International
Kurdenführer gibt Irak keine Chance bei US-Angriff
Jalal Talabani: Saddam Hussein könnte nur wenige Tage standhalten
Hamburg - Das Regime des irakischen Staatschefs Saddam
Hussein könnte nach Ansicht des Kurdenführers Jalal Talabani einem
US-Angriff nur wenige Tage standhalten. "Das irakische Regime wird
sich nicht lange halten können und sich innerhalb von Tagen
auflösen", sagte der Chef der Patriotischen Union Kurdistans (PUK)
dem in Hamburg erscheinenden deutschen Nachrichtenmagazin "Der
Spiegel", das am Montag erscheint. Sollte Saddam Hussein bei einer
US-Intervention die Kurden im Nordirak angreifen, so würden diese
sich zur Wehr setzen: "Natürlich würden wir uns dann verteidigen und
einen Gegenangriff starten", sagte Talabani. Der Nordirak ist seit
dem Ende des Golfkriegs 1991 der Kontrolle Bagdads entzogen. Die Provinzen Arbil, Suleimaniya und Dohuk werden von der
Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) unter Massud Barzani und der
PUK seines Rivalen Talabani kontrolliert. Die PUK beherrscht den
östlichen Teil an der Grenze zum Iran, während die KDP weitgehend das
Grenzgebiet zur Türkei unter ihrer Kontrolle hat.
Aufforderung an Deutschland
Talabani (68), der dem "Spiegel"-Bericht zufolge kürzlich in
Frankfurt mit amerikanischen Regierungs- und Geheimdienstvertretern
sprach, forderte Deutschland zum Beistand bei einem erneuten
Giftgas-Angriff Bagdads auf die Kurden auf. Über den deutschen
Botschafter in der Türkei habe die PUK angefragt, ob die deutschen
ABC-Waffenspezialisten, die nach Kuwait entsandt wurden, dann die
Kurden im Nordirak beschützen könnten. Dies stünde den Deutschen gut
an, weil deutsche Firmen dem Irak bei der Entwicklung chemischer
Waffen geholfen hätten, meinte Talabani.
Die USA setzten inzwischen nicht mehr auf einen Staatsstreich im
Irak, sondern auf die Kurdenparteien im Norden und die schiitische
Opposition, so der PUK-Chef. Washington verstehe jetzt, dass die
Kurden keine Separatisten seien, sondern einen "föderalen
demokratischen Irak" wollten. Die Angst der Amerikaner, die Schiiten
seien Verbündete des Iran, sei unberechtigt. Diese wollten "endlich
ihre Bürgerrechte in einer parlamentarischen Demokratie
verwirklichen", sagte Talabani. (APA/dpa)