Mensch
Augenkrankheiten: Exaktere Diagnose von Leseproblemen
"Ausgezeichnete Erfolge" mit den "Radner Lesetafeln"
Linz/Wien - Eine exaktere Diagnose kann nun bei Patienten
mit Augenkrankheiten gestellt werden. Viele klagen nämlich über
massive Probleme beim Lesen. Mit herkömmlichen Sehtests seien diese
Schwierigkeiten nicht messbar, erklärte Universitätsprofessor
Wolfgang Radner von der Augenklinik der Universität Wien. Deshalb
entwickelte er "Lesetafeln", mit denen nicht einzelne Buchstaben,
sondern - wie im Alltag - ganze Sätze gelesen werden müssen.
Leseprobleme können damit exakter nachgewiesen und die Brille
dahingehend abgestimmt werden. Seit kurzem sind sie in der Praxis im
Einsatz, mit "ausgezeichnetem Erfolg", freute sich Radner im Gespräch
mit der APA. Augenerkrankungen wie Schielen, Grauer Star oder altersbedingte
Netzhautdegenerationen können das Sehvermögen im Alltag extrem
beeinträchtigen. Probleme treten vor allem dann auf, wenn es um das
Lesen geht. Bisher konnte dies aber "nicht so gut" festgestellt
werden. Denn: "Bei Sehtests können viele der Patienten oft noch sehr
kleine Buchstaben erkennen. Werden diese aber zu Wörtern aneinander
gereiht, nicht mehr", erläuterte der gebürtige Linzer Radner.
Mit den abgestuften Lesetafeln können diese Probleme nun genau und
standardisiert diagnostiziert werden. Wissenschaftliche Studien
zeigten, dass in der älteren Bevölkerung besonders jene mit einer so
genannten Makula- Degeneration profitieren. Dabei handelt es sich um
eine Schädigung der Netzhaut, die zum Verlust des zentralen Sehens
führt, im Volksmund bekannt unter "Netzhaut-Verkalkung".
Österreichweit ist davon immerhin jeder zwanzigste 60-Jährige
betroffen - Tendenz mit zunehmendem Alter steigend. Denn um das 90.
Lebensjahr hat diese Krankheit schon jeder Zweite. Von den
Schielpatienten profitieren sogar alle, so der Experte. Gerade diese
Patienten hätten nichts davon, wenn sie einzelne Buchstaben scharf
sehen, denn "im Alltag nützt ihnen das gar nichts".
Radners Lesetafeln sind mittlerweile im gesamten deutschsprachigen
Raum verbreitet, haben dem Mediziner mehrere Vortragseinladungen an
amerikanischen und deutschen Universitäten eingebracht und wurden
bereits drei Mal mit Preisen ausgezeichnet. (APA)