Kurz vor einem Treffen über Gesetzesänderungen zur Terrorbekämpfung der regierenden spanischen Volkspartei (PP), explodierte am Dienstag, dem 19.2., nahe Bilbao eine Bombe. Dem Obmann der sozialistischen Jugend musste ein Bein amputiert werden. Die Antiterrorgesetze zielen auf ein Verbot des politischen ETA-Armes - der "Batasuna" - ab. 800 Menschenleben kostete der Kampf der ETA bereits - Florian Irnberger resümiert über die Geschichte der ETA. Das Baskenland - partielle Autonomie Der verbitterte Kampf um kulturelle Autarkie konfligiert in der gesamten Region, in den baskischen Hochburgen sprechen allerdings nur 22% der rund 2,8 Millionen EinwohnerInnen des Baskenlandes Euskadis, die Baskensprache. Neben den 3 Provinzen Labourd-Basse-Navarre und Soule unter französischer Verwaltungshoheit sind es vor allem die 4 Gemeinden Alava, Vizcaya und Guipuzcoa (CAV) und Navarra im spanischen Nord-Osten an den Pyrenäen, die zum baskischen Einzugsgebiet zählen. Seitdem im Jahre 600 das Herzogtum Vasconie und um 900 nach gregorianischem Kalender das Königreich Navarra die Ethnie komprimierten, gab es kein einheitliches Staatengebilde der Basken mehr. Nichtsdestotrotz ist der Kampf der Basken um Eigenständigkeit und Souveränität kein so desperater, wie es scheint. Das Autonomiegebiet der CAV (Communidad Autonoma Vasca) sichert zumindest in einem Kerngebiet den Erhalt der kulturellen Integrität: Baskisch ist hier Landessprache, eine eigene Polizei und baskische Schulen festigen über die von König Juan Carlos eingeführten Fueros - Sonderrechte - hier den kulturellen Status der Minderheit. Politischer Kampf - unmenschliche Mittel 3 Parteien fechten in der Region um die politische Vormachtstellung: Neben der Regierungspartei PP sind es auf der regionalen Bühne die gemäßigt nationale PNV und die bereits erwähnte Batasuna (nach dem früheren ETA Kämpfer Herri Batasuna) oder EH - Euskal Herritarok. Die EH kann ähnlich der irischen Sinn Fein als politischer Zweig der ETA gesehen werden. Von 1998 bis 2001 leitete sie tonangebend in Koalition mit der PNV (Partida Nationalista Vasco) die regionalen Regierungsagenden. Von einer politischen Bekämpfung der ETA war unter ihrer Obhut nichts zu spüren, obwohl wie Hermann Tertsch in der Zeit konstatiert, "(..) die ETA heute das gefährlichste Zentrum des Neonazismus in Europa ist - gefährlicher als der Neonazismus in Deutschland." Baskische Ethnizität - eine Glorifizierung? Mit der Industrialisierung begann die Migration in das für den Export prädestinierte Baskenland, und damit ein kultureller Kampf um regionale Vorherrschaft. Auf romantizistischer Suche nach bäuerlichen Wurzeln seines Volkes, erhob Sabino Arana Goiri Symbole und kulturelle Eigenheiten seiner Sozialisation in den Reliquienrang und begründete damit um 1890 die Renaissance der Separationsidee: Nachdem Vertreter der PNV unter der Eiche von Guernica (Picassos Gemälde des Bürgerkrieges rückte die baskisch-heidnische Kultstätte später ins europaweite Spotlight) 1936 die Republik Euskadi ausgerufen hatten, wurde der Traum bereits 1937 von Truppen Francos und der deutschen Legion Kondor zerstört, die PNV flüchtete ins Exil nach Paris: Erst 20 Jahre später wurde der Kampf um einen Mythos weitergeführt, allerdings mit divergierenden Mitteln: ETA - das Deathsquad und Ihre Opfer Die Studentengruppe namens EKIN galt in Bilbao anfänglich als Extension der PNV, spaltete sich jedoch 1959 von der alten Garde ab und betitelte sich neu: ETA - Euskadi Ta Azkatazuna - Baskisches Vaterland und Freiheit. Der Terrorismus der ETA begrenzte sich zunächst auf Personen des öffentlichen Lebens, mit Vorliebe aus der näheren Umgebung Francos. Unter den spektakulärsten Opfern war 1973 sein Ministerpräsident Carrero Blanco, dessen Ermordung die Inauguration von Juan Carlos zur Konsequenz hatte. Der ersten Phase der politischen Zielscheiben bis Francos Tod `75 folgte eine Welle der Gewalt bis heute, die vor allem zivile Blutspuren und zweifelhafte Motivationen hinter sich ließ. Florian Irnberger umreißt die Geschichte der ETA und ihre kulturelle Einbettung in seiner Arbeit für die Paris Lodron Universität Salzburg. Die Arbeit ist im Volltext nachzulesen bei mnemopol.net .