Frankreich
Frankreich Hauptstadt stemmt sich gegen den nationalen Trend
Mehrheit der Pariser Mandate für Sozialisten und Grüne
Paris - Bei der Parlamentswahl in Frankreich hat sich
Paris gegen den landesweiten Trend gestellt: Die Hauptstadt entsendet
nach der Stichwahl am Sonntag zwölf Politiker der Linken in die
Pariser Nationalversammlung. Damit konnten Sozialisten und mit ihnen
verbündete Grüne die Mehrheit der 21 Pariser Mandate erringen. In der
vergangenen Legislaturperiode hatten die bürgerlichen Rechten zwölf
Hauptstadt-Abgeordnete in das Palais Bourbon entsandt. Nun drehten
die Linken um den populären Bürgermeister Bertrand Delanoe den Spieß
um. Traditionell liegen die Hochburgen von Konservativen und Liberalen
im Westen sowie im Zentrum der Hauptstadt. Gerade dort konnten aber
zwei Grüne Mandate erobern. Im ersten Wahlkreis schlug Martine
Billard mit 50,92 Prozent der Stimmen knapp den Bürgermeister des
ersten Arrondissements, Jean-Francois Legaret vom Wahlbündnis UMP des
Präsidenten Jacques Chirac. Im südwestlichen elften Pariser Wahlkreis
setzte sich der grüne Ex-Umweltminister Yves Cochet mit 51,83 Prozent
gegen die UMP-Kandidatin Dominique Versini durch. Den dritten bisher
von den Rechten gehaltenen Pariser Sitz eroberte die Sozialistin
Annick Lepetit im 17. Wahlbezirk: Die Bürgermeisterin des 18.
Arrondissements schlug mit der hauchdünnen Mehrheit von 50,27 Prozent
den UMP-Bewerber Patrick Stefanini, einen Vertrauten des
neogaullistischen konservativen Ex-Premiers Alain Juppe.
Wahlbeobachter schreiben den Erfolg der Pariser Linken angesichts
des landesweiten Stimmenrückgangs einem "Delanoe-Effekt" zu. Der
erste linke Rathaus-Chef der Hauptstadt selbst sprach von einer
"ermutigenden Botschaft" für die von ihm propagierte Bürgernähe. 1993
hatten die Bürgerlichen noch 20 der 21 Mandate errungen. Der
wiedergewählte Pariser UMP-Abgeordnete Claude Goasguen sagte, sein
Lager müsse nun "wieder aufgebaut" werden - mit mehr Frauen, jüngeren
Kandidaten und moderneren Ideen.(APA)