Sehr rührig ist gegenwärtig

das Wiener Produktionsbüro Amour fou, das sich dieser Tage als Initiator einer Unterschriftenliste für die von der Einstellung bedrohten ORF-Kunst-Stücke stark macht: 9000 Menschen haben bis dato unterschrieben, weil ihnen Heide Tenner keine Angst macht, wenn sie sagt: Manchmal wäre es fast besser, eine Kultursendung an die Seher per Video zu versenden, weil das dann billiger sei als die Ausstrahlung.

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Zu dieser programmatischen Bankrotterklärung

wäre zu sagen, dass der ORF in den letzten Jahren praktisch keine Gelegenheit ausgelassen hat, den Ruf seiner Kulturschienen nachhaltig zu kabarettisieren. Letzte Woche musste man Herrn De Luca zusehen, wie er ausgiebig furzte.

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Eine Zumutung war zuletzt

auch diese lange Kunst-Stücke-Nacht der Musik: Eine wahre Orgie der Restlverwertung, bei der unter anderem ein Konzert mit Patti Smith und eins mit Portishead zum Besten gegeben wurden. Klarer Fall von: Das muss uns der ORF nicht mehr auf Video schicken; wir haben das nämlich eh schon einmal woanders aufgenommen oder gekauft, dann aber auch wieder gelöscht.

Insofern unterschreiben wir die wichtigsten Forderungen der Amour-fou-Petition: "die Kunst-Stücke als vitale, eigenständige Marke auszubauen, auf einem attraktiven Sendeplatz zu verankern und zur zentralen Schaltstelle des innovativen, zukunftsorientierten Fernseh- und Filmschaffens im ORF zu erweitern". (cp/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 18.6.2002)

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