Chiracs Vier-Gang-Getriebe

Nach dem triumphalen Wahlsieg der bürgerlich-konservativen Parteien in Frankreich hat der neogaullistische Staatschef Jacques Chirac die Schaltstellen der Macht mit Leuten seiner Wahl besetzt (siehe: Chirac wird zum mächtigsten Staatsoberhaupt in der EU).

Hauptrollen spielen in erster Linie folgende vier Politiker ...

montage: derStandard.at

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Jean-Pierre RAFFARIN

zunächst von Chirac als Übergangs-Premier eingesetzt, erwies sich für den Präsidenten als Glücksgriff. Der 53-jährige Rechtsliberale aus der Provinz, bisheriger Präsident der Region Poitou-Charente, der den meisten Franzosen bei seinem Amtsantritt Anfang Mai völlig unbekannt war, obwohl er als Handelsminister 1995-97 bereits der Regierung angehört hatte, ging mit einem einfachen Programm auf Stimmenfang: dem Staatschef dienen und seine Vorgaben ohne Wenn und Aber umsetzen. In den fünf Wochen bis zur Parlamentswahl betrieb Raffarin eine reine Ankündigungspolitik, die aber Wirkung zeigte. So wurde das gute Abschneiden der rechtsbürgerlichen Parteien auch mit dem "Raffarin-Effekt" erklärt.

foto: apa/epa/afp/kovarik

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Alain JUPPE

neogaullistischer Ex-Premier und derzeit Bürgermeister von Bordeaux, ist einer der einflussreichsten Politiker im konservativen Lager und hat den direkten Draht zu Chirac, dessen Nachfolge im Elysee-Palast er anstrebt. Offen beansprucht der 56-Jährige den Vorsitz der neuen "Union für die Präsidentenmehrheit" (UMP), dem Wahlbündnis Chiracs, das jetzt zur bestimmenden Kraft im Parlament wurde. Als Außenminister der (von Edouard Balladur geleiteten) letzten Kohabitationsregierung unter Francois Mitterrand (1993-95) und als Chiracs Premierminister (1995-1997) fiel Juppe' wegen seiner als überheblich empfundenen Art bei vielen Franzosen in Ungnade; nach der Niederlage bei der Parlamentswahl 1997 zog er sich in den Wartestand ins erzkonservative Bordeaux zurück, wo er seit sieben Jahren Bürgermeister ist. Nun will der Bauernsohn aus der südwestfranzösischen Gascogne hoch hinaus: In fünf Jahren will er Chirac beerben und sich als UMP-Chef dafür die beste Ausgangsbasis verschaffen.

foto: reuters/lhospice

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Nicolas SARKOZY

leitet das neu geschaffene Ministerium für Innere Sicherheit. Damit hat der stramme Konservative einen Schlüsselposten inne, denn die neue Regierung hat die Kriminalitätsbekämpfung zu ihrer Hauptaufgabe erklärt. Eigentlich brannte der ehrgeizige Spross einer ungarischen Flüchtlingsfamilie aus Siebenbürgen darauf, Premierminister zu werden - aber Chirac gab Raffarin den Vorzug, dem er eher zutraute, das zerstrittene rechte Lager zu einen. In den ersten Wochen seiner Amtszeit vermittelte Sarkozy mit medienwirksamen Auftritten den Eindruck, die neue Regierung werde die Sicherheitsprobleme in den Griff bekommen. Das hundertprozentige Vertrauen Chiracs hat der 47-Jährige nicht: Der Präsident hat nicht vergessen, dass Sarkozy 1995 den Wahlkampf für Chiracs Rivalen Balladur führte.

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Außenminister Dominique DE VILLEPIN

ist einer der engsten Vertrauten Chiracs. Seit 1995 leitete der Aristokrat unter Chirac als Generalsekretär das Pariser Präsidialamt mit seinen rund 700 Mitarbeitern. Nun gestaltet der 48-jährige Karrierediplomat als verlängerter Arm des Staatschefs die Außenpolitik Frankreichs mit. Wie es in den deutsch-französischen Beziehungen üblich ist, stattete de Villepin seinen ersten Auslandsbesuch in Berlin ab. Dabei entdeckten de Villepin und sein grüner deutscher Kollege Joschka Fischer zumindest eine Gemeinsamkeit: Beide sind Marathon-Läufer. (APA/rasch)

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