Werbung
Unerlaubte Werbung?
"Wetten, dass...?" in Disneyland: Konkurrenz wirft ZDF unzulässige "Kooperationen" im Programmbereich vor
Am 6. Juli wird "Wetten, dass...?" zur Show
der Superlative. Im Euro-Disneyland in Paris wird Thomas Gottschalk
die Sommerausgabe von Deutschlands erfolgreichster
Unterhaltungssendung moderieren. Mit diversen Partnern aus der
Wirtschaft stemmt das ZDF die Show, deren Kosten von Experten auf
rund 1,2 bis 1,4 Millionen Euro beziffert werden. Im Vorfeld mehrt
sich unterdessen der Protest gegen Gottschalk und Co.. Der Sender
nutze seine Kooperationen zur "unerlaubten Werbung" nach 20.00 Uhr,
meinen Kritiker und kündigen zugleich an, gegen die ZDF-Methoden
vorzugehen.Und der Kreis schließt sich ...
Die Vorbereitungen für die Show laufen auf Hochtouren. In Trailern
für die Sendung bot das Reiseunternehmen Dertour Fahrten zum
Pauschalpreis nach Frankreich an, das Transportunternehmen Danzas
wird die "Eventlogistik" betreiben und die Technik von verschiedenen
Standorten nach Paris mit 23 Lastwagen transportieren. Da Danzas eine
Tochter der Deutschen Post ist, schließt sich der Kreis zu Thomas
Gottschalk, der mit seinem Bruder Christoph intensiv die Werbetrommel
für die "Aktie Gelb" gerührt hat.
Gummibärli für Gäste
Das Energieunternehmen RWE wird wie immer das Preisgeld von 50.000
Euro für den Wettkönig stiften, und Gottschalk selbst dürfte seinen
Gästen die Gummibärchen einer von ihm beworbenen Marke anbieten. Den
größten Beitrag leisten die Walt Disney Studios im Euro-Disneyland in
Paris. Dort findet die Show in der Stunt Show Arena statt. Der
amerikanische Vergnügungskonzern übernimmt in seinen sieben Hotels
vor Ort auch die Beherbergung von rund 200 Menschen - ZDF-Personal
und VIP-Gästen. Bekannte Disney-Figuren wie Donald Duck oder Mickey
Maus werden nach Auskunft von Dirk Stourney aus der Münchner
Marketingabteilung des Konzern vermutlich auch durchs Bild wandern.
Stunt Shows, wie sie Euro-Disney-Touristen auch zu Gesicht bekommen,
seien in der Show auch vorgesehen.
"Gekonnte Mischung zwischen Werbung und Programm"
Die private ZDF-Konkurrenz ist verärgert. Es handele sich nicht
einmal um "Schleichwerbung", sondern um "knallharte Werbung und zwar
um eine gekonnte Vermischung von Werbung und Programm", sagt Jürgen
Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und
Telekommunikation (VPRT). "Natürlich gibt es inzwischen bei allen
Fernsehangeboten eine Grauzone - aber nirgendwo wird so dreist
geworben wie bei "Wetten, dass...?"." Wäre für die Privatsender die
ZDF-Show ein Vorbild, dann wäre ihnen die zuständige
Landesmedienanstalt längst auf den Leib gerückt, meint Doetz. Als
Beispiel führen die Privaten an, dass RTL zur Zahlung eines Bußgeldes
verurteilt wurde, weil in einer "Big Brother"-Show die Fahrzeuge
eines bekannten Wohnmobilherstellers durchs Bild fuhren.
"Zusätzliche Einnahmequellen nutzen"
ZDF-Sprecher Walter Kehr verteidigt seinen Sender. "Das
Bundesverfassungsgericht hat darauf hingewiesen, dass das
öffentlich-rechtliche Fernsehen auf der Grundlage des
Rundfunkstaatsvertrags verpflichtet ist, alle Möglichkeiten
auszuschöpfen, um zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen." Er
räumt jedoch ein, dass es "sensible Grenzbereiche" gebe. Sponsoring,
also das Präsentieren von bestimmten Sendungen durch Firmen, ist bei
ARD und ZDF grundsätzlich erlaubt, jedoch laut Rundfunkstaatsvertrag
nur "in vertretbarer Kürze" und ohne dass "Inhalt und Programmplatz"
einer Sendung beeinflusst werden dürfen.
"Kooperationen" im Programmbereich
Kontrolliert wird das ZDF durch seine Gremien, den Fernsehrat und
den Verwaltungsrat. Ihnen sind zum Jahresende 2001 sämtliche
"Kooperationen" für dieses Jahr im Programmbereich vorgelegt worden -
Proteste habe es in den Gremien nicht gegeben, heißt es vom Sender.
Der VPRT kündigt an, für die "unzulässige Werbung des öffentlich-
rechtlichen Rundfunks" die Rechtsaufsicht zu bemühen - und die liege
bei den Ministerpräsidenten der Länder. Von denen wiederum sitzen
einige prominente Vertreter im ZDF-Verwaltungsrat. (APA/dpa)