprecher Abdulrahman Al Kheraigi am Mittwoch auf APA-Anfrage. Ziel sei es, "den Geist der Kooperation und Zusammenarbeit" auf Recht zu erhalten. "Reden ist besser als kämpfen", so der Sprecher. Selbst wenn sich OPEC- und Nicht-OPEC-Länder auf keine gemeinsame Strategie einigen und Russland und Norwegen offiziell ihre Fördermengen erhöhen sollten, geht der Ölexperte dennoch von keinem raschen Überangebot aus. Tatsächlich seien rasche Output-Erhöhungen in beiden Ländern nicht zu erwarten, so Ul-Haq. (APA)